Dienstag, 25.07.06

(Wegstrecke: 15 km, Zeit unterwegs: 7 h)

Heute sind wir wieder einmal so gegen 8 Uhr aufgestanden, um halbwegs in den Rhythmus zurück zu kommen, den wir vor unserer Pause hatten. Auf dem Weg zum Pass haben wir einige Zeichen von anderen Menschen gesehen, sehr viele farbige Bänder an Sträuchern und auch einen Holzstapel, sehr merkwürdig. Der Weg zum Pass hoch war dann sehr fein, nur hatten wir leider kaum bis gar keine Sonne, aber immerhin blieb auch der Regen aus ...

Oben angekommen halten wir uns nicht lange auf, sondern machen uns direkt an den Abstieg auf die andere Seite, da es nicht gerade gemütlich ist dort oben. Beim Abstieg können wir schließlich auch wieder Regen genießen, einen ziemlich heftigen sogar für diese Gegend, soweit wir das von unserer bisherigen Regenerfahrung her abschätzen können. Ich bin schon gespannt, ob wir bei dieser Tour noch einen weiteren regenfreien Tag haben werden, oder ob es weiter so dahin gehen wird, bisher war uns ja nur ein einziger Tag vergönnt, an dem es überhaupt nicht geregnet hat - das ist nicht gerade überwältigend.

Jedenfalls geht es nach dem Regen etwas gemütlicher weiter und aus den kurzen Pausen zur Rückenentlastung, die wir jede Stunde einlegen, werden nun schon etwas längere. Aus diesem Grund brauchen wir auch relativ lang für die heutige Strecke, obwohl sie immer oder zumindest fast immer angenehm zu gehen ist.

Auf der Schotterstrecke ... Nicht gerade gemütlich hier ...
Abstieg im Regen ... Camp 12: Leckeres Brot mit Suppe ...

Als wir dann nach einer wieder längeren Pause unsere letzte Tagesetappe hinter uns bringen, müssen wir zum ersten Mal durch einige mehrere Meter hohe Büsche hindurch. Am Endpunkt unserer heutigen Strecke (Camp 12) schätzen wir mal wieder den restlichen Weg und die Tageskilometer: Wir kommen dabei auf 10 Tage à 15 km, 2 Tage à 10 km und einen weiteren Tag zum Bauen des Floßes. Um das zu schaffen und auch noch mögliche Schlechtwettertage hereinzuholen, müssen wir ziemlich "Gas geben", um nicht am Ende ohne Verpflegung da zu stehen. Deshalb werden wir auch gleich morgen, falls es möglich ist, so um die 20 km Tagespensum anpeilen, um einen Rasttag heraus zu holen.

Zu essen gibt es heute wieder einmal leckeres Brot mit Suppe, zwischen Brot backen und Suppe kochen gibt es sogar auch eine feine Regenpause. Jetzt, kurz vor 21:00 Uhr, regnet es allerdings gerade wieder erneut, doch im Zelt oder unter unserem Tarp ist das halb so wild und kann manchmal sogar recht lustig sein ...

Mittwoch, 26.07.06

(Wegstrecke: 16 km, Zeit unterwegs: 14 h)

Nachdem wir vom Camp aufgebrochen sind, haben wir die Hälfte einer kleinen Anhöhe erreicht, auf der wir weiter oben einen schönen und gut zu gehenden Weg finden. Von Anfang an haben wir die Vermutung, dass dieser Weg von Menschen angelegt wurde, da er für einen natürlich entstandenen Trampelpfad einfach zu geradlinig verläuft. Auf diesem Weg kommen wir sehr gut voran, obwohl sich überall um uns herum hohe Büsche befinden. Nach einiger Zeit mit gemütlichem Schritttempo hören wir plötzlich Glocken etwas abseits vom Weg: Wir folgen den Klängen ohne unsere Rucksäcke und vermuten anfangs, dass es sich möglicherweise um ein Glockenspiel an einem ganz bestimmten Baum handeln könnte. 

Als wir diesen jedoch erreichen, finden wir dort keine Glocken und so folgen wir den Klängen weiter. Unvermittelt stehen wir plötzlich vor einem Pferd, dann sehen wir ein weiteres und noch eines und so weiter, bis wir schließlich eine Gruppe von etwa 25 bis 30 Tieren vor uns haben, denen wir bis zum nahe gelegenen Hart Lake folgen. Dort angelangt suchen wir nach einer Hütte oder ähnlichem und finden schließlich auch etwas mit Hilfe des Zoomobjektivs von unserem Fotoapparat: Wir gehen deshalb wieder zurück zu unseren Rucksäcken und setzen den Weg fort, der in Richtung der Hütte verläuft.

Nach einiger Zeit und dem Anstieg auf einen kleinen Hügel finden wir uns auf einer Landepiste wieder, die nicht in unserer aus dem Jahr 1975 datierten Karte eingezeichnet ist. Wir gehen weiter in Richtung Hütte und treffen dort zu unserer Überraschung auf ein deutsches Pärchen - sie arbeitet hier als Köchin und er als Guide. Wir bleiben dann auch gleich eine Weile dort, um Informationen über Wege einzuholen, erstmalig wieder einmal mit anderen Menschen zu plaudern und unsere Versorgung mit Tee, Cookies und Obst sicherzustellen ...

Landepiste mit Tower ... Im Biber-Land ...
Eifrige Bauarbeiter ... Im Regen durch wunderbare Landschaft ...

Weiter geht es anschließend wieder auf einem guten Weg am Hart River entlang. Unterwegs beginnt es erneut zu regnen und wir ziehen beide unsere Regenjacken über. Die kurzen Hosen lassen wir an, da der Regen nicht so stark ist und gewöhnlich auch nicht lange andauert. Nicht so jedoch hier und heute: Lange Zeit ist der Regen diesmal unser Begleiter und so werden unsere Schuhe auch von innen nass, was sehr schlecht ist. Tröstlich dabei, dass wir während unserer Regenwanderung auf diesem Teilstück des Weges an einigen sehr schönen Biberbauten und -dämmen vorbei kommen, die uns etwas von den Wetterverhältnissen ablenken ...

Am Abend gegen 22:00 Uhr erreichen wir endlich das Ziel unserer Tagesetappe (Camp 13), es regnet immer noch unaufhörlich. Das Camp erweist sich allerdings vor allem für mein Zelt nicht als optimal, da der Boden sehr weich ist. Aber zum Glück können wir ziemlich geschützt unter einem großen Nadelbaum gleich neben dem Tarp kochen und haben so wenigstens noch ein leckeres Abendessen vor dem Schlafen gehen - man freut sich ja auch über Kleinigkeiten ...

Donnerstag, 27.07.06

(Wegstrecke: 15 km, Zeit unterwegs: 9 h)

Wir sind um 9 Uhr aufgestanden, um gleich nach dem Frühstück damit zu beginnen, unsere Schuhe und den Rest der nassen Ausrüstung trocken zu bekommen. Für die Schuhe bauen wir dazu eine geniale höhenverstellbare Vorrichtung. Nur leider geht das Trocknen selbst eher nicht so gut, zum Glück kommt jedoch auch die Sonne zeitweise heraus und so können wir wenigstens die meisten unserer Kleidungsstücke trocken bekommen.

Gegen 14 Uhr brechen wir dann erneut auf und zum Glück finden wir bald den Weg wieder, den wir Tags zuvor im Regen verloren hatten und können so relativ gemütlich über den heute anstehenden kleinen Pass gehen. Beim Abstieg ins Tal sind wir immer noch auf unserem vertrauten Weg und sind schon recht gespannt auf den, den uns der Guide angekündigt hatte. Auf diesem sollte es uns möglich sein, rund zweieinhalb Tage zu bleiben, was vom Vorankommen und der Orientierung her natürlich optimal wäre. 

Bei einer Flussdurchquerung geht unser Weg dann anscheinend nicht weiter, aber wir denken uns nicht viel dabei, da uns der Guide geraten hatte, über den Fluss zu gehen. Danach würden wir den neuen Weg dann bald sehen. Bei der Durchquerung haben wir dann erneut das "Glück", dass es wieder einmal regnet, wie schon etliche Male zuvor an diesem Tag ...

Schuhe und nasse Ausrüstung müssen trocknen ... Wenigstens die Kleidungsstücke trocknen ...
Merkwürdig gefärbte Bäche ... Moskitos als ständige Begleiter ...

Beim späteren Weitergehen queren wir noch einige interessant blau, bräunlich und rot gefärbte Bäche, die teilweise jedoch ziemlich ekelhaft wirken. Trotz intensiver Suche können wir den angekündigten Trail nicht finden. Da die Moskitos wieder einmal extrem heftig sind, das Wetter überhaupt nicht toll und auch das Vorankommen zu dem Zeitpunkt wegen des Untergrunds ziemlich schlecht ist, werde ich ziemlich wütend und bin kurz davor, einfach alles hinzuschmeißen und zu "streiken". Dieser Zustand hält dann auch einige Zeit an und es ist überhaupt nicht leicht, noch weiter zu gehen, ich will nur noch eines: Weg von hier!

Was auch nicht unbedingt hilft meine Stimmung zu verbessern, ist der nun wieder einsetzende Regen, der dem vom Tag zuvor ziemlich ähnlich zu werden scheint, doch diesmal haben wir von vornherein auch die Regenhosen an. Tröstlich dabei: Auch der Weg ist diesmal deutlich besser, da die Sträucher, die extrem nass sind, sobald es etwas regnet, hier weiter auseinander stehen.

Unser Camp (14) können wir dann erst gegen 23:00 Uhr aufschlagen, aber zum Glück an einem "normal" gefärbten Bach, der nicht so komisch schmeckt oder aussieht wie fast alle anderen Bäche in diesem Tal. Chrisie hat dann seine Freude am Sägen und wir essen Eierspeise mit Beef und Sauce Hollandaise (jammi). Jetzt ist es schon fast 2 Uhr morgens und wirklich Zeit fürs Bett. Ich hoffe nur, dass es morgen endlich wieder einmal schönes Wetter gibt, der Regen und die Nässe bekommen mir nicht allzu gut, da macht die ganze Sache nun nicht wirklich Spaß ...

Freitag, 28.07.06

(Wegstrecke: 20 km, Zeit unterwegs: 9 h 30 min)

Nach dem Aufstehen heute kurz nach 9 Uhr ein echter Lichtblick: Im Zelt ist es schon ziemlich warm war und draußen begrüßt uns tatsächlich die Sonne - so ein Tagesbeginn ist fein und eine sehr willkommene Abwechslung! Nach einem leckeren Frühstück machen wir uns gegen 12 Uhr wieder auf den Weg. Schon nach kurzer Zeit finden wir auch noch den Trail, von dem der Guide gesprochen und den wir am Tag zuvor vergebens gesucht hatten; auf ihm können wir schon bald alle Vorzüge eines guten Weges genießen. Da auch noch die Sonne scheint, ist es herrlich zu gehen heute, nur die Moskitos sind zeitweise erneut recht nervig und so verbringe ich bei dieser Etappe die meiste Zeit damit, sie zu jagen und zu erschlagen ... 

Nach einer leckeren Pausenschokolade mit Erdbeere folgt der weitere Einsatz des etwas schwachen Insektenmittels - ein Kampf gegen Windmühlenflügel ... Die Landschaft ist wieder einmal atemberaubend und oft ist es einfach fast schon kitschig, so schön ist es. Beim Gehen selbst spüre ich mein rechtes Knie deutlich, das ich wohl tags zuvor beleidigt hatte. Zusätzlich spüre ich auch manchmal am linken Fußballen Stiche, die Dauer des schweren Gewichtstragens wirkt sich doch schon aus und ohne lange Pausen kann sich da auch nicht wirklich etwas erholen. 

So geht es also einige Stunden doch recht flott auf dem Weg dahin, ehe wir ihn kurz vor dem Little Wind River auf einer relativ vegetationslosen Anhöhe endgültig verlieren, nachdem wir ihn bereits schon vorher in der Nähe eines Jagdcamps verschiedentlich suchen mussten. Also geht es nun weiter mit der bewährten "Selbstwegefindemethode" und auch damit kommen wir eigentlich recht gut voran. Nachdem wir dringend benötigtes Trinkwasser aufgefüllt haben, machen wir auf einem Hügel Rast, um Blaubeeren zu essen, die es hier in Hülle und Fülle gibt. Trotz der ständigen Plage durch die Moskitos verputzen wir etliche dieser Beeren ...

Atemberaubende Landschaft ... Fast schon kitschig schön ...
Camp 15: Ein Jäger-Camp ... Abendstimmung ...

Als wir dann wenig später schon daran denken, bald für heute Schluss zu machen, finden wir ganz überraschend unseren Weg wieder und zum Ende dieses Tages ist somit alles in bester Ordnung. Als wir kurz darauf zu unserer Freude auch noch ein Jägercamp finden, beschließen wir dort zu bleiben (Camp 15) und es gut sein zu lassen für heute, da sich hier eine ganz gute Campmöglichkeit ergibt.

Also machen wir uns leckere Nudeln, die wie so schon häufiger während der letzten Tage nicht wirklich reichhaltig sind, da wir ja mit weniger Kalorien (2500) auf dieser Etappe unterwegs sind. Da es jetzt schon kurz vor Mitternacht ist und ich aufgrund des klaren Himmels nicht glaube, dass es noch regnen wird heute, wage ich zu behaupten, dass dies der zweite (bzw. dritte) Tag unserer Wanderung ist, der ohne Regen blieb -  herrlich so etwas! Also wollen wir hoffen, dass es morgen dann ähnlich gut weitergehen wird ...

Samstag, 29.07.06

(Wegstrecke: 20 km, Zeit unterwegs: 10 h 30 min)

Am Morgen werde ich gegen 8 Uhr von warmen Sonnenstrahlen geweckt. Eine Stunde später heißt es dann aber aufstehen und Frühstück machen, ehe wir kurz vor 11 Uhr wieder aufbrechen. Das Wetter ist wie schon am Tag zuvor hervorragend und auch unserem Weg können wir die meiste Zeit über folgen. Gelegentlich geht er zwar bei schwierigen Stellen verloren, doch finden wir ihn immer wieder relativ rasch und können ihm dann weiter folgen. Dies erweist sich teilweise als gar nicht so einfach, da er z.B. in den sumpfigen Gebieten relativ schnell wieder von Vegetation bedeckt wird oder sich mehr oder weniger auflöst.

Wie schon an den Tagen zuvor ist die Pausenschokolade zwar sehr lecker, aber viel zu wenig - oh wie ich mich schon darauf freue, wieder mal so richtig viel essen zu können! In Dawson wird es wohl die erste Zeit nur darum gehen, zu essen und zu trinken ...

Wenigstens geht es jetzt erneut relativ gut dahin und Chrisie hat auch wieder eine "Duracell Man Phase". Bis zur 15 km Marke am Flussbett ist auch alles OK. Als wir danach wieder dem Weg folgend in ein Seitental einbiegen, um unseren Marsch nach Westen in Richtung Highway fortzusetzen, müssen wir nach kurzer Zeit, während wir einem Bach folgen, etwas in die Höhe steigen, was auf ziemlich feuchtem Untergrund erfolgt. Oben angekommen wird es erst richtig feucht und auch die tollen Grasbüschel, die einem das Gehen schier unmöglich machen und extrem viel Kraft beanspruchen, haben sich wieder eingefunden. Und noch etwas wartet hier auf uns: Dort oben ist es mit den Moskitos derart schlimm, dass ich so viele Stiche wie wohl noch nie abbekomme ...

Diesmal wieder hervorragendes Wetter ... Wir folgen einem Bach ...
Die Moskitos werden immer schlimmer ... Camp 16 ...

Bis zum Ende der Tagesetappe am ersten der Three Barrel Lakes geht es so leidlich dahin, bis zum Wald, in dem wir campieren: Dort ist der Untergrund relativ gut. Am Platz (Camp 16) angekommen, muss ich mir gleich den Hintern waschen, da er aufgescheuert ist und höllisch brennt, was ganz und gar nicht angenehm ist. An der tollen Feuerstelle machen wir uns danach mit Seewasser, das wir zuvor abgekocht haben, wieder unseren beliebten Stroganoff. Anschließend wird noch einmal Wasser gekocht zum Trinken und für die Haferflocken morgen früh.

Das Wasser schmeckt nach dem Kochen ziemlich eigenartig nach schlechtem Tee und hat eine sehr merkwürdige Farbe. Jetzt ist es bereits 01:15 Uhr in der Früh und um 9:30 Uhr heißt es wieder aufstehen. Bisher gibt es bei dieser Etappe außer Gehen, Essen und Schlafen gar nichts anderes, was irgendwie ziemlich eigenartig ist. Aber das wird sich vermutlich noch ändern, dessen bin ich mir sicher ..!


© 2007 Richard Schuster