Zurück im Schengenraum ...

An der litauischen Grenze ist Blockabfertigung angesagt: Wieder werden die Pässe kontrolliert, wieder wird in den Explorer geschaut. Dann bedankt man sich und schickt uns an den Schalter, um den Eintritt zu bezahlen: Dies ist wohl die einzige europäische Grenze, an der man Eintritt zahlen muss. Es handelt sich um den Eintritt für den litauischen Teil der Kurischen Nehrung. Unsere Restrubel werden nicht genommen, Litas haben wir noch keine, Euros will der freundliche Mann auch nicht, aber unsere Kreditkarte ist herzlich willkommen. Er fragt, ob man russisch könne und freut sich, dass wir ein paar Brocken beherrschen. Er wünscht uns eine gute Reise und einen schönen Aufenthalt ...

Warten auf Einlass in den Schengenraum ... ... hier findet sich immer ein Platz ...
Der Ostseestrand der Nehrung ... ... Der DCC ist auch schon da!

Wir sind zurück im Schengenraum! Kurz hinter der Grenze ist der Campingplatz von Nida, den wir schon seit unserer Reise Baltikum 2004 kennen.

Diesmal jedoch ist Hauptsaison, aber dennoch findet sich ein schattiges Plätzchen zwischen lauter Litauern, die hier ihrer beliebten Freizeitgestaltung nachgehen: Campen, Grillen, Bier trinken ...

Trotz der vollen Belegung mit Gästen, die reichlich Bier und Härteres genießen, bleibt alles ruhig: Auch die vielen Kinder sind recht leise und und haben trotzdem jede Menge Spaß.

Die Litauer grillen übrigens etwas anders als wir: Man benutzt keine vorgefertigte Grillkohle, sondern man verbrennt große Holzscheite, bis man Grillkohle hat. Auf der gesamten Kurischen Nehrung ist übrigens offenes Feuer verboten, aber rings um uns lodern hohe Flammen in den Grills. Es würde wohl einen Volksaufstand geben, würden man den Litauern dieses Vergnügen verwehren. Somit können auch wir mit gutem Gewissen wieder mal unseren Hobo-Ofen anheizen und fallen mit unserem Feuer nicht auf. Auch hier gibt es übrigens wieder keine Mücken ...

Wer nicht grillen will, kann im Chinalokal am Platz essen. Die Besonderheit hier: Alle Hauptgerichte sind für zwei Personen. Man muss sich also stets zu zweit auf ein Gericht einigen. Die Bedienung ist da auch gar nicht verhandlungsbereit und versteht überhaupt nicht, warum man das merkwürdig findet.

Außerhalb von unserer litauischen Ecke ist der Platz fest in deutscher Hand: Einer großen Gruppe Campern vom DCC (Deutscher Camping Club) wurde eine eigene Wiese zugeteilt. Eine Motorradgruppe aus Siegen trifft ein, wo man den Daheimgebliebenen laut brüllend per Handy mitteilt, es wäre hier alles wie in Kroatien, man hätte 30°C. Stimmt zwar nicht ganz, aber das Wetter ist bis auf einige wenige Schauern wirklich sehr gut. Wir treffen auch ein Pärchen aus Husum wieder, das wir bereits auf dem russischen Teil der Kurischen Nehrung auf einem Parkplatz gesehen hatten. Sie waren über Sovjetsk (Tilsit) in den Oblast Kaliningrad eingereist und hatten 11 Stunden Wartezeit  an der Grenze, wie sie uns erzählen. Welch ein Unterschied zu unserer komfortablen Fähreinreise!

Der Ort Nida ist mittlerweile ein einziger Touristenrummel: Passagiere von Kreuzfahrtschiffen, die in Klaipeda anlegen, werden busweise hierher gebracht und rennen hinter ihren Führern mit Schildern wie Delphin2, Delphin5 usw. hinterher. Da es zeitweilig ein wenig regnet, laufen auch viele Touristen in gelben oder andersfarbigen Müllbeuteln verkleidet durch den Ort. Jede Menge Lokale sind gut gefüllt, Ausflugsschiffe warten im Hafen. Am Strand gibt es eine kleine Attraktion für die Kinder: In Plastikkugeln eingeschlossen, die mit einer Art Laubbläser aufgepustet werden, können sie durch das Wasser toben.

Auch die Wege durch die Dünen sind dicht bevölkert, von Einsamkeit und Beschaulichkeit keine Spur ...

Die Idylle von Nida trügt ... Einmal kurz aufblasen und schon geht der Spaß los!
Rummel in den Dünen ... Touristen brauchen Kitsch!?!

Auf der Ostseeseite, die jeden Abend einen wunderschön kitschigen Sonnenuntergang bietet, ist der Strand streng reglementiert: Da gibt es Abschnitte für jedermann, eine Lady´s Beach und einen Nudistenstrand. Zur Sonnenuntergangszeit versammelt sich hier alles und die Strandgrenzen vermischen sich, da dürfen sich dann auch Männer in den Lady´s Beach Abschnitt wagen.

Bald haben wir von all dem Treiben auf der Nehrung genug und brechen auf zur Fähre, die uns nach Klaipeda bringen soll und uns diesmal nichts kostet: Denn man zahlt bei der Abfahrt in Klaipeda sowohl die Hin- als auch die Rückpassage. Leute, die wie wir durch die russische "Hintertür" auf die Nehrung gelangen, kommen so ausnahmsweise mal in den Genuss einer kostenlosen Überfahrt ...

Wieder mal: Auf der Fähre nach Klaipeda ...


 © 2009 Text/Bilder Sixta Zerlauth