Deutschland  Sommer ´96: Entlang der Flüsse (Inn, Donau, Isar)


Geneigter Leser,

dieser Bericht erzählt weder von einer spannenden Abenteuertour um den Erdball, noch beinhaltet er auch nur eine einzige lebensbedrohliche Situation. Wenn Sie trotzdem noch Interesse haben, die Geschichte über eine Radtour entlang der Flüsse Inn, Donau und Isar zu lesen, dann folgendes vorab:

Die Tour fand im Sommer ´96 statt. Geplant war, mit dem Fahrrad von Vaterstetten (liegt im Münchner Osten) nach Wasserburg am Inn und von dort aus weiter bis Passau und die Donau abwärts zu fahren.

Wie weit wir nach Österreich eindringen wollten, hatten wir nicht festgelegt, nur sollte die Tour ca. 7 Tage dauern. Unsere Ausrüstung bestand im wesentlichen aus einem Zweipersonenzelt, Schlafsäcken / Isomatten, einem Gaskocher, Topf, Tassen usw (und natürlich ec-Karte ).


An einem schönen Morgen im August brechen ich und mein Vater mit unseren Drahteseln auf. Über ein paar Bauerndörfer geht es ab in den Ebersberger Forst. Der besteht überwiegend aus Fichtenmonokultur (oder leeren Plätzen wo mal Monokultur war) - Wibke läßt grüßen!!

Der Autor bei Zellerreit 97 ... Nach knapp 1 Stunde gemütlicher Fahrt erreichen wir die Kreisstadt Ebersberg. Von dort aus geht es über Schleichwege in Richtung Wasserburg. Wir umfahren diese Kleinstadt, denn wir waren schon öfter mal dort. Aber Reisenden, die zufällig mal in die Gegend kommen (z.B. zum alljährlichen Globetrottertreffen nach Zellerreit, siehe Bild rechts) kann ich einen kurzen Aufenthalt in Wasserburg nur empfehlen.

Wir fahren auf den Inntalradweg, der uns nun bis Passau bringen soll. Nach einigen Kilometern erweist sich dieser als unzumutbar. Aus schönen Feldwegen werden Matschwege, die unsere Reifen einige Zentimeter tief einsinken lassen. Zurück wollen wir aber auch nicht mehr! Also Augen zu und durch!!

Nach kurzer Zeit kommt uns ein Einheimischer in Wanderkluft entgegen. Dieser signalisiert uns in seinen Urlauten: "Boid habt's ihr's geschafft!!" ("Bald habt ihr es geschafft!" - liest sich doch besser ! - oder?) Er erklärt er, daß es hier vor einigen Jahren Erdrutsche gegeben hat und heutzutage keiner sich dafür interessiert, daß die Wege nun kaum noch befahrbar sind. Er gibt uns den Tip, in einem nahe gelegenen Kloster erstmal "aufzutanken".

Bei einem kühlen Bier sitzen wir bald darauf im Biergarten des Klosters. Eigentlich wollen wir danach gleich weiterfahren, doch ein Regen veranlaßt uns, in die Gaststube zu flüchten - wo wir auch sehr schnell versumpfen.

Aber nach ca. 2 Stunden brechen wir trotzdem von dort auf und beginnen unseren Endspurt nach Mühldorf. Hier lassen wir uns auf dem einzigen Campingplatz nieder.

Fast wie Exoten kommen wir uns unter den zahlreichen Dauercampern mit Wohnwagengespannen vor. Nur ein Zelt steht noch neben unserem. Darin wohnt ein Schwabe mit seiner Frau, deren Geplapper uns allerdings mit der Zeit unerträglich wird.

Nachdem wir mit Hilfe des Gaskochers eine Suppe gezaubert haben, gehen wir bald schlafen.

Am Morgen gießt es wie man kaum glauben kann! Ich mache mich auf den Weg, um unser Frühstück zu organisieren. In einem nahe gelegenen "Tante-Emma-Laden" werde ich fündig.

Nach reichlichem Frühstück brechen wir auf. Der Regen läßt bald nach. Kurze Zeit später erreichen wir Altötting. - Nettes Dorf! Durch den Öttinger Forst geht es weiter in Richtung Burghausen. Dort wollen wir eigentlich über die Grenze nach Österreich. Aber eine Einheimische rät uns davon ab. Denn angeblich ist der Weg auf der deutschen Seite schöner und besser. Entlang der Salzach geht es deshalb Richtung Simbach weiter.

... und unterwegs bei seinen Touren ...Am späten Nachmittag überqueren wir die Grenze und sind nun in Braunau / Österreich. Am örtlichen Campingplatz angekommen schaut mich ein Einheimischer (geschockt?) an und sagt: "Das Schubandl ist offen ..."

Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, machen wir die Stadt unsicher. Und ich muß schon sagen, daß Braunau wirklich ein nettes Städtchen ist! In einem Straßencafé lassen wir uns schließlich nieder, um dort den Abend langsam ausklingen zu lassen.

Am kommenden Morgen heißt es ab nach Passau. Zu der Strecke dorthin läßt sich eigentlich nur sagen, daß sie sehr schön zu fahren ist: immer entlang eines Gewässers.

Am frühen Abend erreichen wir Passau und lassen uns dort auf einem Campingplatz direkt am Fluß nieder. Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben und unser gesamtes Gepäck darin verstaut ist, fahren wir in die Stadt. In einem Lokal in der Nähe der Donau wollen wir abendessen.

Kurz darauf sitzen wir im Biergarten des Restaurants. Uns fallen viele weiße Falter auf, die sich um die Straßenlaternen tummeln. Es werden immer mehr! Dann kommt aber schon das Essen, und wir vergessen die Falter aufs erste. Aber plötzlich (nachdem die Außenbeleuchtung des Lokals eingeschaltet wird) fangen die Falter an, sich auf die Gäste zu stürzen. Laut Kellner handelt es sich um Eintagsfliegen!

Wir stellen die Tiere mit Tabakqualm auf die Probe. Doch das scheint auch nichts mehr zu nützen - die Bierdeckel sind mittlerweile vom Glasboden auf die Öffnung gewandert. Nach einer Stunde (eingehüllt von den angeblichen Eintagsfliegen) flüchten wir schließlich. Im Zelt zaubern wir uns noch einen Tee. Und pennen weg ...

Am nächsten Tag ist als Ziel Linz geplant. Flußabwärts mit Rückenwind auf geteerten Wegen kommen wir sehr gut voran. Ein Blechschild erinnert uns daran, daß wir nun die Grenze nach Österreich überqueren. Außer uns sind allerdings noch "Hunderte" anderer Radfahrer unterwegs, von denen wir uns in folgenden Punkten geradezu unangenehm abheben:

  • keine Nylonhose über den fetten Ar... gestülpt
  • keine aufwendigen Räder mit 20 Gängen
  • nicht in der Mitte der Fahrbahn im ersten Gang strampelnd (sonstige Radfahrer aufhaltend)!

Mit unseren simplen Tourenrädern hängen wir die ganze Bande ab! Einige der Nylonhosenfuzzis fühlen sich natürlich "auf den Helm getreten" und wollen uns beweisen, daß sie schneller sind. Nach kurzer Zeit holen wir sie aber alle wieder ein und lachen, als sie luftschnappend am Wegesrand stehen.

In Linz besuchen wir einen Bekannten. Der arbeitet beim ORF. In der Kantine des modernen Gebäude veranstalten wir einen mehrstündigen Tratsch mit ihm. Auch in diesem Ort gehen wir wieder auf einen Campingplatz. Nach dem Abendessen in einem Lokal verschlägt es uns wieder mal ins Zelt - wohin sonst?

Am nächsten Morgen beschwert sich mein Vater darüber, daß er die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Denn anscheinend wurde in der Nacht jemand von den Campern verhaftet. Ich habe davon nichts mitbekommen und kann deshalb darüber auch nichts berichten.

An diesem Tag fahren wir auf der anderen Seite der Donau wieder zurück Richtung Passau. Der Rückweg gestaltet sich nicht so angenehm wie der Hinweg. Es regnet mehrmals und die Strecke auf der anderen Seite ist bergiger. Auf demselben Campingplatz wie schon auf dem Hinweg lassen wir uns letztlich nieder.

Am nächsten Morgen starten wir Richtung Deggendorf. Wir fahren auf mehr oder weniger schönen Landstraßen, bei Plattling erreichen wir schließlich die Isar. Auf einem Deich kochen wir unser Mittagessen. Dann kommen wir auf den schon fast unzumutbaren Isarradweg. Dieser besteht fast nur aus Schlaglöchern. Da das mit Gepäck schon langsam keinen Spaß mehr macht, fahren wir doch lieber auf Landstraßen. Es kommt zu einer Berg und Talfahrt - die Aussicht ist allerdings schön.

Gegen Abend erreichen wir Landshut. Auf dem dortigen Campingplatz bauen wir schnell unser Zelt auf und suchen uns danach schnellstens ein Restaurant, um noch etwas warmes in den Magen zu bekommen - es ist kurz vor 22:00 Uhr. Gerade noch werden wir fündig - und satt!

Am Tag darauf geht es ab nach Hause - wir haben es uns verdient ..!


© 1997 Karsten Franke