Montag, 18.10.99:  Mojstrana-Bled - "Romantik im Nationalpark"

Wieder gab es Frost in der Nacht, wieder ist es morgens bei max. 5°C und spürbarem Wind etwas "fröstelig", erstmals in dieser Saison wird morgens nach dem Aufstehen wieder kurz die Heizung im Explorer angeworfen - werden wir bei der letzten Tour noch weich??

Heute steht die erste Tour aus unserem Führer mit Roadbook auf dem Programm: "Tour 2: Mojstrana-Bled", bei der wir auf ca. 20 km an dem wildromantischen Wildwasser Radovna entlangfahren und die "Romantik im Nationalpark" erleben wollen. Zum Roadbook: "Die einzelnen Bilder sind in der Reihenfolge fortlaufend numeriert, dabei fährt man in jedes Bild von unten ein, so daß die Darstellung dem Sichtwinkel in der Realität entspricht. Die Kilometerangaben geben einen ungefähren Anhaltspunkt, wann die gezeigte Stelle erreicht wird. Zu bedenken ist aber, daß die Tageskilometerzähler verschiedener Geländewagen differieren ... Zur Verunsicherung kann auch die jüngste Umbenennung und Neu-Kilometrierung vieler Strecken in Slowenien führen ...". Soweit ein Auszug zur Erläuterung der Bildchen des Buchs mit Abzweigungen, Schildern und ähnlichem. Und tatsächlich: Weder unsere Kilometer-Messungen noch die vorgefundene Straßennumerierung stimmen bei dieser Tour genau mit dem Roadbook überein, etliche Abweichungen sind festzustellen.

Nachdem wir unseren Radovna-Einstieg in Mojstrana gefunden haben (N46°23.65724´ E014°00.29606´), wird es kurz unübersichtlich. Aufgrund der aber insgesamt einfachen Streckenführung ermitteln wir nur Anfangs- und Endpunkte einer Tour mit GPS und folgen dazwischen dem Roadbook. Das schmale Schottersträßchen, in unserer Vorbereitungskarte noch mit 317, nun in der Realität mit 917 numeriert, schlängelt sich durch malerische Landschaft. Es ist inzwischen weiter geteert als noch im Roadbook beschrieben, wir folgen wir ihm kurz darauf wieder entspannter: Wir sind richtig, wie die Wegpunkte beweisen!

"Saftige Weiden, hier und dort ein Gehöft - und sonst nichts als Natur pur! Fahrerisch stellt die Tour zwar keine Ansprüche an den Offroader, dafür ist sie aber ein Highlight für Naturliebhaber und Romantiker, die sich hier kaum sattsehen können. Immer wieder nähert sich die Straße der Radovna, die kein Fluß ist, sondern ein wilder, ungezähmter Gebirgsbach, der sich seinen Weg durch die Welt noch selbst suchen darf - unberührt von der formenden Hand des Menschen. Und der Bach lohnt es seinen Beschützern: Er gilt heute als das beste Forellengewässer des Landes." Dem haben wir kaum noch etwas hinzuzufügen, in der Tat romantisch die Strecke mit Denkmälern (z.B. Wegpunkt 14) und Ruinen am Wegesrand - wieder Zeugnisse unheilvoller kriegerischer Vergangenheit an dieser Schnittstelle von Einflussgebieten in beiden letzten Weltkriegen ... 

Mahnmale unheilvoller Geschichte am Wegesrand (Wegpunkt 14) ... ... und Ruinen ...

Wir verlassen für eine Pause auch diese "Hauptstrecke" - mit Allrad geht es jetzt sogar durch eine Furt, hinter der wir einsam und allein mit unseren zwei Fahrzeugen mitten auf einem Wiesengelände stehen ...

... hier kann man im Wald auch mal furten ... ... bis man seinen einsamen Stellplatz erreicht ...

Schneller als uns lieb ist, kommen wir nach unserer Pause voran auf der Strecke, am Wegpunkt 17 mit eindrucksvollem Verlauf des Wildbachs in Krnica ist man eigentlich am Ende angelangt - auf jeden Fall eine empfehlenswerte Tour!

In Krnica (Wegpunkt 17) ...

Da wir sowohl in Richtung Bled als auch Lesce unterwegs sind (beide Campingplätze sind offiziell nicht mehr geöffnet, aber laut telefonischer Auskunft der Campingplatzbetreiber für uns auch bis Ende Oktober anfahrbar), können wir uns das beste Camp aussuchen sowie dort den Nachmittag und die Nacht verbringen.

Als wir allerdings vor dem verlassenen Camping Zaka in Bled stehen (N46°21.66683´ E014°04.86558´), telefonieren wir nochmals mit beiden Plätzen, da hier kein Mensch zu sehen ist. Während man beim Camping Sobec in Lesce nun allerdings offenbar nicht mehr so wild ist auf Nachsaison-Camper, erklärt man sich bei Camping Zaka telefonisch bereit, uns noch einmal die Schranke zu öffnen und uns auf den Platz zu lassen.

Sascha vom Campingplatz begrüßt uns bereits kurz darauf mit Handschlag und erklärt uns die nähere Umgebung und stellt uns einen günstigen Sonderpreis in Aussicht. Auf "unserem" Platz treffen kurz darauf noch ein paar andere Camper ein, ein weiterer deutscher Womofahrer beschließt nach kurzem Überlegen allerdings, doch lieber außerhalb "wild" zu campen - klar, bei den Preisen hierzulande ... So sorgt man für Beliebtheit im Ausland und tut gleichzeitig was für die Finanzierung seines rollenden Wohnzimmers!

Burg Bled ... ... wieder mal allein: Expeditionsstop im Camping Zaka

Der Abend sieht uns in Bled - unser touristischer Tribut muss gezollt werden! Vorbei an der Burg Bled und dem See des im Sommer touristisch überlaufenen Luft- und Thermalkurorts begeben wir uns zu Fuß in den Ort - gewaltige Leistung! "Der vom Wocheiner Gletscher geschaffene See ist rund 2000 m lang, 1000 Meter breit und bis zu 31 m tief. Er wird von warmen Quellen gespeist und erreicht deshalb im Sommer Temperaturen zwischen 18 und 24° C, nur in kalten Wintern friert er zu ..". Soweit der Polyglott-Reiseführer Slowenien. Nach mehr als halbstündigem Fußmarsch erreichen wir das Lokal Pri Planicu, das wir für einen Besuch unbedingt empfehlen. Plescaviza u.a. essen wir heute Abend sehr gut und preiswert, dazu gibt es das vorzügliche Pivo (Bier) Union - wer hierhin Bier mitbringt wie wir, ist selber schuld!

Slowenien wird mit jedem Abend sympathischer, denken wir auch heute, als wir uns bierselig auf den langen Weg zurück am See vorbei zum Camp machen ...


© Text/Bilder 1999 J. de Haas, Textauszüge aus "Geländewagen Touren Band 3: Slowenien und Istrien"