Donnerstag, 30.12.99: Der Rundkurs

Am frühen Morgen "wässert" Stefan die Hunde. Die Hunde haben gut geschlafen, Stefan hat in seinem neuen Schlafsack gefroren. Sein alter Daunenschlafsack wurde von einer schwedischen Wäscherei ruiniert.

Ist schon Zeit aufzustehen?

Ich bereite das Frühstück und schnell ist alles zum Aufbruch bereit. Draußen warten erfreut - und wie immer kaum zu bändigen - die Hunde!

Hej, wann gehts los, wir sind bereit!

Wir müssen die Hunde wieder anschirren und sind erneut viel zu langsam. Yukon hat zu viel Zeit und zerbeißt sein Geschirr, wofür er von Stefan deutlich zurechtgewiesen wird.

Die Karabinerhaken sind besonders fest gefroren, man muss sie anhauchen zum Auftauen und das gibt den Hunden Gelegenheit, alles, was ich an Hautcreme aufgetragen habe, wieder abzuschlecken ...

Wir kennen ja nun das Startverfahren: Im wilden Galopp rasen wir die ersten Meter durch das  verschneite Winterfjäll. Nach ca. 10 Minuten werden die Hunde ruhiger und laufen vollkommen gleichmäßig. Der nun folgende Teil der Strecke ist sehr bekannt für seine Rentierherden und in einiger Entfernung sehen wir auch eine große Herde.

Es ist kalt: -25°C, Jürgen bekommt Probleme mit der angeblich anlaufsicheren Skibrille. Es frieren Brille und Skibrille ein, den Rest der Tour muss er oft "halb blind", nur mit Gesichts-Thermoschutz fahren, beim nächsten Mal muss die Ausrüstung geändert werden! Wir steigen auf fast 1.000 m (Vedungsfjällen, Morvallen, Oxvalen) und werden mit einem weiten Blick bei sonnigem Wetter über das Land belohnt ...

Die Sonne verzaubert das Fjäll
Landschaft, soweit das Auge reicht...

Alles ist so friedlich und wir haben genug Ruhe, unsere Schlittenstudien weiter zu führen. Allein der Laufstil variiert von Hund zu Hund. Während Socke mit leichten X-Beinen noch lange trabt, während alle anderen schon galoppieren, läuft Milk z.B. wie ein Bullterrier und Venus rast wie ein Windhund (sie hat auch Greyhound unter den Vorfahren).

Schweden - ein WintermärchenBeim Fahren von rechtwinkligen Kurven zeigt sich auch, wie wichtig die Spurtreue der Leithunde ist, damit man gut rumkommt. Frosty geriet beim Warten nach links, das ist nicht gut, er kann irgendwie nur rechts laufen. Stets versucht er, Junior aus der Spur zu schieben. Frosty ist noch ganz jung und es ist seine erste Tour, da kommt man schon mal durcheinander. Jürgen lässt allerdings trotzdem nichts auf ihn kommen. Er fährt hinter mir und muss nun eingreifen.

Ich halte an, er fährt so weit vor, bis ich seine Leithunde halten kann, denn dadurch hat man ein Gespann am besten unter Kontrolle. Nun wechselt er Frostys und Juniors Position und schon läuft sein Team wieder wie geschmiert. Wir machen erneut keine Pause, der Tag ist zu schön zum Pausieren, und es werden wieder 40 km, die wir heute zurücklegen ...

In der Nachmittagsdämmerung kehren wir zurück. Die Küche ist frostig. Jeder Tropfen Wasser, den ich verschütte, gefriert auf der Arbeitsfläche. Ich koche wieder für 5 Personen (Suppe, Würstlgulasch, 12! Portionen Kartoffelpürree) und alles wird gegessen. Der Abwasch bleibt mir heute Abend erspart. Ein weiteres weibliches Expeditionsmitglied, das sich bis jetzt aus jeglicher Hüttenarbeit herausgehalten hat, erklärt sich - mit "sanftem" Druck von Stefan - bereit, die Arbeit zu übernehmen. Sie verschwindet in der Küche, Geschirr klappert und nach längerer Zeit kehrt sie vom "freiwilligen" Arbeitseinsatz  zurück.

Der Ofen wird eingeheizt ohne Ende, wir haben + 24°C in der Stube. Doch ein gigantisches, grünes Nordlicht am sternenklaren Himmel lockt uns tief in der Nacht noch mal nach draußen. Eine faszinierende, natürliche Lasershow wird uns geboten zu Beginn des letzten Tages dieses Jahrtausends - ein wahrhaft unvergesslicher Rahmen!


© Text/Bilder 2000 S. Zerlauth