Am Meer ...

Zusammen mit der Rhône führt uns der Weg Richtung Mittelmeer in die Region Bouches du Rhône, wo die Rhône ihren Weg ins Mittelmeer beendet. Heute gibt es mal zur Abwechslung ein bisschen Autobahn und Route National - das ist zur Abwechslung auch mal ganz schön ...

Man sollte sich nicht von den idyllischen Hafenbildern verleiten lassen, die zu einem Besuch nach Martigues einladen. Martigues ist eine Hafenstadt, die bei der Anfahrt keinerlei mediterranen Charme versprüht: Hochhäuser und Schnellstraßen prägen den ersten Eindruck.

An der Einfahrt zum Ort besuchen wir ein Einkaufscenter. Auffallend auf dem Parkplatz sind eine Reihe von Männern mittleren Alters mit kleinen Umhängehandtaschen, die in oder bei ihren Autos auf etwas warten. Worauf, werden wir nie erfahren. Sie schlendern herum, ratschen und beäugen jeden, der hier parkt. Irgendwie nicht der Ort, den Explorer alleine auf dem Parkplatz zurückzulassen ...  

Also bleibt eine "Wache" am Fahrzeug. Doch selbst im flotten Marsch dauert der Einkauf fast eine Stunde, da das Einkaufszentrum riesig ist und man etliche Dinge des täglichen Lebens noch suchen und auch ein wenig an der sensationellen Fisch- und ein Stück weiter Fleischtheke verweilen muss.

Auch hier gibt es, wie wir bereits in etlichen Supermärkten beobachtet haben, eine Abteilung für Halal-Fleisch: Dabei handelt es sich nicht um eine bestimmte Sorte Fleisch, sondern um das Fleisch geschächteter Tiere, das für die Muslimen angeboten wird.

Schließlich ist es geschafft, die Vorräte sind wieder an Bord, es kann weiter gehen zum Campingplatz etwas außerhalb - am Plage de Sainte-Croix. Der Platz selbst liegt ganz schön auf der kleinen Steilküste und ist eingezäunt, ein direkter Zugang zur Küste und zum Meer ist nicht möglich.

Ein Camp in der Sonne ... ... die Kapellen am Strand ...
Reste einer Radarstation ... ... gefährliche Küste ...
Abendstimmung am Strand ...

Wir finden einen der wenigen schattigen Stellplätze, zum Glück ist der Platz nur mäßig belegt. Man kann sich ausbreiten und das ganze Camp inklusive Oztent aufbauen.

Am Strand gibt es ein italienisches Restaurant, das nur noch wenige Tage geöffnet hat, wie man uns mitteilt. Man merkt es, denn es gibt nur noch einen Bruchteil der Speisen aus der Karte: Lange Verhandlungen zuerst mit dem Kellner und anschließend mit dem Koch sind nötig, um einen auf der Karte noch angebotenen Pizzabelag zu ergattern. Kellner und Koch hatten wohl vollkommen unterschiedliche Informationen bezüglich der noch vorhandenen Zutaten in der Küche ...

Vor dem Restaurant liegt der Strand mit einer alten verfallenen Benediktiner-Kapelle aus dem 12. Jhdt. und der "neuen" Kapelle aus dem 17. Jhdt. Für die neue Kapelle wurden 4 Säulen aus der alten Kapelle entfernt und hier eingebaut.

Entlang der Küste wird man gewarnt, dass man in die Tiefe abrutschen könne und tatsächlich empfiehlt es sich nicht wirklich, ganz am Rand herumzusteigen.

Unvermeidbar sind auch hier die Relikte der Deutschen aus dem Zweiten Weltkrieg: Eine Radarstation mit zwei Radargeräten und der dafür nötig erachteten Bewaffnung gegen Angriffe aus der Luft, vom Wasser und vom Land wurden hier einst erbaut.

Die Flucht vor dem schlechten Wetter scheint geklappt zu haben - bis zur zweiten Nacht, da bläst der Mistral erneut in voller Stärke - Sauwetter würde man bei uns sagen. Es besteht kein Grund mehr hier weiter zu verweilen - das Restaurant hat zu, die Bar am Platz ebenfalls, der Baguetteservice wurde eingestellt und das Wetter passt sich der Totengräberstimmung an. Hinzu kommt noch, dass sich ein "Mitbringsel" aus dem Wallis nun voll entfaltet: Die Nase läuft, der Hals schmerzt, die Stimme krächzt, die Temperatur steigt, die Stimmung sinkt ...

Also "nix wia weg" Richtung Westen nach Taradeau im Departement Var, das im letzten Frühling so unbeschreiblich verwüstet wurde aufgrund von Unwettern. Selbst Sarkozy reiste an, um sich ein Bild der Verwüstung zu machen.

Bilder: Marie Odile Reynaud, Express.fr

Laut Angaben im Internet soll der Campingplatz inzwischen wieder nutzbar sein und wir rechnen trotz Regen nicht mit einem weiteren Unwetter.

Wie gewohnt führt uns der Weg auf idyllischen Nebenstraßen zum Ziel, und der Platz hat tatsächlich geöffnet: Auf den ersten Blick ist nichts mehr zu sehen von den Verwüstungen. Wir sind fast alleine auf dem Platz, der wunderschön schattig wäre, ja wenn denn die Sonne scheinen würde. Aber es gießt. Weit und breit kein nettes geöffnetes Lokal, also wird die Explorerküche angeheizt und unter der Plane ein recht feuchtes Camp aufgebaut. Beim Rundgang sieht man dann noch die Reste des Unwetters von vor drei Monaten, was auch nicht gerade aufheiternd wirkt ...

Wir machen uns am Abend auf in den Ort, passieren eine Notbrücke und finden schließlich ein kleines Bistro: Dort werden wir mit Hallo begrüßt, als man merkt, dass wir aus Bayern kommen. Eine Frau stürmt rein, um uns wortreich zu begrüßen, der Wirt freut sich offensichtlich auch über uns als Gäste. Eilt uns so viel Ruhm voraus? Das Explorer Magazin hat doch gar keine französischen Seiten! 

Mal etwas Regen ... ... Reste des Unwetters von vor drei Monaten ...

Doch bald klärt sich das Ganze auf: Just an diesem Tag erwartete man eine Delegation aus der bayerischen Partnerstadt Röhrmoos und hat schnell geschlossen, dass wir die ersten Abgesandten sein müssen. Ehrlich wie wir sind, klären wir auf, dass es noch mehr reiselustige Bayern gibt, die sich hierher verirren. Über so viel Zufall ist man erstaunt und findet das Ganze dann doch sehr lustig ...

Auf dem Rückweg treffen wir dann auch tatsächlich die "echte" Delegation, die sich allein schon deshalb von uns unterscheidet, dass sie korrekt gekleidet ist und Trolli hinter sich herziehend Einzug hält in Taradeau.

Platschender Regen begleitet uns in den Schlaf, der Wetterbericht hat aber für den nächsten Tag Besserung gelobt. Gutes Wetter brauchen wir auch für unseren bevorstehenden Abstecher in das Massif des Maures ...


© 2011 Text/Bilder Sixta Zerlauth