Hoch hinaus und tief hinab ...

Am besten beginnt man mit einem Überblick, und wo ist das am Einfachsten? Auf dem Turm vom Steffl, wie die Wiener ihren Dom liebevoll nennen. Seine Anfänge gehen zurück bis ins 12. Jhdt. Über Jahrhunderte wurde daran gebaut: Das Ergebnis ist eine gotische Kirche mit Bestandteilen aus der Romanik und Renaissance. Die Innenausstattung ist in Barock gestaltet.

Blick über die Stadt ...

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs brannte der Dom und die "Pummerin" stürzte aus dem Glockenturm herab und zerbrach. Die große Glocke wurde einst aus den Resten der türkischen Kanonen aus der Belagerung von 1683 gegossen. Der Dom wurde wieder erneuert, aus den Stücken der zerbrochenenPummerin wurde eine neue Pummerin gegossen, die traditionell das Neue Jahr für Wien einläutet.

Vor dem Stephansdom steht ein Modell in Bronzeguss: Hier kann man sich orientieren. Der Dom wird zur Zeit renoviert. Damit aber der Betrachter trotz der Schutzplanen, die außen hängen, einen Eindruck vom gotischen Gebäude behält, wurde auf die Planen der abgedeckte Gebäudeteil gemalt. Eine schöne Idee! Die Bauzäune nutzt man für Info-Tafeln zur Geschichte und zur Architektur.

Flakturm im Augarten ... Barocker Prunk ...
Blick hinab ... ... bis in die Katakomben ...
Hoch geht es zum Glück mit einem Fahrstuhl in den Nordturm, von wo aus man einen herrlichen Rundblick genießen und die Pummerin von ganz nah anschauen kann.

Alle Wahrzeichen sind von hier aus zu sehen: das Riesenrad im Prater, der Donauturm, die UNO-City, das OPEC-Gebäude, die Flaktürme im Augarten, die noch an den Zweiten Weltkrieg erinnern ...

Von der Höhe geht es nun für uns tief hinab in den Keller, in die Katakomben: Hier sind Domherren und Bischöfe bestattet. Früher wurden hier aber auch die Bewohner von Wien beigesetzt und zur Pestzeit füllten sich die Hohlräume bis unter die Decke mit Leichen.

Zeitweise erfüllte den Stephansdom Verwesungsgeruch und man beschloss, die Katakomben zu schließen. Im 19. Jhdt. mussten Sträflinge und Mönche für Ordnung sorgen und Knochen und Särge wurden gestapelt. Mittlerweile gibt es Führungen durch einen Teil der Katakomben und mit etwas Phantasie kann man sich schön gruseln ...

Vor dem Dom warten die Fiaker, auch diese Kutschen gehören zu Wien wie der Heurige und die Schrammelmusik.

Vom Stephansplatz aus kann man alle wichtigen Punkte der Altstadt bequem zu Fuß oder auch per Fiaker erreichen: Durch den berühmten Graben mit der prunkvollen Pestsäule gelangt man zur spanischen Hofreitschule, vor der sich Unmengen von Touristen tummeln. Vielleicht wissen es viele nicht, aber die berühmten Lipizzaner-Hengste sind jetzt im Juli in Niederösterreich im Urlaub. Dafür muss jetzt der Nachwuchs ran für die Show.

Typische Wiener Gasse ...

Durch die kleinen Gassen mit ihren vielen Cafés und Beisln (=Wirtshaus) geht es weiter zur Ringstraße, die im 19. Jhdt. die Stadtmauer ersetzte. Der gesamte Straßenzug mit seinen Gebäuden im Historismus gehört zum Weltkulturerbe Historisches Zentrum von Wien. Unweit der Wiener Staatsoper befindet sich das Regierungsviertel mit Parlament und der große Volksgarten, ein herrlicher Park, in dem an vielen Plätzen Künstler und Kunststudenten sitzen, um Skulpturen, Brunnen und Gebäude auf das Papier zu bannen. Ein großer Rosengarten und alte Bäume charakterisieren den Park.

Neben Bänken laden endlose Stuhlreihen den Besucher ein zu Verweilen und schon fragt man sich: Hatte hier Georg Kreisler die Idee zu seinem Lied Gehn wir Tauben vergiften im Park!?

Unser nächstes Ziel ist das Café Neko, ein Katzencafé, das von einer Japanerin im Mai 2012 eröffnet wurde. Wenn man bedenkt, dass Wien die Welthauptstadt der Kaffeehauskultur ist und unweit des Katzencafés die Kuchentheken von Sacher und Demel mit den verführerischen Köstlichkeiten auf einen warten, muss man schon ein Katzennarr sein, um sich hierher zu verirren ...

Nehmen Sie Platz ... Künstleranwärter bei der Arbeit ...
Wo bleibt meine Melange? Überblick ist alles ...

Schön hat man es den Katzen eingerichtet, sie haben einen Rückzugsort, wenn sie mal keinen Gast sehen möchten. Sie können klettern und von oben beobachten, wie Kaffee und Kuchen serviert werden. Auf wundersame Weise macht immer mindestens einer der Stubentiger Dienst im Gastraum. Sie setzen sich zu den Gästen, lassen sich kraulen und man darf sich nicht wundern, dass die Leckerli, die man bestellen kann, kaum Beachtung finden. Sie werden vermutlich rund um die Uhr damit verwöhnt.

Die Kuchen- und Getränkeauswahl ist allerdings sehr beschränkt: Es wird keinerlei alkoholisches Getränk ausgeschenkt, typische Angebote wie Würstl mit Saft, Suppen oder gar das kleine Gulasch sucht man vergebens ...

Trotzdem genießen wir den Aufenthalt, denn hierher kommt man nicht wegen der Kulinarik, hierher kommt man wegen der Katzen!

Neben der Kaffeehauskultur ist Wien berühmt für seine Heurigen: Neben zahlreichen wunderschönen Lokalen kann man aber auch eine Heurigenfahrt auf der Donau machen. Das verbindet gleich zwei Punkte: Einen Heurigenabend und eine Fahrt auf der Donau.

Buchen kann dies bei der berühmten Donaudampfschifffahrtsgesellschaft, die es wirklich gibt. Los geht es an der Schiffsanlegestelle Wien/City Schwedenplatz. Die Kais sind bunt bemalt mit Graffiti - Jogger, Rollschuhfahrer und Skater nutzen den Weg entlang des Donaukanals.

Graffiti überall ... ... selbst in der Röhre  ...
In der Schleuse ... Heurigen Musik auf dem Schiff ...

Die MS Wien erwartet uns schon: Wir haben noch Tageslicht, als es den Donaukanal hinauf geht, vorbei an den Donaukreuzfahrtschiffen, von denen hier zahlreiche liegen. An der Nussdorfer Schleuse, die Ende des 19. Jhdt. errichtet wurde, wird das Schiff drei Meter hoch gehievt, um auf die Donau hinausfahren zu können. Die Schleuse wurde errichtet unter anderem als Maßnahme gegen Hochwasser und Eisstöße.

Im Schiff erwartet uns ein typisches Heurigenbuffet mit Wiener Schmankerln. Leckere Salate, Wiener Schnitzerl, Backhendl, Fleischlaberln, Bratwürstl und Krautfleckerln bieten eine gute Grundlage für den Wein. Die Weinkarte ist ordentlich, so kann man sich auch einen guten Rotwein statt des üblichen Grünen Veltliners gönnen. Dazu wird Heurigen Musik gespielt und Wiener Lieder gesungen. Dass der Gesang manchmal echt schräg klingt, ist vielleicht eine Wiener Eigenart und nicht auf den Weinkonsum zurückzuführen. Vielleicht braucht es einfach mehr Wein um die schiefen Töne zu begradigen ...

Auf der nächtlichen Donau ... Nachtleben am Donaukanal ...

Es wird langsam Nacht und so bekommen wir wieder einen Eindruck vom nächtlichen Wien. Gegen 23:00 Uhr ist Ankunft am Schwedenkai. Wieder ist es ein normaler Werktag: Auf der gegenüberliegenden Seite tobt das Nachtleben. Zahlreiche kleine, gut besuchte Bars am Kai laden ein zu einem Absacker. Wer mag, kann im Liegestuhl oder auf dem Barhocker seinen Cocktail schlürfen und wieder erinnert man sich an den Song: Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen ..?


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