Island 1996 / 1997

Exkurs Explorer Team: Silvester in Reykjavik - Unter dem Vulkan ...


Was war geschehen? Wie die nachfolgenden Quellen des Vulkanischen Instituts und des Vulkanologen Villi Knudsen belegen, den wir Dezember 96 bei seiner "Vulkanshow" in Reykjavik treffen, vollzieht sich dramatisches:

Sonntag, 29.09.96:

Erdbeben werden gemessen mit Ursprung unter dem Vatnajökull Gletscher im Süden Islands. Die Erdbeben dauern den ganzen Tag über an und erreichen die Stärke 5 auf der Richter Skala. Sie entstehen im Bereich des Bárðarbunga Zentral-Vulkans unter dem Gletscher. Wissenschaftler sagen eine Eruption voraus. Fluggesellschaften werden davor gewarnt, den Vulkan zu überfliegen.

Der Gletscher Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas, ca. 8.300 qkm groß, unter ihm sind verschiedene Vulkane, darunter dieser im Gebiet des Grimsvötn. Das Explorer Team wird ihm später bei Island 97 einen Besuch abstatten ...

... Eruptionsgebiet  1996 ...Montag, 30.09.96:

Die Erdbeben im Gletschergebiet halten an ...

Dienstag, 01.10.96:

Beim Überfliegen des Gletschers wird ein Einbruch an der Oberfläche an der Stelle entdeckt, wo bereits 1938 ein letzter Vulkanausbruch stattgefunden hat. Weitere Flüge an diesem Tag zeigen, dass sich der Einbruch zunehmend vergrößert und weitere Einbruchsstellen entstehen.

Mittwoch, 02.10.96:

Am frühen Morgen wird bei einem erneuten Überflug festgestellt, dass eine Eruption das Eis durchbrochen hat. Rhythmische Ausbrüche mit schwarzen Aschenwolken, die bis 500 m hoch geschleudert werden, folgen. Die gesamte Eruptionswolke hat mittlerweile eine Höhe von 3.000 m erreicht, bevor sie  von einem aufkommenden südlichen Wind mit einer Geschwindigkeit von 30-40 Knoten zerstreut wird. Sicht und Flugbedingungen sind extrem schlecht und erlauben nur noch Beobachtungsflüge von wenigen Minuten Dauer ...

Freitag, 04.10.96:

Die Ausbrüche setzen sich fort mit gleich bleibender Stärke. Die Beobachtungen von gestern zeigten, dass der Ausbruchskrater immer noch mit einer ca. 50 m tiefen Wasserschicht bedeckt ist. Zwischenzeitliche Eruptionen schleudern schwarze Asche ca. 200-300 m hoch und die Dampfsäule steigt mittlerweile ca. 10 km hoch.

Der Eruptionsbereich im Eis hat sich mittlerweile erweitert und es scheint eine verlängerte Spalte durch das Eis entstanden zu sein, die allerdings auch bei näherer Beobachtung nicht sichtbar wird. Ein Fernsehteam, das gestern über die Ausbruchsstelle geflogen ist, hatte Glück und konnte zwei Blitze in einer Aschen-Explosion aufnehmen, aber elektrische Erscheinungen sind eine übliche Erscheinung in solchen Eruptionen ...

... und der Gletscherfluss ...Mittwoch, 30.10.96:

Der letzte Ausbruch endete am 13.10., seitdem ereignete sich keine Eruption mehr. Schmelzwasser fließt weiter aus dem Eruptionsgebiet zum Grimsvötn See, aber mit einer erheblich reduzierten Rate im Vergleich zu vorher. Während der letzten Woche betrug der Wasserabfluss ca. 100 Kubikmeter pro Sekunde. Die Abflussrate sinkt, während das ausgeflossene Material erkaltet. Es gibt nicht die geringsten Anzeichen der erwarteten Flut bei Skeidararsandur ...

Dienstag, 05.11.96:

Der Fluss Skeiðará, der im Gletschersee vom Grímsvötn entspringt, hat mächtig zugelegt. Zur Zeit beträgt die Temperatur zwischen -2°C und -20°C, so dass die Gletscherflüsse bei einem Minimum sein sollten. Doch an diesem Morgen beobachten die Wissenschaftler, dass der Skeiðará erheblich steigt ...

Donnerstag, 07.11.96:

Der Gletscherabfluss (Jokulhlaup) begann am Morgen des 5. Novembers völlig überraschend. Das Anwachsen des Gletscherflusses war schnell und viele Eisberge gerieten in die Flut, die vom Gletscher ins Meer floss. Die Entfernung von ca. 50 km zwischen Grimsvötn und dem Skeidararsandur wurde schnell überspült.

Folgende Überflutungen wurden festgestellt:

  • Die Überflutung von Núpsvotn beginnt gegen 17:20 Uhr am 05.11.96
  • Die Gigja Brücke fällt gegen 13:00 Uhr
  • Bei Skeidara gibt es eine starke Flut, die Brücke wird zerstört ...

Die geschätzte Flut beträgt ca. 45.000 m3/s, das sind ca. 10.000 bis 15.000 m3/s mehr als die "jokulhlaups" von 1934 und 1938. Der Flutkanal vom Grimsvötn ist deutlich zu sehen. Er formt einen Einbruchgraben im Eis auf der Gletscheroberfläche mit verschiedenen Löchern. Es wird erwartet, dass der Grimsvötn vollständig geleert wird, da die Gletscheroberfläche durch Schmelzwasser zerstört ist. Das hat es im Grimsvötn noch niemals zuvor gegeben. So ein hoher Schmelzgrad kann nur entstehen bei Wassertemperaturen von 10°C oder mehr ...

Es steht nun fest, dass die Gesamtschäden bei ca. 10-15 Millionen US$ liegen, wobei folgende Hauptziele getroffen wurden:

1) Die Skeidara Brücke wurde nicht zerstört, aber erheblich beschädigt.
2) Die Brücke über die Gigja ist verschwunden.
3) Die Saeluhusakvisl Brücke steht noch, ist aber erheblich beschädigt. Sie ist vollständig von der Flut unterspült.
4) Straßen wurden erheblich beschädigt und auf 10 km vollständig weggespült.
5) Strom- und Telefonkabel wurden beschädigt und zum Teil weggespült ...


Soweit die Vorgeschichte. Das Explorer Team beschließt, im Dezember 1996, nur wenige Wochen nach diesem Ausbruch, nach Island zu fliegen, um die Auswirkungen direkt vor Ort zu studieren und bei dieser Gelegenheit auch noch Silvester 1996 in Reykjavik zu feiern ...



© 1996-2005 J. de Haas, Quellen: Vulkanisches Institut / Vulkanshow Villi Knudsen