Funk und Kurzwelle


November 98

zusammengestellt von Karsten Franke (XYLON)


Welcher Rundfunksender schafft es, seine Hörer vier Stunden an den Empfänger zu fesseln, bei einem schwachen Signal und USB Modulation?

Radio St. Helena schafft es Jahr für Jahr. Jedes Jahr wird für wenige Stunden der alte Cable & Wireless - Kommunikationssender reaktiviert und strahlt mit 1,5 kW ein spezielles Programm für den Kurzwellenhörer aus.

St. Helena liegt im Südatlantik und der Sender, der zu Zeiten der satellitenlosen Nachrichtenübermittlung die Verbindung zur Außenwelt darstellte, wird heutzutage jeweils am St. Helena Day reaktiviert für tausende von Hörern, die jedes Jahr diesem Tag entgegenfiebern.

Am 24. Oktober war es auch dieses Jahr wieder soweit. Punkt 19.00 UTC war leise die Erkennungsmelodie zu hören, kurz darauf folgte die Begrüßung. Dieses Gefühl kann man kaum beschreiben: zusammen mit vielen anderen Freunden des Kurzwellenhobbys sitzt man vor seinem Empfänger und lauscht dem schwachen und zeitweise unverständlichen Signal des Senders. In solchen Momenten kommt der Pioniergeist wieder in einem hoch. Wie mag es wohl Marconi bei seinen ersten Versuchen mit der Kurzwelle ergangen sein? Diese grenzenlose Spannung, bis das Signal dann endlich zu hören ist! Die kann einem weder Internet noch Satellitenübertragung geben - bestenfalls kann beides die gute alte Kurzwelle ergänzen.

Die Leser, die nur mal sehen wollten, was sich auf dieser Seite verbirgt und überhaupt keine Verbindung zum Kurzwellenhobby haben, werden bei meinen Schilderungen den Kopf schütteln - einfach hoffnungslos altmodisch, wie kann man es sich nur antun, vier Stunden am Stück einem Signal zu lauschen, das nur zeitweise und dann so schlecht zu hören ist, wenn es mittlerweile in glasklarer Qualität auch geht!

So denkt auch die BBC oder zumindest das britische Außenministerium, durch das die BBC finanziert wird. Es steht zwar noch nicht fest, aber evtl. könnte 1999 das deutsche Programm eingestellt werden. Was das zu bedeuten hat, kann sich jeder wohl selbst ausmalen, aber vielleicht liegt es ja daran, daß sämtliche Gelder nur noch für Kreisverkehre ausgegeben werden (HI!).

Der Trend breitet sich leider weiter aus, immer mehr Sender stellen die Übertragung auf der Kurzwelle ein. Die Radiohören&Scannen berichtet in der Novemberausgabe: "In Schwarzenburg gingen die Lichter aus". Der Standort in der Schweiz wurde demnach Ende März 1998 geschlossen. Gründe? Das Übliche! Die Anwohner hörten den Sender in ihren Telefonen und verbrachten angeblich schlaflose Nächte - wegen Elektrosmog und so. Immer wieder merkwürdig, daß solche Beschwerden erst dann aufgetreten sind, als publik wurde, daß elektomagnetische Wellen den Körper mehr oder weniger beeinflussen können. Der Betreiber bemühte sich auch in diesem Fall, alle Störungen zu beseitigen. Drei Millionen Schweizer Franken wurden für die Entstörung der Bevölkerung und der elektronischen Geräte ausgegeben - geholfen hats wenig, wie man weiß!

Die Schweiz war in diesem Monat überhaupt eines der Hauptthemen in der Radiohören&Scannen. In diesem schönen Land soll nämlich auch der Polizeifunk verschlüsselt werden - was in wenigen Jahren auch in der Bundesrepublik der Fall sein wird. Was solls, die Fachfirmen werden der Szene schon die entsprechende Soft- und Hardware zur Verfügung stellen!

Die CB-funk stellte in der Novemberausgabe den seit einiger Zeit auf CB-Frequenzen operierenden Piratensender Radio 101 vor. Für diejenigen, die den Sender noch nie auf Kanal 7 FM gehört haben, eine kurze Umschreibung des Programms: es besteht eigentlich nur aus Musik und Hörerpost. Merkwürdigerweise sind gerade Briefkastensendungen bei den Kurzwellenhörern sehr beliebt. Warum, weiß ich auch nicht, aber ich höre sie auch gerne, besonders wenn gerade mein Brief vorgelesen wird!

Die Musik besteht zum Großteil aus Rock- und Pop-Oldies. Dazu ein lässiger Moderator, der (wahrscheinlich schmunzelnd) auch negative Post vorliest. Jedenfalls gibt es einige sehr korrekte Leute, die es einfach nicht gut finden, wenn irgendein Pirat sich auf CB breitmacht. Da es eigentlich keine wirklich guten Argumente dagegen gibt, denkt man sich eben welche aus. So z.B., daß der Kanal dauernd belegt sei, Hauskanal usw. Liebe Leute, wir haben doch 80 Kanäle, davon rauschen bei mir mindestens 60 nur vor sich hin! Außerdem blockiert der Sender die Frequenz höchstens 40 Stunden im Jahr, nämlich nur dann, wenn wirklich optimale Ausbreitungsbedingungen herrschen. Wie Moderator Chris in einer seiner Sendungen mal verlauten ließ, haben sie 99% positive Zuschriften. Leute, denen das Programm nicht paßt, trauen sich meist nicht mal ihren Absender anzugeben. Na denn bis zum nächsten Sommer - ich freu mich schon wieder drauf!

Hilfe!!! Die CB-funk hat schon wieder eine Bauanleitung für CB-Antennen aus Fahrradfelgen veröffentlicht. Nachdem sich bei mir nach wie vor keiner dazu geäußert hat, sollte sie damit wieder aufhören. Danke!

Die Kurzwellenrubrik ist leider immer noch nicht vollständig aktualisiert. Die meisten Sender muß ich gezielt anschreiben, um an den Sendeplan zu kommen. Das ist ziemlich zeitaufwendig und für jemanden, der nebenbei noch einen festen Job hat, nicht so schnell zu schaffen. Neu dazugekommen ist übrigens Schweden. Bis zum nächsten Monat!

Euer Karsten alias XYLON