Notfalltasche für Wanderer:

Was sollte drin sein ..?


Zur Geschichte des Wanderns ...

Die Geschichte des Wanderns ist eine durchaus spannende und hat sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt. Auch wenn das Gehen weiter Strecken absolut in der Menschheitsgeschichte verankert ist, findet sich die erste Dokumentation "zweckfreien" Gehens, also Wanderns, erst im Mittelalter.

Naturbegeisterung und Romantik ...Im Zeitalter der Aufklärung (18. Jahrhundert) kam beim Bildungsbürgertum eine neue Naturbegeisterung auf und man erkundete Europa gerne zu Fuß, wobei man Augenmerk legte auf die sozialen und politischen Gegebenheiten der Städte, die beim Wandern entdeckt werden konnten. In der Folgezeit wurde das Wandern schließlich von den Romantikern übernommen und bis heute geprägt ...

In der Romantik (vorrangig 19. Jahrhundert) wurde der Blick primär auf die Landschaft als Spiegel des eigenen Inneren gerichtet und in der Einsamkeit der wilden, unberührten Natur das eigene Selbst gesucht. Natürlich war die damalige Kleidung, vor allem die der Frauen, im Gegensatz zu heute alles andere als wandertauglich.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer zunehmenden Institutionalisierung des Wanderns und zur Gründung zahlreicher Wander- und Gebirgsvereine. Die Natur wurde nach und nach erschlossen durch Wanderwege, Wegweiser, Wanderkarten, Schutzhütten und Aussichtstürme. Das bekannte Wander- und Volkslied "Das Wandern ist des Müllers Lust" wurde komponiert und die weltweit erste Bergrettungsstelle im Jahr 1896 in Österreich gegründet.

Betrachtet man diese Entwicklungen, kann man nur staunen über die Mittel, die heutigen Berg- und Wanderliebhabern zur Verfügung stehen, um diesen beliebten Sport zu erleichtern und für alle Notfälle gewappnet zu sein.

Was packt man in seine Notfalltasche fürs Wandern?

Wanderneulinge tendieren dazu, bei ihren ersten Touren entweder kaum wichtiges Equipment mitzunehmen, oder aber viel zu viel davon. Erfahrene Wanderer hingegen wissen genau, welche unverzichtbaren Gegenstände neben dem guten alten Schweizer Taschenmesser noch mit in den Rucksack müssen ...

Grundsätzlich kann gesagt werden: Das oberste Gebot beim Wandern (wie auch bei den meisten anderen Outdoor-Sportarten) ist, genügend Flüssigkeit mitzunehmen. Der Wasserbedarf steigt, je wärmer es ist; bei Temperaturen über 25°C kann man locker mit einem halben Liter pro Stunde rechnen.

Das Blöde beim Wandern ist: Alles, was man unterwegs braucht, muss auch mitgeschleppt werden - und Wasser ist nicht gerade leicht. Dennoch ist es nicht nur sinnlos, sondern sogar tendenziell gefährlich, beim Wasser zu sparen. Alles weitere sollte je nach Art der Wanderung mitgenommen werden: Hier spielen Tourenauswahl, Tourenlänge und die Wetterbedingungen eine große Rolle.

Das Erste-Hilfe-Set

Was in keiner Notfalltasche für Wanderer fehlen darf, ist ein gut ausgestattetes Erste-Hilfe-Set. Ein solches muss man nicht extra zusammenstellen, sondern kann es bereits schon als Set kaufen.

Genügend Flüssigkeit dabei ..?Ein gut bestücktes Erste-Hilfe-Set verschafft Abhilfe - egal ob es sich um einen kleinen Kratzer oder eine blutende Schürfwunde handelt - und beinhaltet vom Pflaster über Einweghandschuhe bis zum Verband, dem Dreiecktuch oder der Rettungsdecke einiges, das im Notfall Gold wert sein kann.

Man muss bedenken, dass in den Bergen eine Rettung naturgemäß etwas länger dauern kann als in einer dicht besiedelten Stadt. Beim Packen des Rucksacks sollte darauf geachtet werden, dass das Erste-Hilfe-Set nicht ganz unten landet, sondern an einer schnell zugänglichen Stelle (z.B. in einer Seitentasche) aufbewahrt wird.

Auch die Wahl des Rucksacks selbst ist entscheidend. Sitzt der Rucksack nicht optimal, kann es beim Wandern schnell zu Rückenschmerzen kommen.

Es ist auch ratsam, ein funktionierendes Handy mit ausreichend geladenem Akku dabei zu haben, um im Fall des Falles einen Notruf absetzen zu können. Viele erfahrene Wanderer schwören zusätzlich zu den Pflastern im Erste-Hilfe-Set auf Blasenpflaster: Diese sollten ebenso immer mitgeführt werden und nehmen auch nicht viel Platz weg.

Wetterbedingtes Zubehör

Zum Schutz vor der Sonne empfiehlt es sich, Sonnencreme mitzunehmen und das nicht nur im Hochsommer, da man in den Bergen die Kraft der Sonne schnell unterschätzt. Bei großer Hitze kann man zusätzlich nichts falsch machen, wenn man eine Schildkappe dabei hat - sie schützt den Kopf vor einem Sonnenstich und bei Regen tropft das Wasser nicht so in die Augen. Genügend warme Kleidung bzw. eventuell auch eine Regenjacke sollten ebenfalls nicht fehlen.

Was sollte sonst noch in die Notfalltasche?

Biwaksack dabei ..?Für den Fall, dass eine Wanderung länger als gedacht dauert, sollte man auch Proteinriegel, Energie-Gel, Müsliriegel oder Ähnliches in die Notfalltasche packen.

Die sind handlich, kompakt und nehmen in der Tasche nicht viel Platz ein. Besonders gut eignen sich Riegel mit einem hohen Eiweißgehalt. Proteine oder auch Eiweiß genannt tragen zum Aufbau und Erhalt der Muskelmasse bei. Nach einer anstrengenden Wanderung können Proteinriegel den leeren Proteinspeicher des Körpers wieder auffüllen und werden durch den Mix aus Kohlehydraten und Eiweiß zum idealen Energielieferanten für unterwegs. Wer beim Wandern nicht unbedingt eine komplette Kochausrüstung mitnehmen möchte, ist mit ein paar Protein- und Energieriegeln bestens bedient.

Neben dem obligatorischen Multifunktions-Taschenmesser können im Notfall auch ein kleiner Kompass, eine Stirnlampe und Streichhölzer oder ein Feuerzeug mehr als hilfreich sein.

Besonders ehrgeizige Survival-Profis können die Streichhölzer vor der Wandertour mit flüssigem Kerzenwachs überziehen. Sollten sie dann nass werden, kann man das Wachs abkratzen und die Streichhölzer trotzdem noch verwenden. Falls vorhanden, kann man auf Wanderungen auch einen Biwaksack mitführen für einen plötzlichen Schlechtwettereinbruch oder um Verletzte vor einer drohenden Unterkühlung zu schützen.

Mehrtagestouren

Auf Mehrtagestouren muss man noch mehr als bei Tagestouren auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, während man beim Packen immer das Gewicht im Hinterkopf behält. Schließlich ist man es selbst, der den Rucksack von Hütte zu Hütte durch die Berge schleppt. Für fortgeschrittene Wanderer, die auch gerne mehrere Tage unterwegs sind, finden sich im Internet hilfreiche Tipps und Packlisten, um auch ja nichts Wichtiges zu vergessen.

Fazit

Man kann noch so viel Schnickschnack auf die Wandertour mitnehmen - wenn man im Notfall nicht weiß, wie man den Wundverband richtig anlegt, bringt er genau gar nichts. Daher ist und bleibt bei jedem Notfall die qualifizierte Erste-Hilfe Ausbildung das Wichtigste. Ein gut zusammengestelltes Notfallset gehört zu den wichtigsten Begleitern bei Abenteuern in den Bergen und sollte regelmäßig kontrolliert und - wenn nötig - aktualisiert werden!


© 2018 Jannik Lindner, Bilder: Jan Kozlowski