Nachtrag: "Winterabenteuer" mit dem Tinde 3

Nachdem sich das Tinde 3 im Sommer 2007 in Schweden bei Sonne und Regen sowie Sturm gut geschlagen hatte, dachte ich, dass ich alle normalen "Zeltwetter" nun durch hätte. Doch es sollte anders kommen ...

Das Lager steht, der Platz in der Lavvu wird bestaunt ...Über Ostern 2008 wollte ich an einem zweitägigen Bogenturnier in der Eifel teilnehmen: Da der Wetterbericht nicht gerade Frühlingswetter in Aussicht stellte, beschloss ich - anstatt mit dem Dachzelt anzureisen - das Tinde 3 zu nutzen. Immerhin kann man bei schlechtem Wetter in diesem Zelt wenigstens heizen. Außerdem ist es bei feuchtem Wetter angenehmer, wenn man problemlos mit den Schuhen ins Zelt kann und nicht umständlich ins Dachzelt krabbeln und vorher noch die dreckigen Schuhe ausziehen muss. Ganz abgesehen von dem deutlich größeren Wohnraum und der damit verbundenen Bewegungsfreiheit.

Als ich Karfreitag am Nachmittag ankam, war es zwar kalt und windig, aber die Sonne schien noch und es machte einen gar nicht so schlechten Eindruck. Ein Freund war meinem Beispiel gefolgt und hatte auch sein neues Tinde 3 mitgebracht. Kaum hatten wir uns einen Platz ausgesucht, wo wir unser Lager aufschlagen wollten, wurde der Wind immer böiger und am Horizont erschien eine pechschwarze Wand, die beunruhigend schnell heranzog.

Wir dachten, es wäre eine gute Idee, zuerst an meinem Hänger das Tarp aufzubauen. Bei dem anrückenden Regen oder Schnee schien ein Dach über dem Kopf das Richtige zu sein. Zu zweit war es schnell aufgebaut, aber es brauchte dann eine Minute später nur eine einzige brutale Windböe, um uns den ganzen Kram um die Ohren zu schlagen: Eine der Tarpstangen wurde fast rechtwinkelig umgebogen, zwei der Ösen, in denen die Spannschnüre eingehängt waren, rissen aus, und das Tarp fetzte uns um die Ohren ...  

So schnell es ging, bauten wir die Reste ab, fingen das Tarp wieder ein und flüchteten uns vor dem nun einsetzenden regelrechten Schneesturm in meinen Wagen. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei, alles war weiß, aber die Sonne kam wieder hervor und bald darauf war der Schnee schon fast weg.

Schnell bauten wir die beiden Lavvus auf: Bei dem andauernden Wind auch zu zweit nicht ganz einfach. Als aber die Mittelstangen aufgestellt waren und die beiden Zelte stramm standen, war es kein Problem, die restlichen Häringe mitsamt der Sturmverspannung zu setzen. 

Die Zelte hielten den weiteren Böen problemlos stand und der Einsatz des Hobos als Ethanolbrenner im Zelt meines Freundes und als geschlossener Ethanolzeltofen bei mir selbst brachte die Zelte schnell auf angenehme Temperatur. Die Außentemperatur lag schon am Abend und in der Nacht so um die -5°C. Das abendliche Grillen und Brötscheln wurde draußen gemacht: Im Schneetreiben war das schon eine neue Erfahrung. Und wieder einmal machte Feuer wie schon zu Urzeiten das alles erträglich. Zeitweise standen drei Hobos in Rotglut ...

Nur die Harten kommen in den Garten - Gelage im Schneetreiben! Nach gefrorenem Buffet wartet das beheizte Zelt ... Der Morgen danach ...

Am nächsten Morgen - es hatte die ganze Nacht leicht geschneit - waren die Zelte mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt. Die Wärme im Inneren hatte den Schnee antauen und dann festfrieren lassen. So kam es, dass der Schnee an den steilen Zeltwänden nicht abrutschte. Als ich nach dem Aufstehen den Ofen entzündete, dauerte es keine zwei Minuten, bis der Schnee erneut antaute und raschelnd vom Zelt rutschte. Kurz darauf hörte ich das gleiche Geräusch aus Richtung des Zeltes meines Freundes, er war also auch wach und hatte zuerst den Hobo angemacht.

Draußen war es windig, kalt und es schneite immer wieder leicht. Zu viert verzogen wir uns in eine der Lavvus um zu frühstücken. Die beiden, die mit dem kleinen Eriba Puck angereist waren, genossen lieber die Heizung im Wohnwagen, was sie für den Rest der Zeit zu den "Puckluschen" machte ...

Frühstück zu viert im Zelt ...Da man das Wetter nicht ändern konnte, arrangierten wir uns damit. Tagsüber blieb es kalt und es schneite immer wieder leicht. Als wettererprobte Feldschützen machte uns das allerdings nichts aus: Am ersten Turniertag trennte sich so auch die Fraktion derer, die im Winter nur in der Halle trainieren von den Allwetterschützen, die das ganze Jahr draußen schießen ...

Auch die zweite Nacht war dank Heizmöglichkeit kein Problem und nach genauso kaltem Morgen wie am Samstag überraschte der Ostersonntag erfreulicherweise ab Mittag mit blauem Himmel und Sonne. So konnten wir am Nachmittag die Lavvus sogar trocken abbauen. 

Das Fazit für mich: Ein paar Tage bei moderater Kälte und Schnee kann man gut mit dem Tinde in der Leichtversion und dem Ethanolofen aushalten. Bei "richtigem" Winter mit viel Schnee und großer Kälte wäre wohl die Variante mit der stabileren Stoffhaut besser geeignet. Die absolut wasserundurchlässige Zelthaut der Leichtversion verursacht bei Kälte doch nicht unerhebliche Mengen an Kondenswasser. Sowohl durch den eigenen Atem, aber auch durch die Ethanolverbrennung, bei der auch Wasser freigesetzt wird. Durch die steilen Zeltwände allerdings nicht das große Problem, denn das Wasser läuft ohne zu tropfen gut und schnell ab.

Auch der Ethanolofen käme unter entsprechenden Winterbedingungen an seine Grenzen, da wäre dann auch ein Holzbrenner angesagt, der deutlich mehr Heizleistung entwickelt. Mein Freund und ich wurden auch belohnt, er holte sich Platz 1 in seiner Klasse, ich schaffte es auf den zweiten Platz in meiner Wertungsklasse.

So wurde aus dem kalten und verschneiten Osterwochenende dann auch noch unser erstes erfolgreiches Turnierwochenende in diesem Jahr ...


© April 2008 Bernd van Ooy (Lodjur)