Campo Viejo - die Industriellen

Geduckt, fast ein wenig unscheinbar in der Landschaft, liegt die Bodega Campo Viejo. Der Architekt Ignacio Quemada hat die Bodega zusammen mit dem technischen Leiter und der Chefönologin konzipiert. Sie wurde 2001 eingeweiht und ersetzte die alte Bodega aus 1967.

Ziel war es, einen Tempel zu errichten und das ist wahrlich gelungen: Über 45.000 qm Nutzfläche sollte die Bodega verfügen und sich dabei in die Landschaft einfügen. Dies gelang dadurch, dass man den größten Teil unterirdisch im Hügel anlegte. Damit hatte man das optische Ziel erreicht und zugleich optimale Bedingungen für Weinherstellung und Lagerung geschaffen.

Campo Viejo wurde 1959 gegründet und ist somit eine echt junge Bodega. Mittlerweile gehört sie zur Pernod Ricard Gruppe.

Auf 500 ha Anbaufläche werden Rot- und Weißweine verschiedenster Qualitäten produziert. Und nicht überall steht Campo Viejo auf der Flasche, so dass man sicher schon mal unbemerkt z.B. einen Alcorta getrunken hat, ohne den Bezug zu diesem Unternehmen zu erkennen. Denn Campo Viejo vertreibt Weine verschiedenster Bodegas, bei denen sie aber die Herstellung kontrollieren. Manchmal ist das daran zu erkennen, dass der Name der Chefönologin Elena Adell auf dem Etikett zu finden ist.

Modell und Realität ... ... alles monumental ...
Tanks, wohin das Auge blickt ... Crianza, toll inszeniert ...

Betritt man das Gebäude, so befindet man sich im schlichten, hellen und sehr großzügig gestalteten Degustationsraum mit Shop.

Im Shop wird deutlich, wie viele verschiedene Weine Campo Viejo produziert. Dabei gibt es Weine, die in Deutschlands Weinregalen nie gesehen werden, da sie nur auf dem spanischen Markt angeboten werden.

Auch finden sich im Shop Flaschen, die man im Handel nicht finden wird: Es sind kleine Auflagen von Weinen, die angeboten werden zum probieren. Die Flaschen sind nummeriert und man kann anschließend zu Hause auf einer Webseite sein Urteil abgeben. Der Versuch, darüber eine Kundenbindung herzustellen, ist sicherlich eine recht originelle Marketingidee. Bei uns hat es schon mal funktioniert:

Wir haben uns für einen weißen (!) 100% Tempranillo entschieden, aber er liegt noch im Keller und wartet auf seine baldige Verkostung ...

Unser Führer holt uns im Degustationsraum ab zum nun folgenden Rundgang: Anhand eines Modells des Gebäudes wird dem Besucher die verborgene Struktur der Bodega erläutert.

Die Flaschenbibliothek ... Hightech-Endphase ...
Degustation mit Blick ins Land ... Auch draußen eine Menge zu sehen ...

Und schon geht es hinab in den Keller: Hier wurde die Idee vom Tempel perfekt umgesetzt. Gewaltige Flure und riesige Türen mit einer Höhe von einigen Metern lassen uns winzig erscheinen in diesem monumentalen Umfeld. Im Jahr 2004 hat sogar der spanische König diese Räume besucht, was man mit einer Gedenktafel dokumentierte. Sollten wir nicht eigentlich darunter schreiben: Weinreisen Rettich & Explorer Magazin - we were also here ..!?  

Wir werden in eine riesige Halle mit Tanks geführt - die Sala de Elaboracion, alles mit modernster Steuerungstechnologie. Beim Durchqueren der Halle erhaschen wir einen kurzen Blick ins Labor, auch hier Hightech vom Feinsten.

Weine, die im Holzfass ausgebaut werden, dürfen in der Sala de Crianza ruhen: Die Fässer werden regelmäßig mit Wasser eingenebelt, um das perfekte Klima zu gewährleisten. Die Treppe erinnert erneut an einen Tempel und dann staunt der Besucher, als sich die Frontseite bewegt und einen gigantischen Blick auf die Weinberge freigibt.

Vom Fass gelangen die Weine in die Flaschen, um dann in der Botellero zu ruhen. Von dort aus geht es zu einer automatischen Etikettier- und Verpackungsstraße: Unglaublich, wie viel Fabrik hier in die Erde gebaut wurde.

Zurück in der Destugationshalle probieren wir einen Weißwein Azpilicueta 2013 aus 100 % Viura der Bodega Azpilicueta, eine Crianza Alcorta 2010 aus 100% Tempranillo der Bodega Alcorta und einen Crianza Campo Viejo 2010, eine Cuvée aus Tempranillo und Grenache. Zum Abschluss gibt es noch eine Gran Reserva Felix Azpilicueta 2004 aus einer Cuvée mit Großteil Tempranillo. Dazu gibt es wie üblich Brot und Serranoschinken.

Man sollte sich hier aber noch Zeit nehmen und unbedingt auf die Terrasse gehen: Zum einen wurden dort sehr informative Schautafeln mit Landkarten installiert, zum anderen ist der Blick auf die Weinberge samt bunter Vogelscheuche herrlich.

Ein kunstsinniges Volk haust hier im Rioja ..!


© 2015 Sixta Zerlauth