Auf zum Weißwurscht-Äquator ...

März 2001: Natürlich sehen wir uns am Anfang zunächst einmal in unserer Umgebung um: Wo gibt es noch nicht besuchte Confluences? Nicht so weit von München entfernt finden sich mehrere, darunter auch gleich drei auf dem Breitengrad N49°, der Bayern ziemlich genau in der Mitte teilt: 

  • N49° E011°
  • N49° E012°
  • N49° E013° 

Die Weißwurscht: Hier verläuft IHR Äquator!Schnell wird uns klar, dass es sich bei diesem "Bayerischen Äquator" zufällig um das Gebiet rund um den sogenannten "Weißwurscht-Äquator" handelt - der Gedanke an ein "Unterprojekt" vom DCP ist geboren!

Entsprechend den Regelungen für Confluence-Besuche fragen wir beim DCP an, ob schon Interessenten vorhanden sind für diese 3 Punkte (wie wir später feststellen werden, kümmern sich andere Besucher nicht im Geringsten um diesen Teil der Regelungen!) und geben unser Projekt "Bavarian Equator / Weißwurscht-Äqator" bekannt. Vom Site-Manager Alex erfahren wir, dass sich bisher niemand für die Punkte interessiert hat.

Nun denn - diese drei Confluences gehören uns - das Projekt "Weißwurscht-Äqator" im DCP kann seinen Lauf nehmen! Wir beschließen, alle drei Punkte an einem einzigen Wochenende zu besuchen.

Dass es sich bei unserer Spekulation hinsichtlich fehlender Besuche anderer "Jäger" an diesen Punkten um einen Irrtum handelte, sollten wir erst später erfahren ... 

Unsere folgende Story über bayerische Schmankerl, gedacht für den Rest der Confluence-interessierten Welt, ist im (englischen) Original zu finden im Degree Confluence Project, N49° E011° ...


Ureinwohnerin am Weißwurscht-Äquator ...Zunächst einiges zum "Bayerischen Äquator", der oft auch "Weißwurscht-Äquator" genannt wird. Dieser Äquator existiert tatsächlich irgendwie im Bewusstsein sowie der Geschichte des Landes. 

Schon die Römer bauten hier den berühmten Limes, und ein Teil davon folgt dem 49. nördlichen Breitengrad ungefähr zwischen dem 11. und dem 13. östlichen Längengrad. 

Der heute "Weißwurscht-Äquator" genannte Bereich ist demgegenüber nicht in der Landschaft sichtbar, man kann dafür aber die Donau als Anhaltspunkt nehmen, die hier mehr oder weniger parallel zu N 49° fließt und die Funktion der Grenze zwischen "südlicher Hemisphäre" und "nördlicher Hemisphäre" erfüllt.  

In der "südlichen Hemisphäre" ist es üblich, die sogenannte "Weißwurscht" vor dem Mittagsläuten zu essen, eine leckere gekochte Wurst aus weißem Kalbfleisch, die mit süßem Senf und Brezn serviert wird.

In der "nördlichen Hemisphäre" dagegen bevorzugen die Leute kleine Schweinsrostbratwürste vom Holzkohlengrill, serviert mit scharfem Senf, dunklem Brot oder Sauerkraut, und man kann (und darf) sie von morgens bis abends essen ...

Aber dieser Äquator ist nicht nur eine Grenze hinsichtlich der Herstellung und dem Verzehr von Würsten, er ist auch die Grenze zwischen den Bayern und den Franken, zwei Stämme, die nicht immer in Harmonie zusammen lebten - sage niemals zu einem Franken, er wäre ein Bayer!

Da nun Würste allein nicht reichen, wahre Männer (und Frauen) zu ernähren, findet man auf beiden Seiten des Weißwurscht-Äquators viele Gasthöfe und Klöster mit einer eigenen Brauerei. Und deshalb muss man ehrlicherweise direkt auf eines hinweisen: Ein einziges Wochenende ist viel zu kurz, um diese Region und all ihre bemerkenswerten Plätze zu erkunden ...

Wir befinden uns hier in der Gegend jenseits des "bairischen Weißwurscht-Meridians", also in einem Gebiet, bei dem man neben Weißwurscht und Bier sicherlich auch andere Assoziationen hat. Sofort denkt man an Trachten, Folklore, Mädchen im Dirndl und natürlich Männer mit Trachtenweste und Lederhose, wie man sie regelmäßig nicht nur auf Volksfesten und in Biergärten findet, sondern in der "Trachten-Zeit" vor allem auch auf der Wies´n, dem Oktoberfest.

Trachtenmode wurde so mittlerweile nicht nur deutschlandweit, sondern im Laufe der Zeit in vielen Ländern der Welt immer gefragter. Und deshalb sehen wir uns hier und heute nur darin bestärkt, sich bei dieser Exkursion als überzeugte "Wahlbayern" zu fühlen und natürlich in entsprechenden Gefühlen zu schwelgen!


Regensburg ... Zentrum der Region ...

Soviel zu unserer Aufklärungsaktion in Sachen bayerischer Lebensart, wie sie für die Leser von Confluence-Geschichten in aller Welt erforderlich schien - wir selbst konnten natürlich ein Wochenende in dieser Gegend dank gewisser Heimvorteile optimal gestalten.

Ein Besuch bei Kepler´s muss sein ...Dennoch waren auch wir wieder einmal angenehm überrascht von den vielen sehens- und besuchenswerten Landschaften und den gastlichen Orten, die wir bei diesem Streifzug durch die Mitte Bayerns durchfuhren. 

Ein Ziel war natürlich Regensburg, wo wir nach dem Besuch des ersten und zweiten Confluence-Punktes den Samstagabend verbringen wollten, bevor es am Sonntag zum dritten und letzten Punkt unserer Besuchsrunde gehen sollte.

Regensburg, das Zentrum der Region "Weißwurscht-Äquator" - immer einen Besuch wert: Eine von den Römern gegründete alte Stadt, die auch heute noch in ihrem Zentrum das mittelalterliche Aussehen pflegt. Hier ist der richtige Ort für Confluence-Jäger: der 12. Längengrad wird auch der "Regensburger Meridian" genannt, Kepler lebte hier - man kann sein Wohnhaus besuchen - und nicht zuletzt berechnete hier noch der berühmte Mercator die Lage des magnetischen Pols basierend auf der Deklination von Regensburg. Nach vielen Berechnungen definierte er schließlich im 16. Jahrhundert den Nullmeridian auf den Kapverden. 

Bei unserer Tour zeigt sich Regensburg sogar angereichert mit noch einer weiteren Touristenattraktion: Es wundert uns nach einer verregneten Anreise und dem Wetter der letzten Tage nicht im geringsten, ein spektakuläres Hochwasser in der Stadt vorzufinden - die Donau zeigte wieder einmal, was in ihr steckt!

Touristenattraktion ... Hochwasser, soweit das Auge reicht ...

Soviel vorab, nun aber endlich zu den Confluences ...


© 2001 J. de Haas