Sonntag, 06.08.06

(Wegstrecke: 11,5 km, Zeit unterwegs: 7 h)

Heute ist die Motivation zum Schreiben etwas geringer, deshalb nur kurz das Wichtigste vom Tag: Es gibt am Morgen wieder einmal warme Haferflocken - da wir das Holz nun schon den ganzen weiten Weg geschleppt haben, wollen wir es auch nutzen. Danach gibt es eine frühmorgendliche "Schnellentscheidung" bezüglich des Weges: Wir beschließen einem ausgetrockneten Bach zu folgen, da wir die noch nassen Gebüsche meiden wollen. 

Eine eher zweifelhafte Entscheidung, wie sich bald herausstellt, doch am Morgen ist das Denken noch nicht so leicht, weshalb wir später auch auf einem weniger guten Weg zwischen Bach und Bergen enden. Es geht aber trotzdem noch einigermaßen dahin und nach etwa 2 h finden wir schließlich den ersten größeren Bach, an dem wir auch gleich unsere Kleidung für den erforderlichen Autostopp waschen - immerhin sollten wir halbwegs gut riechen, wenn wir mit jemanden mitfahren. "Selbstwaschung" ist erst für morgen bei der Flussdurchquerung direkt vor dem Dempster Highway geplant ...

Nasse Gebüsche meiden? Doch heute ist Waschtag!
Mit frischer Wäsche ... ... tritt man gleich ganz anders auf ... :-)))

Nach dem Waschen lassen wir das Zeug noch etwas trocknen, ehe wir unseren Weg zum Fluss fortsetzen, der auch unser Tagesziel ist. Wir kommen jedoch nicht allzu weit, nach weniger als einer Stunde beginnt es wieder zu regnen, ziemlich viel sogar. Nach einer Weile gibt es noch eine Neuerung auf unserer Tour: Zum Regen gesellt sich erstmalig sogar Hagel! Wir setzen aber trotzdem unbeirrt unseren Weg fort: Es wird zwar alles immer nasser und bei uns beiden läuft schließlich durch die eher nicht so optimalen Regenhosen das Wasser bis in die Schuhe. Aber jetzt ist das Ganze nicht mehr so tragisch, da wir ohnehin bald am Ziel sein werden ...

So geht es also durch den Regen dahin, stetig dem Ziel entgegen. Als wir in einer Regenpause wieder einmal auf Karte und GPS schauen und herausfinden, wo genau wir hin wollen, stellen wir fest, dass es nur noch 4 km bis zum Highway sind. Es gilt somit zu entscheiden, ob wir an Ort und Stelle unser Lager aufschlagen oder gleich weiter zum Fluss und wahrscheinlich auch zum Highway gehen sollten. Da wir unschlüssig sind, werfen wir einen Schlüssel als Münzersatz und der entscheidet, dass wir bleiben sollen. Also schlagen wir das Lager auf (Camp 24) und bereiten alles vor für das Abendessen (Apple Cinamon Pancakes). Jedoch beginnt es sowohl beim ersten Versuch als auch beim später folgenden zweiten wieder zu regnen, weshalb wir alles dann direkt unter unserem Tarp zubereiten und essen.

Morgen sind es also nur noch 4 km und dann geht es ab nach Dawson und unsere Tour ist "gelaufen", das einzige, was jetzt noch zu tun bleibt, ist zu hoffen, dass der Fluss leicht zu durchqueren ist und schönes Wetter folgt, damit die restlichen Sachen trocknen und wir ein "entspanntes" Bad vor dem Autoanhalten nehmen können. Chrisie ist ganz sicher, dass es morgen auf jeden Fall schönes Wetter geben wird, ich bin schon gespannt, ob er damit auch recht behält - ein feiner Abschluss wäre es auf jeden Fall, also heißt es Daumen drücken für den letzten Tag ...

Diesmal wieder Wäasche von oben ... Im letzten Camp (24) ...

Montag, 07.08.06

(Wegstrecke: 4 km, Zeit unterwegs: 1 h 30 min)

Zum Frühstück gibt es warme Haferflocken, da es noch lausig kalt ist um uns herum. Dann machen wir uns auf den Weg in Richtung Dempster Highway: Schon nach etwas mehr als einer Stunde sehen wir sowohl den Highway in der Entfernung vor uns, als auch den letzten Fluss, den wir noch zu durchqueren haben. Wir sind der Meinung, dass es eigentlich ziemlich leicht sein sollte, diesen zu durchwaten, was eine ziemliche Erleichterung für uns ist: Schwimmen wäre nicht so wirklich toll gewesen an diesem Tag!

Also geht es durch den Fluss, oder besser durch dessen Seitenarme. Es sind zwei davon und an der letzten Wasserstelle vor dem Highway machen wir uns schließlich daran, uns etwas zu waschen für den bevorstehenden Autostopp. Es gibt eine Katzenwäsche mit Duschgel, ehe wir die frischen Sachen anziehen und die letzten paar Meter zum Highway gewaschen und gestriegelt zurücklegen ...

Etwa gegen 13:30 Uhr erreichen wir den Highway und sind schon sehr aufgeregt darüber, nun endlich bald nach Dawson zu kommen. Die ersten Fahrzeuge fahren ohne anzuhalten vorbei, was wir eigentlich nicht erwartet hatten ... 

Ein letztes Mal durch den Fluss ... ... und dann stehen wir am "Highway" ...
Wenn jetzt keiner anhält ... ... ist er selber schuld ... ;-)))

Da wir gleich hinter einer Kurve stehen, beschließen wir nach zwei Stunden, noch etwas weiter zu gehen, damit notfalls auch Lastwagen anhalten können. Auf dieser Strecke beginnt es dann wieder zu tröpfeln, was einige Zeit anhält, während wir an einer gut einsehbaren Stelle stehen und die paar Fahrzeuge, die uns passieren, ohne Halt vorbeifahren sehen. Da es mittlerweile schon auf 18 Uhr zugeht und die Wahrscheinlichkeit, eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen, immer geringer wird und wir auch nichts mehr zu essen haben, fangen wir an, in beide Richtungen zu stoppen, um wenigstens überhaupt irgendwo hin zu kommen, bevor es Nacht wird. 

In Richtung Eagle Plains hält dann auch gleich das erste Fahrzeug: Es ist ein Trucker namens Todd, der erst ein ganzes Stück hinter uns anhält und uns verunsichert, ob wir tatsächlich mitfahren können. Aber wir können und so machen wir uns ganz unerwarteter Weise wieder einmal nach Eagle Plains auf, womit wir schon eher sehr schlechte Erfahrungen als Anhalter vor zwei Jahren verbinden. Auf der Fahrt dorthin erzählt uns Todd ziemlich viel über die Kunst des Lastwagenfahrens, er redet sehr gerne und auch viel ... 

Wir erreichen Eagle Plains etwa gegen 21 Uhr, wo wir gleich versuchen, etwas zu essen zu bekommen. Leider ist die Küche schon geschlossen und so gibt es nur Sandwich und Suppe - nicht unbedingt das, was wir uns für den heutigen Abend erhofft haben ...

Todd´s Truck ... Bier und Suppe in der Lounge ...
"Wildnisappetit" lässt grüßen ... Übernachten auf dem Campingplatz ...

Aber es ist besser als nichts und im Shop gibt gab es dann auch noch Mars und ähnliches Zeug, wovon wir Unmengen verzehren, was Todd offensichtlich sehr gefällt. Wir trinken auch noch ein paar Biere mit ihm, ehe wir um 1 Uhr morgens wieder einmal auf dem Campingplatz unsere Zelte aufschlagen und uns aufs Ohr hauen. 

Der Plan ist, gegen 7 Uhr aufzustehen, um sehr früh damit anfangen zu können, Autos anzuhalten. Wir wollen möglichst schnell nach Dawson aufbrechen, hoffentlich geht es diesmal besser als vor zwei Jahren, wo wir bei ähnlichen Versuchen erhebliche Probleme hatten. Von den Temperaturen her sollte es auf jeden Fall besser sein, da wir ja noch Sommer haben. Im Zelt ist es auf jeden Fall gerade ziemlich warm und ich fühle mich recht aufgeheizt vom Sitzen in der Lounge ... 

Dienstag, 08.08.06

Wir stehen tatsächlich um 7 Uhr auf, um zu frühstücken und uns danach gleich als Anhalter zu betätigen. Das Frühstück ist sehr umfangreich und auch ganz gut, kurz danach gehen wir bereits raus zum Highway.

Draußen parken viel weniger Lastwagen als am Tag zuvor, was nicht so toll ist, da einige von denen gestern sicher potentielle Mitfahrgelegenheiten gewesen wären. Es ist auch noch ein dritter Anhalter am Platz, der dann so gegen 10 Uhr auch mitgenommen wird, obwohl er noch hinter uns stand. In dem Camper, der ihn mitnimmt, meint man noch, dass sie nur eine Person mitnehmen wollten - super toll!

Jedenfalls warten wir noch so bis kurz vor 12 Uhr, ehe wir zum Mittagessen wieder rein gehen. Dort gibt es Burger und danach viele leckere Nachspeisen ...

Warten auf Mitfahrgelegenheiten ... ... auf einem leeren Parkplatz ... :-((
Die Zeit vergeht ... ... und keine Mitfahrgelegenheit kommt ...

Während der Mittagspause, die wir bis etwa 2 Uhr machen, telefoniere ich auch etwas herum, um einen Busplatz von Dawson nach Whitehorse zu reservieren. Wie sich aber herausstellt, gibt es die Verbindung nicht mehr: Es gibt überhaupt nichts mehr außer dem Flugzeug, weshalb ich beschließe, gleich nach Whitehorse zu fahren. Auch Chrisie hat sich jetzt mehr oder weniger dazu entschieden, er wird noch in Kanada bleiben und ebenfalls mit nach Whitehorse kommen.

Wir bleiben deshalb auch gleich im Restaurant, um bis 16 Uhr zu warten, wenn Todd eigentlich wieder vom Norden zurück sein sollte. Kurz bevor wir dann raus gehen wollen, sprechen wir zwei Typen an, die offenbar geologisch tätig sind und der eine von den beiden meint, er könne uns mitnehmen. Zu Beginn schlagen wir sein Angebot noch aus, da wir ja ohnehin mit Todd fahren wollen. Als es jedoch etwa 16:30 Uhr wird, gehen wir noch einmal zu ihm hin, um doch mit ihm zu fahren.

Das stellt sich letztlich als sehr angenehm heraus, da der Mann nicht wirklich viel reden will - ganz im Gegensatz zu Todd, der eigentlich die ganze Zeit hindurch gesudert hatte, was nach einer Weile ziemlich anstrengend wurde. Mit unserem heutigen Fahrer wird es dagegen eine ganz gemütliche Reise, auch wenn er ein paar Mal fast ins Schleudern geraten wäre, was etwas beunruhigend war ...  Zum Glück aber geht alles gut und wir kommen kurz nach 20 Uhr heil an der Kreuzung an, wo wir dann gleich versuchen, andere Fahrzeuge anzuhalten.

Erneutes Warten ... ... an der Kreuzung: Heute nicht gerade lebhafter Verkehr ..!

Da sich bis kurz vor 21 Uhr noch nichts ergeben hat, gehen wir wieder mal etwas essen, auch wenn uns beiden das Essen bisher nicht sonderlich gut bekommen ist: Es liegt immer ganz schwer im Magen und bei der Fahrt von Eagle Plains war mir ziemlich unwohl ... 

Nach dem Burger Essen gehen wir erneut heraus, um wieder auf Todd zu warten, der eigentlich an diesem Tag noch vorbei kommen sollte, und eventuell zu stoppen. Kurz vor 23 Uhr halten dann zwei US Boys an, die noch nach Whitehorse wollen. Die Typen rasen ziemlich dahin und so sind wir etwa gegen 4 Uhr morgens am Ziel, wo wir dann schließlich bei einer Jugendherberge unsere Zelte aufschlagen ....

Mittwoch, 09.08.06

Der Tag ist ausgefüllt mit shoppen und organisatorischen Dingen: Das "leichte" Leben mit täglichem Gehen und Kochen als einzigen Dingen, über die man sich Gedanken machen muss, ist nun vorbei, jetzt gibt es wieder viele andere Dinge, die man man im Kopf behalten muss. Kleinigkeiten oder auch wichtigere Sachen, die man erledigen muss und nicht vergessen sollte. Ich werde auf jeden Fall am Freitag mit dem Greyhound in Richtung Vancouver zu meiner Freundin Amy aufbrechen, die ich dann hoffentlich am Sonntag morgen nach so langer Zeit endlich wieder sehen werde, worauf ich mich schon sehr freue. Da wir unsere Wanderung schon früher als geplant beenden konnten, bleibt uns auch Zeit, noch etwas zu unternehmen, bevor sie wieder in der Uni anfangen muss. Auch Chrisie wird wahrscheinlich dann bald weiter Richtung Nordwest ziehen, um seinen Urlaub hier noch auszunutzen ...

Das Essen fällt am heutigen Tag schon etwas leichter, ich habe mich auch auf die Waage gestellt und überraschenderweise habe ich kaum abgenommen, obwohl die Hose weiter geworden ist und auch das Spiegelbild etwas anders wirkt als zuvor. Wahrscheinlich wird das meiste Fett in Muskelmasse übergegangen sein, was sicher nicht lange so bleiben wird, fürchte ich, da ich mir nicht vorstellen kann, dass ich weiter so sehr körperlich aktiv sein werde. Aber mal schauen, vielleicht wird das ja doch noch was. Der Bart ist heute auch weg gekommen, jetzt sehe ich wieder viel menschenähnlicher aus als noch gestern. Duschen und Wäsche waschen war heute ebenfalls angesagt, jetzt kann man sich dann wirklich wieder unter Leute begeben, ohne sie mit Gestank zu belästigen ... 

Am Abend gehen wir dann auch noch einige Biere trinken, wobei uns immer wieder mal Leute, vor allem Deutsche, Gesellschaft leisten. Ziemlich interessante Sachen, die man da erfährt von allen: Ein etwas älterer Kerl, der mit dem Motorrad unterwegs ist (für 1 Jahr oder so) erzählt, dass er früher einmal Anwalt gewesen ist, aber das Ganze wohl etwas lockerer angegangen ist als seine Kollegen und er eigentlich immer mal gerne in der Weltgeschichte herumgezogen ist. Jetzt wäre er gerade arbeitslos und da er für ein Jahr Arbeitslosengeld bekäme, macht er den Trip - ziemlich schneidig, der Kerl! 

So geht also der Tag ziemlich gemütlich und entspannt zu Ende und morgen wird es mein letzter Tag hier in Whitehorse sein, ehe es wieder ab in den Süden geht ...


© 2007 Richard Schuster