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Das Experiment 

oder: Ein Leben im Wohnmobil ...


Seit fast einem Jahr lebe ich nun bereits in meinem Wohnmobil: Aus persönlichen Gründen bin ich wieder ins westliche Münsterland umgesiedelt. Da ergab sich die Frage, eine Wohnung anmieten oder im Wohnmobil leben. Ich habe mich für das Letztere entschieden.

Da ich oft mit meinem Fahrzeug unterwegs sein werde, brauche ich erst einmal keinen festen Wohnsitz. Die Ausstattung ist so gut, dass ein Leben darin möglich sein sollte. Also habe ich mich nach einem geeigneten Stellplatz umgesehen. Der wurde schnell gefunden: Auf dem Gelände meines Sohnes (wo ich auch gemeldet bin) kann ich stehen. Versorgen und Entsorgen kann ich auf einem offiziellen Stellplatz in der Nähe. Zum Gastanken fahre ich ein paar Kilometer bis zur Tankstelle auf niederländischem Gebiet, hier ist das Gas und auch der Diesel billiger. Schnell noch das Auto und mich selber ummelden und schon kann das Experiment beginnen ..!

Begleiter seit über zwei Jahrzehnten: Am Motorrad, dann Terrano, an der Zicke und jetzt am WOMO ... Leben im Womo bringt Abwechslung ...

Meine Kinder und Enkelkinder sind begeistert, dass der "verrückte Opa" wieder in ihrer Nähe wohnt, wenn auch nur zeitweise. Sie kommen öfter vorbei und machen es sich im Wohnmobil gemütlich. Die Nachbarn sind etwas erstaunt und akzeptieren (oder auch nicht, was mir persönlich total egal ist) diese Art zu leben. Aber nach einiger Zeit haben sie sich mit dem "neuen Nachbarn" abgefunden. Es gibt sogar zwei Nachbarn, die mich ab und zu mit Essen versorgen und regelmäßig bei mir auftauchen und fragen, wie es mir geht (vielleicht sehe ich so schlecht und unterernährt aus).

Wäsche lasse ich bei meiner Tochter oder Schwiegertochter waschen. Alles kein Problem. Improvisieren und nach Lösungen suchen ist angesagt. Aber ich muss dazu noch sagen, dass ich über 30 Jahre in dem Haus meines Sohnes gewohnt habe und die meisten Nachbarn mich kennen. Wie lange das "Experiment" dauern wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Und es ist bis jetzt ein sehr interessantes und erlebnisreiches Experiment. Von Zustimmung, Neid, Interesse und Äußerungen wie "du bist doch bescheuert, das in deinem Alter" bis "würde ich auch gerne probieren", ist alles dabei.

Nach Portugal und Spanien

Nachdem ich alle Behördengänge abgearbeitet habe, fahre ich Anfang 2022 in Richtung Portugal. Aber das Wetter macht mir einen Strich durch die Rechnung: Regen und das fast jeden Tag auf der Fahrt durch Frankreich nach Spanien. Auf einem Stellplatz in Spanien sitze ich gemütlich in meinem Stuhl und beobachte zwei freilaufende Hühner. Sie sind sehr zutraulich und sie fressen mir aus der Hand. Als sie sich entfernen wollen, sehe ich, dass eines der Hühner zum Dank ein Ei neben meinen Stuhl gelegt hat. Ich bedanke mich und streichele den beiden zum Abschied über den Rücken ...

Vor Gibraltar stehe ich auf einem Stellplatz und fahre mit dem Rad in die Stadt: Eigentlich will ich eine Radtour machen, aber das Verkehrsaufkommen ist so groß, dass ich davon Abstand nehme. Eine kleine Runde bis zu einem Aussichtspunkt folgt, durch die Fußgängerzone geht es wieder zurück.

Aber auch Spanien und Portugal haben sich nur von der nassen und kühlen Seite gezeigt. Deshalb war ich nach sechs Wochen genervt und habe mich wieder Richtung Deutschland aufgemacht. Doch kaum die Pyrenäen passiert, wird das Wetter besser. Erst im französischen Jura habe ich ein paar schöne sonnige und auch warme Tage, so dass ich ein paar Fahrradtouren unternehmen kann. Freiburg besuche ich später noch für ein paar Tage, dann stehe ich wieder auf dem "Base Camp" bei meinem Sohn und muss einige wichtige Termine abarbeiten ...

Herr Hauy hatt´ein braves Huhn ... (Nach Wilhelm Busch ... ;-) Und das will man streicheln nun ...
Doie Säulen von Gibraltar ... Dorf in Spanien ...                            Südlicher Grenzfluss Portugal / Spanien: Am Rio Guadiana
Spanien: Kunst aus Müll ... Kunst am Camp ...

Im Juni mache ich mich dann erneut auf den Weg in Richtung Süden. Zuerst ist ein Besuch im Allgäu bei Freunden angesagt. Auf dem Weg dorthin zickt mein Womo rum: Im Display zeigt sich eine Warnung "Bitte Motor überprüfen lassen!". Die erste Fiat Werkstatt löscht den Fehler und meint, alles sei wieder ok. Der Grund ist ein defekter NOX Sensor.

Nach 90 km wieder die gleiche Warnung: Erneut wird eine Werkstatt aufgesucht, doch dort gibt man mir unmissverständlich zu verstehen, dass man kein Interesse an meinem Problem hat - unglaublich aber wahr!

Also heißt es weiter eine Werkstatt suchen, die sich bereit erklärt, mir zu helfen: Schließlich finde ich eine freie Werkstatt, auch hier gibt es die Fehlermeldung, NOX Sensor defekt. Da das Ersatzteil wegen eines Feiertags erst nach dem Wochenende geliefert werden kann, gibt es einen Zwangsaufenthalt für mich: Den nutze ich für einen Besuch bei Freunden ...

Aber dann geht es erst richtig los!


© 2023 Ludwig Hauhoff (Hauy)