Unterwegs im Nationalpark Jasmund ...

Es lohnt sich, die Umgebung vom Krüger Naturcamp in Nipmerow zu erkunden: Durch einen wunderschönen Wald führt der Weg zu einem Steingrab, das passend zur Finanz- und Wirtschaftskrise "Pfenniggrab" heißt. Obwohl noch Hochsaison ist, sind hier nur wenige Leute unterwegs bis in die Nähe des Herthasees. An der beeindruckenden "Herthaburg", einer slawischen Wallanlage, mehren sich allerdings bereits die Touristen ...

Das Pfenniggrab ... Sumpf neben dem Herthasee, ganz ohne Mücken!

Doch dies alles ist noch harmlos, denn am Königsstuhl trifft einen fast der Schlag: Zig Reisebusse auf dem Parkplatz und Warteschlangen vor den Kassenhäuschen zum Königsstuhlzentrum bestimmen hier das Bild. Es kostet Überwindung, sich anzustellen, aber schließlich wird auf dem Gelände eine wunderschöne Aussicht auf die Kreidefelsen versprochen.

Nun, die Aussicht ist nett, man drängelt sich aber mit viel zu vielen Touris auf der Plattform, im Museum ist sogar Blockabfertigung angesagt, alle 8 Minuten werden 20 Leute eingelassen. Es lohnt nicht, den Kopfrechner anzuwerfen, um festzustellen, wie oft man 8 Minuten warten muss, um hier Einlass zu bekommen. Da bleibt nur ein Gedanke: Flucht vor dem Rummel!

Unser Fazit: Da muss man nicht gewesen sein ...

Viel Eintritt ... viel Rummel  ...

.. ein bisschen Ausblick auf Kreidefelsen

Die Wanderung führt weiter nach Lohme: Der Wald entlang steiler Uferfelsen ist schön, die Touristen halten sich in Grenzen hier, doch obwohl man sehr nahe an der Küste geht, hat man aufgrund der vielen Bäume so gut wie keine Sicht auf die Kreidefelsen. Unterwegs kommt man an den Resten des Leuchtfeuers Ranzow vorbei: Nur eine Fundamentplatte ist geblieben. Der Leuchtturm selbst wurde abgebaut zur Vorbeugung gegen Vandalismus und am Kap Arkona wieder rekonstruiert. Unweit vom ehemaligen Leuchtfeuer finden man im Wald Betonblöcke mit Halterungen für Schranken. Wozu diese aber genau verwendet wurden, ist hier vor Ort nicht zu erfahren.

Endlich erreichen wir Lohme: Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts war dies hier ein Erholungsort für gehobene Ansprüche, in dem Villen und feinste Pensionen die "bessere Gesellschaft" anlockten. Erst die Weltkriege führten zu einem Ende der begehrten Lohmer "Sommerfrische" und der Sozialismus schließlich schloss endgültig dieses ruhmreiche Kapitel. Heute finden wir in dem Ort den Hafen gesperrt: Im März des Jahres 2005 setzten sich Tausende Kubikmeter Erdreich auf einer Breite von mehr als 100 Metern in Bewegung und führten zu einem Abbruch des Steilhangs. 

Zwar kam wie durch ein Wunder kein Mensch dabei zu Schaden, aber immer wieder wurde darauf hin der Hafen gesperrt, Hafenfeste wurden abgesagt und jetzt gibt es für eine Reihe von Häusern sogar Räumungsbefehle wegen Abriss. Die Experten streiten sich, wie gefährlich der Untergrund ist, die Politik ist uneins, kurzum, der Ort muss so derzeit auf große Teile von Einnahmen durch Touristen verzichten. Dennoch oder aber gerade deshalb werden allerdings derzeit erhebliche Anstrengungen unternommen, durch eine "Hangfußentwässerung" das Problem dauerhaft zu entschärfen ...

Leuchtfeuer Ranzow, nur noch ein Fundament ... Schranken mitten im Wald ...
Gesperrter Hafen in Lohme Räucherfisch ganz frisch aus dem Ofen ...

Als der Bus kommt, ist dies eine Chance komfortabel wieder nach Nipmerow zu gelangen, wo die dort ansässige Fischräucherei Jasmunder Eck zu Räucherspezialitäten und Lübzer Pils bei einem Stopp einlädt. 

Am Abend führt uns der Weg schließlich in den Nachbarort Hagen: Auf einem Feldweg kann man ganz schnell von der Rückseite des Camps aus dorthin gelangen. Auch in diesem Ort gibt es ein nettes Lokal mit regionaler Küche. Da die Wirtin verhindert ist, haben ihre Eltern den Service übernommen und sie geben sich alle Mühe, die Gäste rundum zu verwöhnen.

Es ist ein wenig regnerisch geworden inzwischen und so bekommen wir das Angebot, dass man uns mit dem Auto zurück zum Campingplatz fahren will. Die Aushilfswirte sind sehr erstaunt dass wir dankend ablehnen, weil dies wirklich nicht nötig ist - den kurzen Schleichpfad über die Wiesen zum hinteren Eingang des Camps kennen sie offensichtlich nicht ...


 © 2009 Text/Bilder Sixta Zerlauth