Mein "Motorhome" is my Castle ...


Busfahrer unterwegs im Baltikum ...Wer hatte SIE eigentlich zuerst "Weiße Pest" genannt? WIR auf jeden Fall waren es nicht! Es muss in irgend einem dieser Wüsten Foren gewesen sein, wo wir zuerst diesen Begriff gelesen hatten - war es nicht anlässlich eines Veranstalters gewesen, der mit Womos im Konvoi auf afrikanischen Pisten bis weit nach Süden gefahren war ..??

Auf jeden Fall hatte einer SIE so bezeichnet, der es offensichtlich nicht aushalten konnte, SIE auch auf SEINEN Pisten zu sehen - Womos eben auf dem Weg nach Süden ...

Nun ja, wir sind da härter: Während unserer Tour Baltikum 2004 stellen wir uns auf dem Campingplatz Haapsalu genau gegenüber von einem solchen echten "Campingbus" auf - rund um das weiß-bunte MAN-Ungetüm rührt sich stundenlang nichts, eine perfekte Verdunklung lässt nicht einmal erkennen, ob "Bewohner" an Bord sind ...


Anlässlich der C-B-R 2005 in München war es dann so weit: Auch wir konnten endlich stolze Besitzer eines solchen Fahrzeugs werden - für schlappe 8,99 Euro war das Teil ein echtes Schnäppchen. "Happy People play", Nr. 33259 von der M. Klein GmbH & Co. KG, Bremen - ein Spielzeug mit "Power & speed" und so genannter "Pull Back Action": Durch Zurückziehen kann man eine Antriebsfeder derart aufziehen, dass das Fahrzeug anschließend nur so davon schießt ...

Ausfahrbares Vorderteil ... ... und Sitzmöbel unter der Markise ...

Dieses "Motorhome Wohnmobil" hat nun noch einige andere Extras, die das Ganze allerdings laut Verpackungsaufschrift ungeeignet macht für Kinder unter 3 Jahren wegen verschluckbarer Kleinteile: Man kann das Womo nach seinen eigenen Vorstellungen unterschiedlich innen ausbauen - laut Verpackung bieten sich mindestens 12 verschiedene Varianten der Einrichtung. 

Man möge es uns nachsehen, dass wir uns lediglich an einer einzigen Variante versucht haben - das Ergebnis mit halb zugestellten Bildern an der Wand oder durch Schränke halb verdeckten Fenstern ermutigte nicht gerade zum weiteren Umbau - irgend wie verließen uns dabei die Kräfte, die man wohl braucht, wenn man ein echter "Leerkabinen"-Freak ist und alles selbst ein- und umbauen will ...

Das Motorhome ... ... mit mindestens 12 Ausbaumöglichkeiten ...

Und so hatten wir dann schließlich eine Ausbauvariante mit Schränken, Spüle, gemütlichster Sitzecke im Fahrzeugheck, mit Doppelbett gegenüber vom ausfahrbaren Vorderteil des Luxusbusses, das einen Schrank mit Fernseher aufnimmt, falls es abends im Himmelbett zu langweilig werden sollte.

Das abnehmbare Dach gibt den Blick frei ins Innere und zeigt vor allem eines: Was so ein "Camper" durch die Gegend fährt, ist im Wesentlichen ein Luxusappartement, bei dem es auf optimale Raumausnutzung sicher nicht im Geringsten ankommen muss - Hauptsache, man hat mindestens einen Komfort und so viel "Gelsenkirchener Barock" wie im gemütlichen Zuhause ...

Nasszelle und WC dürfen nicht fehlen ... ... auch nicht der Fernseher vor dem Himmelbett ...

Und damit sich das spielende Kind auch richtig auf das "echte" Campingleben der Zukunft vorbereiten kann, darf natürlich eine luxuriöse Nasszelle genau so wenig fehlen wie eine separate WC-Kabine. Ausreichend Sitzbänke innen runden das Fahrzeug ab, mit dem man dann problemlos sicher viele verregnete Tage auf einem 5-Sterne-Campingplatz verbringen kann, ohne es je verlassen zu müssen.

Ach ja, apropos Verlassen des Fahrzeugs: Immer, wenn wir bei unseren Touren unterwegs in entsprechender Umgebung bisher auf ein annähernd ähnliches Fahrzeug gestoßen sind, machte eigentlich nie jemand der Insassen Anstalten, das Gefährt zu verlassen, so dass man die "Camper" auch fast nie zu Gesicht bekam. Plötzlich wurde dann am Morgen das Triebwerk angeworfen und das Teil rollte davon - ob überhaupt Insassen darin waren oder vielleicht doch nur unheimliche, ruhe- und körperlose Campinggeister ..?

Um so erstaunlicher, dass "unser" Bus über 2 Stühle und einen Campingtisch verfügt, die "draußen" aufgestellt werden können, direkt unter der nur halb ausfahrbaren Markise - irgend wie hat man bei dem "Made in China" (wo sonst?)-Modell übersehen, dass 2 kleine Schräubchen verhindern, dass die Markise richtig ausgefahren werden kann - aber was will man schon für 8,99 Euro verlangen ..?

Dach abnehmbar ... ... und freier Blick aufs Innere ...

Nun, wir haben bei unserem Modell alles aufgestellt und erfreuen uns so im Modellkeller am schönen Anblick eines "echten" Campers - hoffen wir, dass die Eigentümer eines solchen "richtigen" Fahrzeugs künftig nicht allzu sehr zur Kasse gebeten werden - schließlich haben sie für ihren x-Tonnen-Bus schon genug hinblättern müssen: Wie andere Leute eben für "der Oma ihr klein Häuschen" ...


Fast wäre es aber geschehen: Was als Abschaffung des Steuerprivilegs für schwere Geländewagen begonnen hatte, wurde über Nacht auch zu einem Plan zur höheren Besteuerung von Wohnmobilen: Vom 01. Mai 2005 an sollte ursprünglich eine zwischen 300 und 500% höhere Kfz-Steuer fällig werden - ja wenn denn die chaotische Politik das umgesetzt hätte, was sie vorher entworfen und beschlossen hatte - entweder vorsätzlich (wegen mehr Steuereinnahmen) oder aber aus Unfähigkeit (die Konsequenzen wurden übersehen). 

Noch kurz vorher hatte die zuständige Landesbehörde in Bayern den Bund für eine Neuregelung verantwortlich gemacht, für die jetzt der schwarze Peter hin- und hergeschoben wird. Ein möglicher Grund: Von der Neuregelung der Kfz-Steuer profitieren ausschließlich die Bundesländer, nicht aber der Bund - ein Grund, warum man möglicherweise die neue Besteuerung von Geländewagen und Wohnmobilen zunächst unverändert so belassen hatte, wie geplant.

Noch ist die leidige Neuregelung der Kfz-Steuer noch nicht vom Tisch, die bisher ab 1.5.05 folgendes vorsah für Fahrzeuge wie das hier beschriebene: ...

7. Wohnmobile und bauartähnliche Fahrzeuge

Wohnmobile sind in verkehrsrechtlicher Hinsicht als Fahrzeuge der Klasse M (für die Personenbeförderung ausgelegte und gebaute Kraftfahrzeuge mit mindestens vier Rädern) mit besonderer Zweckbestimmung anzusehen (Anhang IIA Nr.5.1 der Richtlinie 70/156/EWG), sie sind demgemäß als PKW zu qualifizieren.

Unter Anknüpfung an diese verkehrsrechtliche Beurteilung sind Wohnmobile mit höchstens acht Sitzplätzen außer dem Fahrersitz kraftfahrzeugsteuerrechtlich als „PKW“ zu behandeln. Derartige Wohnmobile mit verkehrsrechtlich zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 2,8t, die bisher als „andere Fahrzeuge“ i.S. des §8 Nr.2 KraftStG der Gewichtsbesteuerung unterlagen, sind daher – wie entsprechende Wohnmobile mit eine zulässigen Gesamtgewicht bis 2,8t – als PKW zu besteuern (§8 Nr.! KraftStG). Gleiches gilt für bauähnliche Fahrzeuge (z.B. sog. Büro- und Konferenzmobile). ...

Am 23.03.05 wurde die Anweisung, Reisemobile wie Pkw´s zu behandeln, durch das Finanzministerium in München zunächst einmal ausgesetzt. Ende Mai soll die künftige Handhabung durch die obersten Finanzbehörden des Bundes und der Länder abschließend geklärt werden. Es bleibt spannend - und wir zittern mit, wenn wir an die Camper denken, die über ein solches Fahrzeug verfügen: Alles Gute ...!


Lkw-Überholen ab sofort angesagt ...Passend zur obigen Diskussion um Besteuerung nach Hubraum und Schadstoffklassen, zur Diskussion über Reduzierung von Feinstaubbelastung, zu möglichen Tempolimits für Kleinlaster und natürlich auch zur Abschaffung des Bullenfängers, die ja ebenfalls der Erhöhung der Verkehrssicherheit dienen soll, nun ein weiterer Aprilscherz der in dieser Hinsicht wirklich "gradlinigen" Verkehrspolitik:

Per 01.04.05 wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Wohnmobile von 3,5 bis 7,5 t zulässigem Gesamtgewicht auf deutschen Autobahnen und Kraftfahrstraßen ganz plötzlich und per Ausnahmeverordnung von 80 km/h auf 100 km/h angehoben. Fahrzeuge dieser Gewichtsklasse, die als "So. Kfz Wohnmobil" zugelassen sind, dürfen sich nun noch mehr als zuvor an den täglichen Rennveranstaltungen auf den deutschen Autobahnen beteiligen. 

ADAC und "Betroffene" jubeln: Durch die Ausnahmeverordnung sollen schwere Wohnmobile vor allem die auf 80 km/h begrenzten Lkw überholen können. 

Na dann allerseits gute und allzeit freie Fahrt!  


© 2005 J. de Haas