Eine Tour durch die "Wohnstube" ...

Im Fahrerhaus sind beide Sitze drehbar und können so in die Sitzgruppe integriert werden. Auf der Beifahrerseite folgt dann das erste "Multifunktionsmöbel". Mein Sitzplatz bietet zugleich zwei 35 Liter Engelboxen Platz. Für die vordere Box, gedacht für Gefriergut, müssen Polster und eine Abdeckung angehoben werden. Die zweite Box lässt sich links vom Sitz über die Treppe ausziehen, damit man bequem im Sitzen an alles Kühlgut, aber auch von außen an das kühle Bier und den Wein herankommt.

Unter den Kühlschränken lässt sich noch eine Edelstahlduschwanne ausziehen, die über den Eingang geschoben wird. Mittels eingehängtem Duschvorhang wird daraus eine platzsparende Duschlösung. Platzsparen war auch die Devise für das weitere "Bad", welches sich an die ausklappbare Alutreppe anschließt. Ziel war es, möglichst wenig Platz für ein Bad zu verbauen, das ja nur selten am Tag benötigt wird.

Alle Lösungen, die wir uns angesehen hatten, brauchten zu viel Grundfläche, für einen am Ende doch immer sehr beengten Raum. Unser Bad ist jetzt gerade einmal 40 cm breit und 70 cm tief. Über die kleine Klappe kann man sich eben mal die Hände waschen oder die Handbrause mit Duschschlauch auch als Außendusche verwenden.

Ausklappbare TreppeÖffnet man die Tür ganz, steht man vor dem großen Edelstahl-Klapp-Waschbecken, das die ganze Grundfläche einnimmt und somit bei Bedarf auch zum "Fische putzen" taugt. Ansonsten können darin die nassen Sachen abtropfen, die am Deckel aufgehängt werden. Die verschließbare Warmluftöffnung der Standheizung kann dabei die Trocknung beschleunigen.

Wenn das Waschbecken hoch geklappt wird, ist darunter auch die drehbare Keramiktoilette frei zugänglich. So konnten wir auf kleinstem Raum ein vollwertiges Bad realisieren. Und es blieb im Anschluss ausreichend Platz für vier große Schränke. Der erste ist so tief, dass man auch Jacken hineinhängen kann und es beherbergt gleichzeitig den Stempel für das elektrisch aufstellbare Dach und darunter das Schuhfach.

Die drei folgenden Schränke reichen bis zur Höhe des Bettes: Dieses bietet eine Fläche von 1,50 m x 2,20 m und ist bis auf einen kleinen, ausziehbaren Teil fest. Der "Aufbau" dauert somit keine Minute. Das war einer unserer wichtigsten Forderungen. Des weiteren können Bad und Küche auch benutzt werden, während eine zweite Person noch oder schon schläft.

 Unter den Schränken und dem Bett befindet sich der große Heckstauraum, der über zwei Außenklappen zugänglich ist. Die große Außenklappe am Kopfende dient für den freien Blick zum Sternenhimmel und natürlich als Ausstieg im Container ...

Über die rechte Stauklappe ist die rechte Kellerbox mit den beiden 120 Ah Batterien zugänglich. Darüber ist der Raum für zwei Trinkwassertanks. Einer fasst 200 Liter und ein zweiter, leicht herausnehmbarer, etwas über 80 Liter. Darin kann man auch mal "zweifelhaftes" Wasser bunkern und den Tank hinterher komfortabel reinigen. Zwischen den beiden Tanks ist die Eberspächer Airtronic D4 und die Dometic HB 2500 Klimaanlage untergebracht. Darüber befindet sich der Platz für Campingstühle und -tisch sowie allerlei Kleinkram wie Stangen und Sonnensegel, ebenso wie die Bordelektrik mit 2000 Watt Wechselrichter. Die Klappe lässt sich waagerecht arretieren und so mit dem zweiflammigen Coleman Benzinkocher als Außenküche nutzen.

Über die linke Stauklappe ist die linke Kellerbox mit dem 15 Liter Elgena Boiler zu erreichen. Der Raum darüber ist gasdicht, da dort der Honda Gasstromerzeuger EU 20i untergebracht ist. Ferner befindet sich hier auch die Seagull Filteranlage mit Vorfilter und die Wasserpumpe. Daneben die Zapfstelle für den 60 Liter Benzintank, der zur Betankung von Benzinkocher und Enduro benötigt wird.

Die zweite, etwas größere linke Stauklappe öffnet nach sich nach oben und dient zur Aufhängung des Duschvorhanges für die Außendusche auf der linken Seite. Ferner ist die linke Kellerbox mit den 2 x 5 kg Gasflaschen erreichbar. Und man kommt hier auch von hinten an die Küche, die innen links auf das Bett folgt. Hier haben wir einen dreiflammigen Dometic Herd mit Backofen verbaut, damit man zum Menü auch mal frisches Brot backen kann ...

Trotz Gewicht: Erstaunliche Geländegängigkeit ...Über dem Herd befindet sich eine große Klappe, die als Fotoluke und Dachausstieg genutzt werden kann. Neben dem Herd befindet sich das Spülbecken und daneben noch ein großes Fach für Weithalsgefäße und Gewürze. Daran schließt Beates Sitzplatz an mit großem Staufach unter dem Polster. Zwischen den beiden Sitzen befindet sich noch ein großes Kellerfach, dessen Deckel auch die Aufhängung für den Tisch trägt. Der Tisch lässt sich an beiden Längsseiten zusammenklappen, um den Durchgang zum Fahrerhaus zu erleichtern.

Außen befinden sich dann noch die zwei Zusatztanks. Zusammen mit dem Haupttank haben wir damit etwas über 300 Liter Diesel an Bord. Vorne ist eine starke Winde mit Schneckenantrieb montiert und hinten befinden sich noch 4 Alu-Sandbleche. Beides musste in Island schon einer harten Bewährungsprobe unterzogen werden ...

Nach Fenstern haben wir lange gesucht, da es unbedingt Glasfenster sein sollten, KCT uns aber entschieden zu teuer war. Fündig sind wir bei Mekuwa in Mörfelden-Walldorf geworden, die Doppelglasfenster mit Prüfzeichen liefern. Mit den vier verbauten Fenstern sind wir sehr zufrieden.

Hindernisse und Rückschläge

Bis zur Fertigstellung unseres Fahrzeugs vor der ersten Tour sollte es allerdings noch ein langer und in Teilen ziemlich unerfreulicher Weg werden.

Zunächst war im Oktober 2011 die Freude groß, dass Iveco tatsächlich den Liefertermin eingehalten hatte und der Iveco in Darmstadt auf dem Hof von Iveco Südwest zur Abholung bereit stand. Es sollte dann noch von der Iveco Werkstatt eine Eberspächer Standheizung mit Höhenkit eingebaut und die Übergabeinspektion durchgeführt werden. Dafür waren anderthalb Wochen eingeplant, weil alle Teile vorhanden waren - also ein eher bequemer Zeitrahmen.

Groß war die Enttäuschung dann allerdings, als wir schließlich an einem Freitag mit den Überführungskennzeichen auf dem Hof standen, aber die Standheizung noch nicht funktionierte. Um den mit der Off-Road-Schmiede vereinbarten Zeitplan nicht zu gefährden - Anlieferung bis Ende Oktober, Fertigstellung mit Möbeln und allen Einbauten bis Anfang Mai 2012, haben wir den Iveco dann leider so wie er war mitnehmen müssen. Noch hatten wir ja in unserem Gesamtzeitplan ein halbes Jahr Puffer für die Beseitigung solcher Kleinigkeiten und die geplanten Testfahrten, bevor der Daily per Container nach Australien sollte ...

Spät abends stellten wir das Fahrzeug dann nach 550 km Autobahn beim Ausbauer auf den Hof und am anderen Morgen um 10 Uhr wussten wir, das wir hier die richtige Wahl getroffen hatten: Bereits am nächsten Morgen war bereits das komplette Fahrzeug vermessen, so dass wir uns über den Hilfsrahmen, die Aufhängung sowie grobe Abmessungen und Form der Kabine unterhalten konnten.

Wegen des Motorradträgers wurde der Hilfsrahmen in Stahl statt Alu geplant und gebaut. Als der Rahmen dann für das Verzinken gerichtet war, stellte sich Anfang Januar 2012 heraus, dass er im Höchstmaß über 2,5 cm verzogen war.

Hiermit begannen dann unsere Probleme mit Iveco: Das Fahrgestell wurde von der Firma - mit unnötigen Diskussionen und damit unnötiger zeitlicher Verzögerung - zum Richten in einen Spezialbetrieb nach Hamburg gebracht. Von dort erhielten wir nach zwei Wochen den Anruf, dass das Fahrgestell gerichtet sei, allerdings verbunden mit der Frage, ob wir wüssten, dass der Daily zwei Fahrgestellnummern habe ..!?  

Klappdach sturmfest ... Motorradträger ... Unterwegs im "Traumauto" ...

Dass das der "Tod" für ein Fernreisemobil ist, war jedem Kundigen sofort klar - Iveco jedoch natürlich nicht. Nach unendlichem Mailing und Hin und Her und einer nicht zu übertreffenden Ignoranz bei dieser Firma wurde dann endlich bei einem Meeting im März 2012 die Zusage gegeben, ein neues Fahrgestell zu ordern. Die Lieferung wurde jedoch für frühestens Juli 2012 avisiert. Trotz der Versuche des Ausbauers, durch das Vorziehen von Arbeiten, für die das Fahrgestell nicht notwendig war, Zeit herauszuholen, war unsere Planung damit schon fast gestorben. Zunächst versuchten wir aber, den Verschiffungstermin für Australien noch zu retten.

Als dann aber das neue Fahrzeug nicht wie vereinbart direkt nach Hamburg, sondern nach Mannheim geliefert wurde und weitere Wochen durch Werkstattaufenthalte für Übergabeinspektion und Einbau der Standheizung von Iveco vertrödelt wurden, mussten wir im August 2012 schließlich die Reißleine ziehen und unseren Traum von Australien beerdigen. Selbst wenn der Ausbauer jedes Wochenende weiter durchgearbeitet hätte, wäre die Verschiffung eines vollkommen ungetesteten Fahrzeugs erforderlich gewesen - ein nicht zu verantwortender Sachverhalt!

Was folgte, war ein vollkommen unnötiger Austausch von unsachlichen Anwaltsschreiben, da Iveco weder die Verantwortung für die Situation übernehmen wollte, geschweige denn sich für das ganze Chaos entschuldigte. Statt mit dem eigenen Fahrzeug nun das Outback von Australien unter die Räder zu nehmen, wäre uns nur eine "onroad-Tour" mit einem Mietcamper durch Neuseeland übrig geblieben oder schließlich noch das spätere Alternativprogramm in Island, dann endlich mit dem eigenen Daily 4x4 ...

Endlich: Die erste Touren ...

Unsere Konzepte wurden beim Iveco Bremach Scam Treffen in der Lausitz im Tagebaugelände einer ersten Prüfung unterzogen und auch mit voller Reisebeladung von knapp über 5 Tonnen erfüllte das Fahrzeug alle unsere Erwartungen im Gelände. Die Geländegängigkeit eines solch schweren Fahrzeuges ist schon beeindruckend, wobei wir durch das Klappdach und die Verteilung des schweren Zubehörs und der Tanks in Rahmenhöhe einen sehr guten Schwerpunkt haben.

Bei unserer späteren zweimonatigen Islandreise im Jahr 2013 bewährte sich unser Fahrzeug endgültig und wir fanden keine Planungsfehler. Durch die Überschwemmungsgebiete bei Werra, Fulda und Weser fuhren wir zunächst Richtung Ostsee. Von da aus ging es gemütlich weiter nach Dänemark und schließlich nach Island. Vom Wetter hatten wir alles, von 0°C bis 35°C, überschwemmte Straßen und Wasserdurchfahrten, sowohl in Island als auch in Deutschland, zusätzlich Sturm, Hagel, Dauerregen und Sonnenschein: Also die ideale Mischung für eine verlängerte Probefahrt!

Die knapp 1,60 Meter Innenhöhe reichen recht gut zum Leben, wenn es draußen mal stürmt und schneit, wobei Plane und Dach auch sturmfest sind. Der Lebensraum überzeugt und ich kann vorn noch bis in die Puppen lesen, während Beate schon schläft. Genauso kann sie mich mit einem Tee im Bett wecken, ohne dass ich vorher aufstehen muss ...

Island 2013: Erste größere Tour ... Grandiose Stellplätze garantiert ... Strandausflug ...
Steckenbleiben verboten! Winde für alle Fälle ... Schattiges Plätzchen gesucht ..?

Dass ich bei der Planung nicht nur auf redundante Geräte geachtet, sondern auch bereits im Frühjahr 2011 meiner Beate ein Geländefahrtraining "geschenkt" habe, um sie für das Thema zu begeistern, hat sich voll ausgezahlt: Das hervorragende Training bei der Marcom Geländefahrschule in Sinsheim hat ihr das Fahren sehr schmackhaft gemacht, so dass sie heute (fast) alles fährt, was ich auch fahre - und das mit Spaß!

Als erstes "Gerät" ist später der Fahrer mit einem Bandscheibenvorfall ausgefallen, was zeigt, dass man auf eine motivierte und kundige Beifahrerin nicht früh genug achten kann. Auch die Kabine war über die ausklappbare Treppe in Island selbst mit einem Bandscheibenvorfall noch zu entern. Da sollte es auch mit 70 Jahren oder mehr noch möglich sein! Ein Lob muss ich übrigens an dieser Stelle den Isländern auch noch für ihr Gesundheitswesen ausstellen: Das verdient seinen Namen wirklich, die zweiwöchige Betreuung in Husavik und Akureyri war hervorragend!

Die Erlebnisse während unserer Reise konnten die unerfreulichen Erfahrungen rund um unseren Fahrzeugkauf "by Iveco" ein wenig kompensieren und wir freuen uns auch nach nunmehr etlichen Jahren auf weitere Touren mit unserem Fahrzeug, verbunden mit der Hoffnung, auch in Zukunft den "Service" von Iveco möglichst selten zu benötigen.

Bereits die Islandreise hat gezeigt, dass die Kabine und der Ausbau handwerklich sehr hochwertig ausgeführt wurde und vollkommen knarz- und klapperfrei war. Auch danach hat er sich weiterhin sehr bewährt. Und auch die vielen Stunden bei der Planung und die Beratung beim Ausbauer haben seinerzeit zu dem gewünschten Ergebnis und dem für uns perfekten Grundriss geführt. Wir freuen uns unverändert auf viele weitere Touren mit unserem "Traumauto"!  


© 2014-2019 Dirk Flock  


Anm. der Red.: Ein weiterer Beitrag von Dirk Flock zu einer Reise mit seinem Daily ist ebenfalls im Magazin zu finden: