Zurück in Tórshavn - und wieder wartet die Norröna ...

Wir machen uns gemächlich auf den Rückweg: Für die paar Kilometer ist mehr Zeit als genug vorhanden, das Schiff verlässt die Inseln planmäßig erst gegen 18:00 Uhr - aus den damaligen  gut zwei Tagen Zwischenaufenthalt sind somit nun bereits nahezu 3 Tage ungewollten Zwangsstopps geworden. Wir sind uns ganz sicher, kein drittes Mal auf einer Fahrt nach Island hier Station zu machen, aber das bedeutet nichts anderes als dann die Fähre erst im norwegischen Bergen zu besteigen: Weitere Unmengen an Kilometern wären so zuvor noch auf dem Landwege zurückzulegen.

Die gemächliche Fahrweise hat hier durchaus Vorteile: Wer auf den Faröern erwischt wird mit einer Geschwindigkeitsübertretung von 30 km/h oder mehr, kann auf der Stelle seinen Führerschein verlieren - eine Regelung, die man allerdings eher bei uns zuhause als hier auf den Inseln praktizieren sollte, wo wir wirklich keine Straßenrowdys antreffen ...

Rundgang in Tórshavn ... ... vor malerischer Kulisse ...

Auch bei noch so langsamer Fahrt erreicht man irgendwann wieder Tórshavn, wir parken der Einfachheit halber direkt vor dem Abfertigungsgebäude, bevor wir uns zu einem Rundgang durch die kleine Stadt aufmachen.

Die "City" ist recht schnell durchwandert - eine wirkliche überschaubare Hauptstadt, die die Inseln da haben! Die Geschichte dieser Stadt begann vor Jahrhunderten mit Wikingern aus West-Norwegen, die die Inseln entdeckten. Im Sommer kamen sie in diesem Bereich der Inseln zusammen für ihre jährliche Versammlung und zum Handel. Unter zunächst norwegischer und dann später dänischer Herrschaft wurde die Stadt Sitz der Verwaltung. Das am Hafen noch zu besichtigende Fort wurde zum Schutz der Stadt vor marodierenden Piraten gebaut. Während um 1800 herum lediglich ein paar Hundert Leute die Stadt bevölkerten, ist heute die Einwohnerzahl auf über 16.000 gestiegen.

Das alte Stadtzentrum ist immer noch gut erhalten, unser Weg führt uns durch enge und verschlungene Gassen. Am Hafen finden sich ebenfalls gut erhaltene historische Gebäude mit grün bewachsenen Dächern. Auch das Fort suchen wir auf: Historische Kanonen laden noch zur Besichtigung ein, während bereits am Horizont die Norröna größer wird. Sicher würde heute keiner auch nur einen einzigen Schuss auf das sehnlichst erwartete Schiff abgeben!

Nur wenig später "parkt" die Fähre im engen Hafenbecken von Tórshavn ein - wie immer ein beeindruckender Vorgang ...

Die Norröna kann kommen :-) ... ... und da taucht sie auch schon auf ...

Die Fähre "parkt" ein ...

Zeit genug ist nun noch allemal, uns wieder in die sich bereits aufbauende Warteschlange einzureihen, in der bereits nach kurzer Zeit ein erster intensiver Erfahrungsaustausch der Weiterreisenden stattfindet: Auch bei uns finden sich rasch einige Interessierte ein, die Aufkleber studieren, Einzelheiten über das Magazin wissen wollen, ihre Reiseerfahrungen vergleichen, erste Bilder zeigen und so fort. 

Gemeinsam unter Deck: OFF-ROAD-Adventure Tours sind auch wieder da ...Deutlich wird sehr rasch, dass die Leute überwiegend froh sind, endlich wieder weiter zu kommen: Von den Meisten werden die Inseln als ungewolltes Reisehindernis angesehen, was uns umso mehr erstaunt, als viele von ihnen zum ersten Mal hier sind, und da sollte ein Besuch auf den Faröern eigentlich bei einer derartigen Reise nicht unbedingt stören. Aber wenn man zum wiederholten Mal hier aussteigen muss, liegen die Dinge natürlich anders ...

Das "Embarking" verläuft wie üblich, irgendwann stehen wir wieder auf dem Fahrzeugdeck und sind froh, erneut in unsere Kabinen zu kommen: Diesmal haben wir eine "echte" Außenkabine und kein Boot vor dem Fenster.

Auch die Gruppe von OFF-ROAD-Adventure Tours hat sich wieder eingefunden: Die Bordregie führt uns in der selben Kurve auf dem Fahrzeugdeck zusammen, bevor wir uns wieder dem Bordleben widmen können ...


Die Rußfladen sind riesig, die bei Abfahrt der Norröna aus dem gewaltigen Schornstein ausgestoßen werden: Nicht nur Sitzbänke auf den oberen seitlichen Gängen sind damit bedeckt und können Hosen schwärzen, sondern ein Tourist wird härter getroffen: Ein Loch in seinem Rucksack wird ihn nachhaltig an die Norröna erinnern ...

Kurz nach dem Ablegen zeigt ein Blick auf unser GPS, dass diesmal alles anders ist als beim letzten Mal und wohl auch sonst: Selbst Besatzungsmitglieder finden sich an Deck ein, während das Schiff einen völlig anderen Kurs als üblich läuft nach Verlassen von Tórshavn: Während sonst nordöstlich gefahren wird, geht es heute gen Süden - die Norröna läuft um die Südspitze von Streymoy herum Richtung Westen und steuert erst dann nördlich. 

Zum dritten Mal Koltur: Wichtige Insel für Faröer 2003!

Wir passieren Koltur und können damit zum dritten und letzten Mal einen Blick auf diese Insel werfen, bevor wir die Faröer verlassen: Sie hat diesmal wirklich eine besondere Bedeutung für uns!

Völlig begeistert sind wir, als klar wird, dass wir mit der Norröna eine "Vorbeifahrt" an Vestmanna machen werden, dem Ort also, der bei unseren Besuchen hier sicher die größte Bedeutung für uns hatte. Als in Höhe des Ortes auch noch das Signalhorn unserer Fähre mehrfach ertönt, sind wir gerührt: Woher wusste der Kapitän von unseren Vorlieben?  

Auf der Rückfahrt werden wir nach einem Gespräch mit dem Manager, Hr. Hansen, mehr wissen, wenn wir mit ihm unsere "Norröna-Confluence-Tour" diskutieren: Die Fähre grüßt den zweiten Kapitän des Schiffes, der hier wohnt und für den wohl heute ein besonderer Ehrentag ist. Selbst Besatzungsmitglieder machen Fotos, bis wir an der Bucht vorbei sind, in der Vestmanna liegt und durch die einst noch die Fähre nach Vágar kreuzte ... 

Irgendwann lösen wir uns wieder von Deck, und irgendwann sehen wir beim Blick zurück auch zum letzten Mal wieder Risin und Kellingin, die beiden Felsen, die wir ebenfalls bei unseren Aufenthalten hier nun so oft haben beobachten können - das war´s dann, Faröer!

Die Inseln verschwinden im Süden, das Abendessen erscheint uns wieder schlecht und teuer - aber die Minipizza ist wie immer genießbar. Von unserer österreichischen Barfrau erfahren wir, dass nach den ihr vorliegenden Planungszahlen lediglich 45(!) Fahrgäste an Bord der letzten Fähre zurückfahren sollen. Diese Zahl wird sich allerdings später nicht als richtig erweisen, auch wenn die letzte Fähre nur schwach besetzt sein wird.  

Immerhin aber wieder eine "historische" Fahrt, diese nach unserem Island-Aufenthalt bevorstehende Rückfahrt, denn danach wird die Strecke Faröer-Island in der laufenden Saison nicht mehr von der Norröna befahren, die dann nur noch bis Bergen kommt.

Aber was interessiert uns jetzt schon die Rückfahrt, nun wollen wir schließlich erst mal hin: Island heißt das Ziel!


© 2004 Text/Bilder J. de Haas