Zurück nach Emden - Besatzungswechsel

Der Tag beginnt mit geringer Bedeckung, aber mit Schauern. Wir wollen heute nach Emden versegeln, weil Horst wieder nach Hause muss. Für ihn wollen Harry und Bonni von der Arielle an Bord kommen. Um 11:00 Uhr legen wir ab, mit ablaufender Tide fahren wir den Zeehavenkanaal nach Osten Richtung Ems.

Bei ablaufender Strömung nutzen die ansässigen Industrien die Gelegenheit, um ihre Abwässer loszuwerden: Eine entsprechende Brühe und viel Schaum begleiten uns; hier sind es die Abwässer einer Aluminiumfabrik ...

Wetter wechselhaft: Nun geht es zurück nach Emden ... Hagelschauer unterwegs ... In der Küche: Harry hat sich schnell eingelebt!

Als wir um 12:20 Uhr wieder auf der Ems sind, bekommen wir bei der Emstonne 63 einen Hagelschauer ab. Für einen Drink mit Eis lohnt es sich aber nicht. Wir haben immer wieder kräftige Schauer, Wind aus nordwestlicher Richtung mit Stärke 4 und auch ein Gewitter zieht vorbei. Pünktlich um 13:30 Uhr machen wir wieder am Zollanleger fest.

Eigentlich wollten wir ja die Marina im Emder Außenhafen anlaufen, gleich neben dem Zollponton. Die ist aber völlig überlaufen ...

Um 15:00 Uhr verlassen Jürgen und Horst die pacifico. Jürgen bringt Horst zurück nach Weener, dort warten sein Auto sowie Harry und Bonni an Bord der Arielle. Kurz vor 18:00 Uhr ist Jürgen mit den beiden zurück an Bord: Harry hat sich bereits nur wenige Minuten später in der Küche der pacifico eingelebt und schnell alles gefunden, was man während des Kochens zur Verteidigung gegen ungeduldige hungrige Mäuler braucht ...

In der Marina des Emder Yacht Clubs ...Es ist windig geworden, die Tide ist gegen uns. Hier im Hafen weht es aus Nordwest mit Stärke 4, der Himmel ist fast bedeckt bei 18°C. Wir bleiben heute hier, da es emsabwärts noch mehr weht.

Nach 13 Uhr verholen wir 50 Meter zur Marina des Emder Yacht Clubs hier im Außenhafen. Das ist schnell erledigt, gute Stege und passende Poller sind vorhanden. Bei der Außenreling des Servicepontons muss man darauf achten, die Stützen beim Anlegen nicht zu verbiegen.

Kurz danach kommen zum Wind wieder Schauer dazu. Simone und Bonni fahren einkaufen, während Jürgen und Harry Diesel auffüllen und Frischwasser übernehmen. Loona lebt sich langsam ein. Bei Manövern weiß sie inzwischen, wo ihr Platz ist. Trotzdem ist sie dabei noch immer sehr aufgeregt.

Hier in der sauberen Marina ist alles für die Versorgung vorhanden: Hafenmeister Winfried (Icke) hilft gerne weiter. Auch ein Feierabendbier ist hier möglich. Sehr gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Dusche: Alle Aktivitäten hier sollten zügig vorgenommen werden, denn die eingeworfenen 50 Cent sind schnell verbraucht und dann ist das warme Wasser weg. Abduschen geht dann nur noch kalt, es sei denn, man möchte schnell einmal nackt, nass und eingeseift die Dusche verlassen, um Geld nachzuzahlen ...

Abfahrt nach See - Die erste Insel - Loona muss zur Kur ...

Es dämmert gerade, als wir aufstehen. Der Himmel ist klar bei 13°C, leider ist es fast windstill. Wir wollen heute bis zur Insel Borkum kommen. Um 06:20 Uhr geht es los. Die Abfahrt klappt wieder gut, auch Loona macht das Ablegemanöver brav auf ihrer Sitzbank in der Plicht mit. Als das Relingnetz geschlossen ist, schickt sie Jürgen gleich an Deck zu den Anderen. Dort sieht sie den Arbeiten gespannt zu.

Das Frühstück wird wieder unterwegs eingenommen, ganz so, wie es die Tide und die Zeit wünschen. Wir fahren in den Sonnenaufgang. Das Wasser ist ruhig - zu ruhig ...

Simone übernimmt das Steuer ... Bei schönem Wetter mit dem Ebbstrom nach Borkum ... Jürgen und Loona bei Entspannungsübungen ...

Wir lassen Delfzijl an Backbord liegen und nehmen wieder die kleine Abkürzung seewärts unter der deutschen Küste, den K-Weg. Dort setzen wir alle Segel, ab 08:15 Uhr hat die Maschine Pause.

Nun wird es angenehm ruhig an Bord: Wir hören jetzt nur noch den Wind und das Wasser um uns herum, Entspannung pur. Das müsste eigentlich jeder Mensch einmal erleben! Simone übernimmt das Steuer und Jürgen macht mit Loona Entspannungsübungen auf dem Vordeck.

Der Wind hält sich leider zurück. Mehr als 4,4 Knoten Geschwindigkeit sind mit dem Ebbstrom nicht zu schaffen. Unsere pacifico lässt sich auch bei diesem leichten Wind gut steuern. Verändert man den Winkel des Besans zum Wind, kann man sehr gut den Druck auf unser Ruder unter Wasser minimieren. Der Rudergänger ist dankbar.

Durch den leichten Wind sind wir nicht rechtzeitig an der Fischerbalje, der Einfahrt von der Ems nach Borkum. Die Fischerbalje ist ein Seezeichen mit Lichtsignal auf einem dreibeinigen Gestell direkt auf dem Fahrwasserdamm, der das Fahrwasser nach Norden begrenzt. Die südliche Begrenzung der Einfahrt ist nur eine grüne Fahrwassertonne. Dabei ist die Einfahrt so schmal, dass die Tonne bereits auf der Sandbank liegt. Bei Flut verschwinden Sandbank und Begrenzungsdamm komplett.

Die Ems vereint sich hier mit dem Wattbereich der Nordsee. Dieser Küstenbereich wird normalerweise nicht betreten ...

Uferbereich nördlich der Einfahrt nach Borkum ... Richtung ostfrisische Inseln ...

Im Winter ist es hier sehr unwegsam und während der anderen Zeit ein Gebiet der Seevögel. Während der Brutzeit sollte man diesen Bereich auf keinen Fall betreten: Da verstehen die Tiere keinen Spaß.

Eineinhalb Stunden vor der Einfahrt muss der Motor zur Unterstützung ran, damit wir nicht in den Flutstrom geraten. Kurz vor der Fischerbalje bergen wir alle Segel: Es ist jetzt 10:50 Uhr, wir laufen nach Borkum ein. Eine Stunde später sind wir im Kommunalhafen der Insel einem der alten Kriegsschiffpontons fest. Diese hat die deutsche Marine bei ihrem Abzug 1996 zurückgelassen.

Yachtfestmacher haben an den großen Pontons bei windigem Wetter ihre Probleme: Leicht können sie scheuern oder haken, eine regelmäßige Kontrolle ist wichtig. Die Preise hier im Hafen sind gewöhnungsbedürftig: Bleibt man nur einen Tag, ist ein Liegegeld von 1,10 EUR/m fällig, ohne Kurtaxe. So weit so gut. 3,- EUR werden pro Tag für einen gewünschten Landstromanschluss fällig. Für 100 L Frischwasser werden 50 Cent genommen.

Will (muss) man länger als einen Tag bleiben, wird Kurtaxe fällig, auch für den ersten Tag. Selbst dann, wenn man gar keine Möglichkeiten hat diese zu nutzen. Zum Beispiel wegen Loona. Mit Yachthund Loona sind viele Kureinrichtungen für uns gesperrt. Etwa der "normale" Badestrand. Trotzdem werden uns 12,50 EUR/Tag an Kurtaxe abgenommen. Das sind 2,50 EUR pro Nase (die Hundenase zählt auch voll) und etwa 80% des täglichen Liegegeldes ... 

Blick auf die andere Seite des Pontons ... Sicher am Ponton 1 und die Schauer kommen ...

Wir haben Yachten gesehen, die abends nach Feierabend des Hafenmeisters gekommen und am frühen Morgen vor Arbeitsbeginn des Hafenmeisters wieder verschwunden sind, natürlich mit vollen Wassertanks. Mit den großen Summen der hier eingenommenen Gelder wird fleißig der Südstrand der Insel zubetoniert.

Wir liegen sicher am Ponton 1 des kommunalen Hafens, als uns Schauer erreichen. Auf der anderen Seite des Pontons hat die Lotsenbrüderschaft ihre Versetzboote liegen. Der Wind frischt auf SSE mit Stärke 4-5 auf, ab 12:30 Uhr regnet es. Jürgen und Loona waren noch an Land, denn da gibt es große Wiesen zum Rennen. Genau das Richtige für Loona! Sie gibt Vollgas. Da sie keine Leine gewöhnt und sehr gehorsam ist, hat sie nun eine Freiheit, von der ein Leinenhund nur träumt. In großen Kreisen jagt sie über die Wiese, die pure Lebensfreude. Wir wundern uns immer wieder, wie sie es schafft, mit ihren doch recht kurzen Beinen eine solche Geschwindigkeit zu erreichen. Kopf nach vorne gereckt, die Ohren angelegt und den Körper langgezogen: Hätte Loona einen buschigen Schwanz, könnte man sie glatt für einen Fuchs halten. Also Jäger, Augen auf beim Schießen! Auf jeden Fall ist es immer eine Freude zuzusehen.

Begrenzungsdeich Yachthafen: Bonni, Simone und Loona unterwegs ...Danach legen wir uns alle eine Stunde aufs Ohr. Und siehe da, auch Loona macht mit. Inzwischen ist wieder Regen gekommen, der am späten Nachmittag in Schauer übergeht.

In den Schauerpausen sehen wir uns noch den eigentlichen Yachthafen von Borkum an. Der Begrenzungsdeich ist offenbar aus allem entstanden, was auf Borkum umgefallen ist: Wenn man hier gräbt, kann man sogar auch Toilettenbecken finden. Eine sehr unsaubere Sache, die Trümmer sind nur notdürftig mit Erde abgedeckt. Überall kann man die Trümmer noch erkennen.

 Der Yachthafen selbst, an dem man auf dem Weg zum Kommunalhafen vorbeikommt, hat so einige Tücken. Seit Jahrzehnten legt der Betreiber mehr Wert auf sein dort befindliches Restaurant, der Hafen erscheint zweitrangig. Das hat dem Betreiber auch schon Ärger eingebracht: Im Jahr 2012 wurde der Hafen kurzzeitig wegen erheblicher Sicherheitsmängel geschlossen. Ob diese nun alle abgestellt sind, ist nicht bekannt. Gesundes Misstrauen schadet hier bestimmt nicht, besonders in den Wassertiefen.

Nach Aussage des Betreibers liegt der Liegegeldpreis bei 1,70 EUR/m. Darin ist auch das Duschen enthalten, aber nur mit kaltem Wasser. Wer warm duschen will, soll dafür auch bezahlen, ist die Aussage des Betreibers. Die Toiletten sollen nachts von 23:00 Uhr bis 06:30 Uhr geschlossen sein. Eine Kurtaxe, die eigentlich hier Pflicht ist, wird hier nicht abkassiert. In diesem Punkt liegt der Betreiber im Krieg mit der Stadt Borkum. Das kann sich also noch ändern ...

Abends wird es wieder trockener und ruhiger. Das Gehoppel der pacifico im hafeneigenen Schwell bei diesen Winden lässt nach. Wegen der Wetteraussichten beschließen wir, morgen einen Borkumtag einzulegen. Trotz der geliebten Kurtaxe ... 


© 2015 Jürgen Sattler