Freitag, 31.12.99, Silvester 99/00: Zurück zur Farm ...

Es ist  2:00 Uhr morgens, wir sitzen immer noch in der Hütte, Stefan braucht noch einen Imbiss, bevor er wieder raus geht in die Kälte (es sind mittlerweile -30° C) und da bekommen auch andere Appetit und so geht die Fete erstmal weiter. Irgendwann jedoch fallen wir in unsere Schlafsäcke. Um 6:00 Uhr morgens springt Jürgen als erster wieder raus und auch ich begebe mich schnell in die frostige Küche - Frühstück machen!

Im Schein der Taschenlampe glaube ich meinen Augen kaum zu trauen: Da steht der Suppentopf ungewaschen, ebenso wie der Kartoffelpürreetopf (alle Reste natürlich angetrocknet und tiefgefroren!). Offensichtlich wurde auch noch das Abwaschwasser durch die Spüle abgelassen, wo es ebenfalls gefroren ist und bereits wieder hochgedrückt wurde.

Die Abwaschexpertin vom Vorabend wird aus dem Schlafsack geholt und entgeht nur knapp einer körperlichen Strafe, wir sind ja schließlich zivilisiert - auch in der Wildnis, selbst wenn es schwer fällt ...

Ihr Hilfsangebot lehnen wir dankend ab mit Stefans Worten: "Mach mal, was du am besten kannst - mach mal nix!" Sie hätte sich gestern abend melden sollen, als ihr der Abwasch offensichtlich über den Kopf wuchs!

Also: Vor dem Frühstück erst Töpfe und Spüle auftauen und schrubben. Morgendliche Verrichtungen, ganz wie ich sie liebe!

Aufbruchstimmung am Morgen ... ... und bald fahren wir wieder ...

Schließlich fahren wir los - trotz allem gut gefrühstückt. Es ist der letzte Tag dieses Jahrtausendjahrhunderts und wir machen uns auf den Rückweg zur Husky Farm. Ca. 70 km liegen vor uns, überwiegend bergab, durch eine immer wieder überwältigende und fahrtechnisch äußerst abwechslungsreiche Landschaft.

Jürgen hat wieder Probleme mit seiner Brillenvereisung und muss schließlich wieder "ohne" fahren. Dann geht auch noch seine Gummimatte kaputt, ausgerechnet heute, wo wir nur abwärts fahren und die Hunde mit riesiger Begeisterung durch den kurvenreichen Trail im verschneiten Wald galoppieren ...

Zurück durchs Winterwunderland ...

In einer Kurve fliege ich wieder mal in den Tiefschnee. Jürgen dicht hinter mir kann zwar gerade noch ausweichen, aber stürzt daraufhin doch zum ersten Mal, hält jedoch noch irgendwie seinen Schlitten fest dabei. Die Hunde bleiben tatsächlich auf sein Kommando stehen und bevor ich ihm zu Hilfe eilen kann, hangelt er sich wieder auf die Beine und kann weiterfahren (Guter Stunt!). Mein Gespann fängt Manuel ein. Nach vier Stunden sind wir zurück auf der Farm und sehen aus wie Väterchen und Mütterchen Frost!

Eisige Gestalten!

Die Haare sind von Eis überzogen, kleine Eiskügelchen hängen an den Wimpern, die während der Fahrt beim einen oder anderen immer wieder zusammenklebten, selbst auf wenigen Haaren über der Oberlippe können Eisklumpen hängen bleiben.

Nicole macht es uns gemütlich

Nachdem die Hunde versorgt sind, beginnt der gemütliche Teil. Eine heiße Dusche, frische Klamotten, neue Gäste aus Deutschland (Grüße an Miguel und Catrin!) warten auf uns und Nicole hat für uns dampfenden Kaffee und warmes Kuchengebäck bereitet.

Auf Stefan wartet eine besondere Silvesterüberraschung. Sein neuer Großschlitten (2,50 m Ladefläche) ist geliefert worden. Da ist schon klar: Der wird im neuen Jahrtausend sofort ausprobiert - natürlich mit einem 14er Gespann oder gar 16 oder 18? Mit dem neuen Schlitten sollen Touristen durch die Gegend gefahren werden. Jürgen und ich sollen zur Probe mitfahren, denn wie sich der Schlitten lenkt, ist ungewiss, da sind wir geeignete Versuchstouristen.

Am Silvesterabend  gibt es Skandinavische Spezialitäten, wie z.B. eingelegte Heringe (lecker!) und köstliches "Elchgulasch", mit dem Nicole uns verwöhnt. Es wird urgemütlich. Stefan kennt unendlich viele Geschichten über Hunde, Musher, Hunderennen (wo er so oft schon erfolgreich war) und berichtet über seine Träume von den zukünftigen großen Rennen.

Fröhliche Runde beim Elchessen

Um Mitternacht schießen wir unsere abgelaufenen Signalraketen ab und verbrauchen an die 100 Wunderkerzen. Die Hunde bleiben ruhig. Wir sind die einzigen im Umkreis, die das neue Jahrtausend mit Feuerwerk begrüßen!

Doch auch Venus sorgt wieder für Aufregung: Es gelingt ihr erneut, durch einen Spalt abzuhauen. Wir rufen noch durch die Silvesternacht "Veeenuuuus", doch keiner läuft ihr mehr nach ...


© Text/Bilder 2000 S. Zerlauth, Bilder 2 & 3: Manuel Leschik