Auf zur Eisriesenwelt - Werfen zum Wegwerfen?

Die Hitze ist heute noch größer als am Vortag, doch Gewitter werden erst für Sonntag angekündigt. Also lassen wir das Fahrzeug wieder mal in der Sonnenglut mit solargetriebener Kompressorkühlbox zurück - beim Lauf der Sonne über dem Platz wird es hier am Ufer der Salzach nirgendwo ganztägig Schatten geben.

Unterwegs nach Pfarrwerfen ...Zu Fuß wollen wir uns zunächst Richtung Pfarrwerfen durchschlagen, da der undurchsichtige Busfahrplan keine einzige brauchbare Verbindung bereithält. Zu diesem Zeitpunkt ahnen wir noch nicht, dass wir den Entschluss, das Fahrzeug am Campingplatz zurück zu lassen, noch heftig bereuen werden!

Der Fußweg entlang der stark befahrenen B 159 zieht sich - erschwerend kommt die Bekleidung hinzu, die in Anbetracht der in der Eishöhle zu erwartenden 0°C mitgenommen wurde und nicht so ganz zu den herrschenden gut 30°C außerhalb der Höhle passt - und dort müssen wir schließlich wesentlich länger aushalten heute ...

Nach der Ankunft in Pfarrwerfen die betrübliche Feststellung: Auch hier keinerlei öffentliche Verkehrsanbindung - also heißt es weiter zu Fuß laufen, diesmal nach Werfen - bei der herrschenden Gluthitze ein wahrhaftes "Vergnügen"!

Am Bahnhof Werfen dann eine Bushaltestelle: In etwa einer Dreiviertelstunde soll von hier aus ein Bus fahren, der laut Fahrplan einige Minuten später auch durch die Fußgängerzone von Werfen kommt. Also auch dorthin weiter zu Fuß, denn da bekommt man vielleicht so was wie ein kühles Bier, was man mittlerweile doch benötigt ...

Das mit dem Bier klappt und vor dem Lokal sitzend beobachten wir die gegenüberliegende Bushaltestelle, die wir gefunden haben. Die ausgeschilderte "Information" ist selbstredend bis zum Nachmittag hinein geschlossen und so beschließen wir dann in einer halben Stunde eben von hieraus ohne Info zur Eisriesenwelt zu fahren. Eine ganze Reihe von Touris haben sich mittlerweile an der Haltestelle eingefunden, darunter auch eine vierköpfige koreanische Familie. Der Vater erkundigt sich an einem Tisch vor unserem Lokal, wie seine Mannschaft heute bei der WM gespielt hat: Als er erfährt, dass Südkorea im Viertelfinale am 22.06. gegen Spanien 5:3 im Elfmeterschießen gewonnen hat, stürmt er vor Freude johlend und unter dem Gelächter der hier Sitzenden über die Straße zurück zur Bushaltestelle und debattiert freudig erregt mit seiner Familie.

Werfen zum Wegwerfen: Hier schaut der Busfahrer  weg ... Auch wir machen uns nun auf zur Haltestelle und reihen uns in die Wartenden ein - rund acht Leute stehen mittlerweile herum, um den Bus zur Eisriesenwelt zu nehmen.

Die Zeit vergeht, allerdings kommt kein Bus. Wenige Minuten nach der planmäßigen Abfahrt allerdings rollt ein roter Kleinbus mit der Aufschrift "Burgtaxi" in langsamer Fahrt vorbei - der Fahrer schaut fassungslos auf die Touristenschar, spricht aufgeregt in sein Handfunkgerät - und fährt weiter.

Nach einer weiteren Viertelstunde kommt uns die Angelegenheit merkwürdig vor und wir fragen beim Wirt des gegenüberliegenden Lokals, wie das ausschaut mit dem fahrplanmäßig angekündigten Bus. Das Erstaunen ist nicht schlecht, als der Wirt mitteilt: "Das mit dem Fahrplan muss man alles nicht so Ernst nehmen". Er meint tatsächlich, dass uns der Fahrer vielleicht nicht gesehen habe und zeigt rechts an die Straßenecke: 200 m weiter würden Busse stehen, die man nehmen könne zur Eisriesenwelt ... 

Als wir das hören, kreieren wir spontan den Spruch des Tages, der zumindest für Fußgänger gilt: "Werfen zum Wegwerfen!"

Wir versuchen den übrigen Touris an der Bushaltestelle auf Englisch zu erklären, dass man sie wohl fahrplanmäßig verschaukelt und führen den ganzen Tross in die angedeutete Richtung: Nach einigen Minuten Fußweg erreichen wir tatsächlich einen Busparkplatz, auf dem unter anderem eines wartet: Das vorhin vorbei gefahrene "Burgtaxi"!

Unsere Begeisterung ist mittlerweile groß, als wir das Verhalten dieser Firma an der Kasse diskutieren: Verlegenes Grinsen und Gemurmel, allerdings folgt keine Begründung für dieses merkwürdige Verhalten.

Der Bus ist mit unserer Gruppe nun auf der Stelle voll und wir können sofort abfahren - welch ein Service ..!

Glückliche koreanische Viertelfinal-Sieger ... ... an der Talstation zur Eisriesenwelt ...

Beim Bezahlen der Busfahrt haben wir uns schon kaum noch gewundert: Nirgendwo bekommt man hier ein Gesamtpaket angeboten für Bus, Seilbahn und Eisriesenwelt, sondern wir zahlen nun für Hin- und Rückfahrt zum Parkplatz, von wo aus man eine Viertelstunde bergan laufen muss bis zur Talstation der Seilbahn: Hier ist der nächste Teilbetrag fällig, und dieser schließt nun auch den Höhlenbesuch mit ein ...

500 m hoch zur Bergstation ... Rettungsübung heute nicht erforderlich ...

Wir warten an der 1.085 m hoch gelegenen Talstation gemeinsam mit unserer koreanischen Familie auf die Seilbahn, die uns rund 500 m höher zur Bergstation auf 1.585 m bringen soll. Nach einer weiteren Viertelstunde kommt sie dann, die Seilbahn, und wieder sind wir mindestens 8 Personen aus unserer "Wartegemeinschaft", die jetzt gemeinsam hoch fahren - in wenigen Minuten sind die 500 m bis zur Bergstation zurückgelegt, während sich unten im Tal die Salzach zunehmend verkleinert.

Die Eisriesenhöhle kommt näher ...Auf eine Rettungsübung können wir heute gut verzichten - oben angekommen beschränken wir uns darauf, die Fotos zu diesem Thema anzuschauen, die in der Bergstation aushängen (Bild oben rechts) ...

Der Höhleneingang liegt bei ca. 1.630 m, was bedeutet, dass wir von der Bergstation aus wieder unsere übliche Viertelstunde zu Fuß bergan klettern - die Hitze ist hier oben zwar inzwischen etwas erträglicher als unten auf Höhe der Salzach, aber immer noch erheblich. Gewisses Erstaunen kommt auf, als wir die immer noch recht zahlreichen Touris beobachten, die sich hier rauf und runter bewegen - es sind etliche Leute darunter, bei denen man sich wundern muss, dass sie es bei den heutigen Wetterbedingungen scheinbar problemlos bis hierauf geschafft haben ...

Bereits nach wenigen Minuten Anstieg ist der Höhleneingang am Berg erkennbar: Ein gegen Steinschlag überdachter Gang windet sich den Berg hinauf, als deutliches Loch darin präsentiert sich die Eisriesenhöhle - ein beeindruckendes Panorama, das man nur schwer vollständig auf ein Bild bannen kann (für Großbild rechts anklicken).

Als wir näher kommen, schwant uns, wie es während der Hochsaison hier zugehen muss: Selbst heute erkennt man bereits von Weitem eine ganze Traube von Wartenden am Höhleneingang - doch die Lage entspannt sich zunehmend, je näher wir kommen. Die Gruppe von Leuten verteilt sich schließlich in noch erträglicher Weise vor dem Eingang ...

Schnell beginnen sich die meisten umzuziehen - die Kühle ist hier so dicht vor dem Eingang bereits mehr als deutlich zu spüren. Die Goretex-Jacke erscheint jetzt durchaus angebracht, schließlich ist man schweißnass oben angekommen und eine gute Stunde rund um den Gefrierpunkt wäre nun sicherlich nicht allzu gesundheitsfördernd.

Ein Besucher fällt bereits jetzt und auch später auf: Ein offensichtlich harter (oder doch nur dummer?) Mann, der sich im ärmellosen T-Shirt vor dem Eingang anstellt - er wird auch den folgenden Höhlenrundgang bei 0°C in dieser Bekleidung mitmachen.

Wir stellen uns ein auf weit mehr als 30°C Temperaturunterschied und warten, wie es weiter geht ...

Touristenansammlung am Höhleneingang ... Eigene Grabungen sind hier ungern gesehen ...

© Text/Bilder 2002 J. de Haas, Bild Bergeübung: Seilbahn Bergstation