Auf nach Tirol!

In diesem Jahr hatten wir geplant, mit 8 Leuten aus unserer Waldtruppe eine Woche nach Österreich zu fahren und im Traumland der 3D Bogenschützen einige Parcours zu besuchen. In Österreich gibt es eine Menge wunderschöne Parcours und die liegen naturgemäß in oft beeindruckender Landschaft. Leider fiel kurz vor der Abreise einer meiner Freunde aus und so machten wir uns Anfang Juni zu siebt auf den Weg. Erste Station war Waidring in Tirol, wo wir ein paar Ferienwohnungen reserviert hatten.

Schon am Nachmittag nach der Ankunft fuhren wir die paar Kilometer zu einem der der beiden hier angelegten Parcours. Es gibt einen Parcours mehr in Tallage, den hatten meine Bekannten schon vor drei Jahren bei einem ersten Besuch hier durchlaufen. Wir nahmen nun den noch unbekannten höher liegenden "Gebirgsparcours".

Wir wurden nicht enttäuscht: Vor wunderschönem Gebirgspanorama war ein toller Parcours aufgebaut und es gab Schüsse in allen Schwierigkeitsgraden. Immer standen die Ziele passend zur Landschaft und die Nerven wurden mehr als einmal strapaziert. Da standen Gemsen und Steinböcke direkt auf und vor Felsen. Ein Fehlschuss und der Pfeil ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Geschichte. Erschöpft, aber mehr als zufrieden, kamen wir nach 4 Stunden wieder aus dem Parcours heraus. Bis auf einen meiner Bekannten, der einen Langbogen mit Holzpfeilen schießt, hatte keiner Pfeile eingebüßt. Die Holzpfeile reagieren auf Steinkontakt doch sehr zerbrechlich ...

In den nächsten Tagen besuchten wir noch Parcours in Kössen, Stuhlfelden und Saalfelden. Stuhlfelden fiel gegen die anderen deutlich ab, aber die waren absolute Oberklasse. Besonders in Saalfelden war der Parcours auf der Jufenalm mit Abstand der schönste, den wir je geschossen haben. Landschaft und der Aufbau, einfach alles Spitzenklasse. Wir hatten nach drei Tagen das Quartier gewechselt und wohnten nun auf einem Bauernhof im Ennstal in der Steiermark.

Die Aussicht in Waidring ... Sicht auf der Jufen Alm bei Saalfelden ... Rückmarsch nach einem schönen Tag im Parcours auf der Jufen Alm ... Planner Alm ...

Das Highlight unserer Tour war die Teilnahme am Turnier auf der Planner Alm, die am oberen Ende des Ennstales liegt. Hier warteten zwei eigenständige Parcours auf uns, die am Samstag und am Sonntag geschossen werden mussten.

Am Samstag wurden wir etwas geschont: Wir starteten auf Position 21 von 28 und unser Startpunkt lag deutlich höher als die Talsohle, wir hatten aber genügend Zeit, herauf zu kraxeln und konnten uns bis zum ersten Schuss noch etwas erholen. Es folgten dann ein schöner Schuss nach dem anderen und wir bewegten uns im Laufe des Tages im Talkessel auf und ab. Das Wetter war am Anfang ziemlich windig und kühl, aber im Laufe des Tages wurde es immer schöner. Um 10:15 Uhr startete das Turnier und um 16:30 Uhr konnten wir erschöpft und sehr zufrieden unsere Wertungskarten abgeben. Unsere Gruppe bestand aus 6 Personen, drei von uns und drei sehr nette Österreicher.

Wir hatten sehr viel Spaß und alle schossen wirklich gut. Wir Deutsche lagen mit den Ergebnissen sehr gut in unserem Trainingsmittel. Und das obwohl der Parcours wirklich nicht einfach war. Teilweise weite Entfernungen, aber bei immer auch dazu passenden Tiergrößen. Es war einfach nur schön! Der erste Tag war für uns schon mal recht erfolgreich verlaufen und so sahen wir mit Spannung dem Sonntag entgegen ...

Grosser Schwarzbär, auf knapp 40 Meter,  und es sieht aus wie echt. ... Wunderbare Landschaft: Auf der Planner Alm ...
Wo landet der Pfeil bloß, wenn man vorbei schießt ..? Erste Erschöpfungserscheinungen ... ;-))

Schützen, die an diesem Tag den anderen Parcours geschossen hatten, erzählten uns, dass von den 28 Zielen 26 so genannte Felltiere waren. Das sind die teuersten Ziele und sehen mit ihrem Kunstfell ausgesprochen echt aus. Entsprechend gut im Gelände platziert macht es wirklich Spaß, diese besonderen Ziele zu beschießen. Wir erwarteten den Sonntagmorgen mit Spannung: Es hieß auch, der Parcours wäre sehr schwer - wir würden sehen!

Der Sonntag begann mit strahlendem Sonnenschein und es war schon um 8 Uhr in 1.600 Metern Höhe erstaunlich warm. Wir mussten wie am Vortag auf Position 21 starten. Los ging es um 08:30 Uhr und der erste Pfeil sollte um 9:00 Uhr fliegen.

Uns "Flachlandtirolern" verlangte schon die erste Wegführung alles ab: Direkt am Anfang mussten wir innerhalb dieser halben Stunde gut 300 Höhenmeter überwinden, um unsere Startposition zu erreichen. Wir mussten rauf auf gut 1.900 Meter. Mit Zittern in den Gliedern und leichtem Flimmern vor den Augen erreichten wir in der vorgegebenen Zeit unseren Abschusspflock, und es kostete einiges an Überwindung, um nicht gleich beim ersten Schuss zu patzen. Das Wetter meinte es mehr als gut mit uns und die Temperatur stieg bei stahlblauem Himmel und praller Sonne schnell auf gut 27°C.

Der Tag war dann einfach nur Klasse: Die Ziele standen in der fantastischen Landschaft perfekt platziert. Mehr als einmal musste man schon zweimal hinschauen, um zu glauben, dass es nur Attrappen waren ...

Die Ziele sind täuschend echt gestaltet ... Überraschung: Ein Eisbär auf echtem Schnee  ..!

Da stand z.B. ein Eisbär auf einer großen Schneezunge, die bis in den noch zu einem Viertel zugefrorenen Planner See ragte. Was für ein Bild, gleißendes Licht auf dem Schnee, dazu der blaue Himmel und die Felsenkulisse. Und und und. Ein tolles Bild nach dem anderen. Die Österreicher verstehen wirklich was von der Sache!

Der Clou war gegen Ende ein Schuss auf einen lebensgroßen Bison, der in genau 101 Metern Entfernung vor einer Schneezunge stand. Ein "Jubiläumsschuss", die Planner Alm wird in diesem Jahr 101 Jahre alt. Hier spielte leider mehr Glück als Können die Rolle: 100 Meter sind für Bogenschützen schon sehr weit, um gezielt zu treffen. Aber der eine oder andere schaffte es mit viel Glück dann doch.

Aus unserer Gruppe aber leider keiner. Bei den Freunden, die in einer anderen Gruppe unterwegs waren, schaffte es immerhin einer, einen Treffer zu landen. Wir kamen teilweise bis auf 15 cm ran, aber so mussten wir dieses Ziel ohne Punkte verlassen ...

Einen von uns kostete das den dritten Platz: Hätte er wenigstens mit dem dritten Pfeil getroffen, wären es noch 4 Punkte gewesen. Am Schluss hatte er nur zwei Punkte weniger als der Dritte und damit den undankbaren vierten Platz. Aber so ist das halt! Trotzdem ein klasse Ergebnis bei diesen Verhältnissen. Nach 7 Stunden war dann selbst dieser Tag geschafft, und das waren auch wir tatsächlich: Selten waren wir so erschöpft aus einem Parcours gekommen. Mit leicht wackeligen Knien kraxelten wir von der höchsten Position zurück auf die Talsohle.

Es geht immer weiter hoch, wir sind schon auf 1.900 Meter ... Großer Braunbär aus 60 Meter Entfernung: Schuss bergab, ganz schön schwer! Jubiläumsschuss: Ein Bison auf 101 Meter!

Ich selbst hatte auch etwas Pech: Ich schieße in der Klasse "Compound blank, auch Bowhunter Compound genannt", also ohne Visier. Leider war ich tatsächlich der einzige Starter in diese Klasse, und das bei 350 Teilnehmern. Ich wurde kurzerhand in die Klasse "mit Visier" gesteckt. Normalerweise hat man da als "Visierloser" keine Chance sich zu platzieren, dabei sein ist alles. Trotzdem schaffte ich es immerhin auf Platz 5 - ein für mich sehr gutes Ergebnis.

Insgesamt hatten wir alle gute Platzierungen im vorderen Bereich, auch wenn es nicht fürs Treppchen gelangt hat. Aber für uns Flachländer ohne "Bergziegen Gen" war das Schießen dieses Hochgebirgsparcours ein Erlebnis und wir brauchten uns mit unseren Ergebnissen nicht zu verstecken.

Am Abend genossen wir dann ein letztes Mal in der Almhütte die vorzügliche österreichische Küche: Die Kalorien inklusive des echten Kaiserschmarrns konnten uns nach diesem Tag nicht wirklich schrecken.

Am Montag ging es dann leider wieder zurück nach Deutschland. Den Beschluss, am nächsten Turnier auf der Planner Alm wieder teilzunehmen, hatten wir allerdings noch am Sonntagabend beim Kaiserschmarrn gefasst ...


© 2009 Bernd van Ooy (Lodjur)


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Bernd finden sich in unserer Autorenübersicht