Reisen in Europa -

Gedanken und Fahrzeuge ...


Zuerst ein Gedanke zu unserem Europa

Es ist schon erstaunlich, wie groß die Unterschiede zwischen Ost und West, Nord und Süd auf unserem Kontinent "Europa" sind: Von Workuta, nahe dem östlichsten Punkt, bis zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt, vom Nordkap, dem nördlichsten Punkt, und Tarifa, dem südlichsten Punkt, größer können die Gegensätze auf dem Kontinent Europa nicht sein. Auf mehreren Reisen habe ich "unser Europa" kennen gelernt ...

2005: Mit der Honda unterwegs in Norwegen ...Im Juli 2003 habe ich versucht, mit dem Motorrad den östlichsten Punkt Europas zu erreichen, was mir nicht ganz gelang. Der Grund: die Straße war plötzlich zu Ende. 600 km trennten uns von dem angesteuerten Ziel.

Aber eines habe ich auf dieser Fahrt feststellen müssen: Je ärmer die Menschen sind, umso gastfreundlicher und ehrlicher sind sie auch. In Polen, Litauen, Lettland, Estland, Weißrussland und Russland habe ich die freundlichsten und gastfreundlichsten Menschen kennen gelernt. Das können diejenigen bestätigen, die mit mir unterwegs waren.

Im Jahr 2004 bin ich dann bis Portugal gefahren: Ohne Autobahn, nur über Landstraßen wollte ich Frankreich, Spanien und Portugal in vier Wochen kennen lernen. Aber eine Hürde habe ich immer nehmen müssen, die Sprache.

Wir haben in Europa nun mal ein Vielfaches an Sprachen. Man kann aber von den Touristen kaum verlangen, dass sie die Landessprache beherrschen. Vielleicht ein paar Worte, ok, aber mehr auch nicht.

Und darum verlange ich aber als Tourist, der ja auch einige Euros im Land lässt, von den einheimischen Dienstleistern (Kellner, Tankwarte) und auch der Jugend, dass sie sich auf das neue Europa einstellen: Zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass junge Franzosen nicht in der Lage waren (oder nicht wollten!), sich mit Englisch verständlich zu machen, und das an einem Ort in den Pyrenäen, wo z.B. die Jakobspilger aus ganz Europa den Weg nach Spanien suchen ...

In Spanien gab es freundliche Menschen, aber auch diese sprachen oft kein Wort Englisch. Im Norden Portugals das gleiche Problem. Südlich von Lissabon hat man sich eher auf englisch sprechende Touristen eingestellt.

2004: Tief im Süden ...In Uchta/RUS dagegen gab es Jugendliche, die ihr Englisch aus dem Fernsehen gelernt haben. Diese Jugendlichen waren in der Lage, sich mit uns zu unterhalten. Man sieht, es geht auch anders, man muss nur wollen. Ich hoffe, dass sich in Zukunft wenigstens bei der jüngeren Bevölkerung Europas diese Einstellung ändern wird.

Für meine Suche nach dem östlichsten Punkt war ich ein Jahr vorher in der VHS, um Russisch zu lernen. Mir war es wichtig, mich auf so einer Reise verständlich zu machen, tanken, einkaufen, nach dem Weg fragen zu können usw.

Jetzt mache ich das Gleiche wieder, diesmal heißt es Türkisch zu lernen, weil die nächsten Fahrten in die Türkei geplant sind. Auch hier will ich nicht auf das Glück vertrauen, einem Deutsch sprechenden Türken zu begegnen. Und eines habe ich immer wieder festgestellt: Ein paar Brocken in der Landessprache kommen immer gut an!

Im Jahr 2008 schließlich habe ich die Provence und die Westalpen in Frankreich bereist: Hier zeigte sich erstmals, dass sich z.B. die jungen Campingplatzbetreiber auf die neue Situation eingestellt haben. Hier konnte man mit der englischen Sprache gut umgehen, z.T. sprach man auch Deutsch, überraschenderweise.

Hier bei uns ärgert man sich über die Verteuerung seit Einführung des Euro. Meint man denn, dass das in den anderen europäischen Ländern nicht so ist? Natürlich haben auch dort die Preise angezogen. Und wenn ich mir mal die Benzin-/Dieselpreise anschaue und die jeweiligen Einkommen dagegen setze, dann dürfen wir uns nicht beschweren: Diejenigen, die jammern, dass es uns so schlecht geht und alles so teuer ist, sollten sich einmal bei unseren Nachbarn umsehen, ich glaube, sie werden ganz schnell verstummen. In der Türkei habe ich zum Beispiel beim Jahreswechsel 2011/2012 bis zu zwei Euro für einen Liter Diesel bezahlt, noch Fragen? Da muss ich nicht länger nachdenken, wie vergleichsweise gut es uns hier in Deutschland geht ...

Aber jetzt zu den Reisen

Lange Zeit hatte ich zwei Pläne im Kopf: Die Eckpunkte des Kontinent Europas zu erreichen und alle Länder Europas zu durchfahren. Insgesamt gibt es 41 Länder und 5 Fürstentümer in Europa. Und es war immer wieder festzustellen, dass mir diese Zahlen keiner konkret nennen konnte. Genau wie die Eckpunkte Europas oder den Mittelpunkt Europas. Es ist schade, dass man sich damit so wenig beschäftigt.

2004: Auf der Suche nach den "Eckpunkten" im Süden und Westen ...Die Suche nach den Eckpunkten Europas (dem Kontinent Europa) fing damit an, diese erst einmal zu finden. Den nördlichsten Punkt zu ermitteln war recht einfach, das Nordkap, der westlichste Punkt liegt in Portugal, das Cabo da Roca. Bei dem südlichsten Punkt muss man schon genauer hinsehen, aber es ist in Spanien der Ort Tarifa, etwas westlich von Gibraltar. Beim östlichsten Punkt haben wir uns schwer getan: Hier konnte uns keiner genau sagen, wo dieser genau liegt.

Das Problem ist, es gibt keine politische Grenze. Der Ural ist die natürliche Grenze zwischen Europa und Asien. Und schaut man auf die Karte, dann sieht man, dass der Ural nahe dem 60. Längengrad und zwischen dem 55. und 60. Breitengrad verläuft und weiter im Norden nach Osten abschwenkt. Und genau hier liegt der östlichste Punkt Europas, bei Workuta. Nur das Hinkommen ist ein Problem, aber dazu später mehr.

Meine europäischen Ziele erreichte ich sowohl auf vier Rädern als auch auf zweien:

1977: Spanien, mit meinem ausgebauten VW Bus ging es an die Mittelmeerküste. Dann folgten einige Jahre, wo das Reisen nicht so wichtig war -  leider ...

1989: Damals bekam ich meinen Wohnwagen, einen TEC Weltenbummler, und fuhr überwiegend durch die westlichen und nördlichen Länder Europas. Skandinavien, Frankreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Österreich, die Benelux Länder, Polen und auch Deutschland standen auf der Liste. Dieser Wohnwagen wurde von mir umgebaut und konnte einige Tage autark genutzt werden.

Reisen mit dem Motorrad

Im Jahr 1995 kaufte ich mein erstes Motorrad, eine Honda Afrika Twin (Bj. 1993). Da sie bei einem Tachostand von 160.000 km bei Verkauf ihr Bestes gegeben hatte, trennte ich mich von ihr. Mit dieser Maschine wurden viele Reisen durchgeführt, unter anderem auch in den östlichen Teil Europas:

1996: Österreich
1997: Schwarzwald
1997: Norwegen
1998: Schottland
1999: Weißrussland
2000: Österreich/Tirol-Südtirol, Polen, Südpolen-Beskiden
2001: Ostseeumrundung, inkl. St.Petersburg/RUS, neun Länder in vier Wochen
2002: Kurztrip in den Bayrischen Wald und Tschechien
2003: Polen, Litauen, Lettland, Russland, Finnland und die Suche nach dem östlichsten Punkt Europas
2004: Frankreich, Spanien, Portugal und die Suche nach dem südlichsten und westlichsten Punkt Europas
2005: Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen, Nordkapp und die Suche nach dem nördlichsten Punkt Europas
2006: Frankreich, Spanien, durch die Pyrenäen von Ost nach West
2009: Österreich, Slowenien, Kroatien, Südtirol.

Reisen mit dem Terrano II

2007: Mit dem Terrano im isländischen Nebel ...Im Jahr 2004 kaufte ich mir einen Geländewagen, einen Terrano II und war 2007 damit in Island. Hier bekam ich die ersten Eindrücke, was es heißt, Offroad unterwegs zu sein. Das ließ mich nicht mehr los. Weitere Touren folgten mit diesem Fahrzeug:

2010: Polen, die Ostseeküste und Masuren
2011 und 2012: Türkei (über Österreich, Slowenien, Kroatien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Makedonien, Griechenland in den südlichen Teil).

Bleiben derzeit noch übrig in Europa: Irland, Moldawien, Ukraine, Slowakai, Rumänien. Diese Länder werden in nächster Zeit von mir besucht, um die Liste komplett zu machen ...

Umbau des Terranos

Mein Fahrzeug hat einen kurzen Radstand und wurde von mir in den letzten zwei Jahren umgebaut. Meine Idee war, ihn mit wenig Aufwand so umzubauen, dass er auf Wunsch bei einem Verkauf wieder in den Urzustand gebracht werden kann.

Das hat mich längere Zeit beschäftigt. Aber ich habe diese Idee umgesetzt und jetzt ist er fertig und einsatzklar.

Noch eine kleine Anmerkung, viele werden sich wundern, dass in diesem kleinen Geländewagen sooo viel Platz ist. Ich bin allein unterwegs und da reicht dieser "Kleinwagen" aus. Wichtig ist die richtige "Raumaufteilung". Bei mehreren kleinen Touren wurde er getestet. Die erste größere Tour ging über fünf Wochen in die Türkei. Hier musste der Ausbau beweisen, dass er hält.

Als erstes habe ich die Rückbank entfernt und eine Grundplatte eingebaut. Darauf sitzen drei Schubladen. Die linke ist z.B. mit Lebensmitteln gefüllt, die rechte untere ist für Werkzeug o.ä. und die rechte obere für den Kocher und das Zubehör vorgesehen.

Über den Radkästen sind zwei Klappen angebracht: Hier kann ich Kleinzeug, Gurte, Spaten etc. verstauen. Hinter den Schubladen befindet sich noch Stauraum. Über den Schubladen ist wieder eine geteilte Platte verbaut.

Dann habe ich zwei GAZ Gasflaschen (2,7 Kg) und einen kleinen Wasserkanister mit Pumpe hinter dem Fahrersitz montiert. Diese werden mittels Gurten gesichert. Durch einen Gasschlauch, ausgestattet mit Schnellverschlüssen, der nach hinten geführt wird, kann ich den Kocher in Betrieb nehmen. Dieser steht auf einem Tisch, der an der Hecktür angebracht ist.

Eine Photovoltaikpanele ist auf dem Dachträger montiert. Hinter dem Beifahrersitz befindet sich eine zweite Batterie. Durch eine Automatik wird die zweite Batterie im Stand durch die Panele/Laderegler und während der Fahrt durch die Lichtmaschine geladen.

Der Ladevorgang wird durch ein Zeitrelais erst nach einer Verzögerung, einstellbar von 0-60 Sekunden, gestartet. Ein Laderegler von WAECO übernimmt die konstante Ladespannung durch die LIMA von 14,2 V.

Ich habe mir auf der Beifahrerseite eine Schlafgelegenheit geschaffen: Eine zweigeteilte Platte kann herunter geklappt werden, wenn zuvor der Beifahrersitz nach vorn geschoben und die Lehne nach hinten umgeklappt wird. Dadurch entsteht eine ca. 200 x 70 cm große Schlaffläche.

Hinter dem Fahrersitz befindet sich eine Kühlbox. Zusätzliche Stromabnehmer wie Kühlbox, Licht, Ladegeräte für Handy, PC, etc. werden über die Zusatzbatterie versorgt. Unter anderem auch ein Umformer auf 230 V.

Dieser Ausbau wurde von mir auf mehreren Fahrten getestet und für gut befunden. Die längste Fahrt ging 2012 über acht Wochen erneut in die Türkei. Über den Balkan, Griechenland bis Alanya in der Türkei hat sich der Ausbau bewährt.

Ein Heckzelt mit Gestänge habe ich auf dem Dachträger mitgeführt: Hier wurde auch der Greifzug und das dazugehörende Drahtseil deponiert. Dieser Ausbau ist mit wenig Aufwand zu bewerkstelligen. Es wird Birkenmultiplex in den Stärken von 15, 12, 9 und 6 mm verarbeitet. Die Schubladen laufen auf Aluwinkeln und werden durch Sicherungen in den Halterungen fixiert. Die Batterie und die Gasflaschen sind auf Grundplatten montiert und gesichert.

Der Dachträger ist aus dünnen Stahlprofilen geschweißt: Er trägt die Panele, zwei Kunststoffkisten, das Gestänge für das Heckzelt, etc.. Ein Scheinwerfer für den Heckbereich und vorne zwei Fernscheinwerfer wurden ebenfalls montiert. Mit einem neuen Fahrwerk von Trailmaster wurde der Wagen hinten um 8 und vorne um 5 cm höher gelegt.

Zum Fahrzeug gibt es noch ein Heckzelt, das aus einem Sonnensegel gefertigt wurde. Das Zelt ist nichts besonderes, aber es reicht um vor neugierigen Blicken, Regen, Wind und Kälte zu schützen. Und: Es ist schnell auf- und abgebaut.

Als nächstes Projekt werde ich meinen leichten, aber stabilen Anhänger umbauen: Im Jahr 2010 habe ich einen kleinen Anhänger erstanden. Dieser wird offroadtauglich umgebaut. Ich hoffe, dass ich 2013 das erste Mal damit auf Tour gehen kann.

Die ersten Umbauten sind schon vorgenommen. Die Heckklappe ist auf der linken Seite angeschlagen. Die Bereifung wurde geändert auf 235/75 R 15 (die gleichen Reifen wie auf dem Terrano) auf einer 5-Loch-Felge. Bei Gelegenheit werde ich auf eine 6-Loch-Felge vom Terrano umbauen. Der Anhänger hat einen stabilen Deckel. Ich habe vor, ein Dachzelt auf den Anhänger zu montieren und ein Schubladensystem zu entwickeln. Aber dazu später mehr.

Ich hoffe, dass dieser Bericht das widerspiegelt, worauf es mir auf meinen Reisen ankommt, nämlich unsere europäischen Nachbarn kennen und verstehen zu lernen. Nur durch Toleranz, Vertrauen und Freundlichkeit ist ein Zusammenleben in Europa möglich. Das ist zu erreichen, wenn man die Menschen in ihren Ländern kennen lernt. Und keine Angst, die sind genauso neugierig wie wir, haben aber oft nicht die Möglichkeiten, zu reisen. Es gibt natürlich auch negative Erlebnisse, das übersehe ich natürlich auch nicht. Aber die werden verdrängt ...

In diesem Sinne noch viele Kilometer in Ländern mit freundlichen Menschen ..!


© 2012 Ludwig Hauhoff (Hauy)


Anm. der Red.: Wie es weiterging mit seinem Terrano-Ausbau, berichtet unser Autor, der seinen ganz speziellen Dachgepäckträger selbst baute und mittlerweile auch  einen Anhänger fertig stellte:

Und natürlich gibt es von Hauy auch noch etliche Reiseberichte, darunter auch solche für unsere Punktesammlung mit besonderen Punkten Europas: