Reisebeginn und Auftakt ...

Erster Treffpunkt der Teilnehmer war der Rasthof Hermsdorfer Kreuz an der A9. Ein Auto, der Disco von Reno, hatte einen Trailer im Schlepp, auf dem der Landy von Silvio geladen war. Der Hänger sollte eine zusätzliche Sicherheit sein, falls eines der Fahrzeuge in Lettland unreparierbar havarieren sollte. Leider streikte die Automatik des Zugfahrzeuges und Disco samt Hänger wurden auf dem Rastplatz zurückgelassen ...

Weitere Erlebnisse boten die Grenzübergänge nach Polen, Litauen und schließlich Lettland.

Ein großes Glück war der Umstand, dass Pkw´s an den schier endlosen Warteschlangen der Lkw´s vorbei fahren durften und die Zöllner nicht wirklich Lust hatten, tiefer gehende Kontrollen durchzuführen. Einzig an Camels Disco wurde an der litauischen Grenze die Fahrgestellnummer überprüft (Tja, es war schon immer etwas schwierig, einen besonderen Geschmack zu haben !). Der lettische Übergang nach Ezere hatte schon fast dörflichen Charakter. 

Allgemein zeigte sich das Grenzpersonal interessiert und eher positiv gegenüber dem Konvoi expeditionstauglich gestylter Geländewagen und unserer Ausrüstung. MT-Reifen und Bergegurt waren Pflicht, Luftlandebleche, Winde, Axt oder Motorsäge empfohlen. 

Die kürzeste Strecke nach Lettland führt über Kaliningrad. Umständliche Reisebestimmungen machen jedoch einen Umweg um die Russische Förderation nötig. So betrug der Anreiseweg ca. 1.300 km, was jedoch bequem in zwei Etappen zu fahren ist. Zahlreiche, z.T. recht preiswerte Motels und Pensionen entlang der Europastraße laden ein und bieten ein mehr als preiswertes Essen: Ein Frühstück im Hotel etwa 100 km hinter Warschau beispielsweise kostete keine 1,50 Euro.

Jeder Tankstopp weiter östlich erfreute ebenfalls das Portemonnaie: -,75, -,62 - ja sogar -,53 Eurocent umgerechnet kostete uns der Diesel ...

Tankstopps erfreuen den Geldbeutel ...

In Litauen empfing uns der Winter. Eingefangen von wildem Schneetreiben fuhren wir direkt ins vereiste und schneeverwehte nachtumhüllte Lettland. Die - wie sich später herausstellte - recht großen Pfützen der Sandpisten (die Asphaltstraße endete  wenige Kilometer hinter der Grenze) waren zugefroren und ermöglichten so dennoch eine zügige Fahrweise.

Von der idyllischen Lage, in der sich unser Camp Radi befand, bekamen wir durch die späte Ankunft noch nichts mit. Das Abendbrot wartete und wir ließen uns auf die Zimmer geleiten. Vom einfachen Zimmer mit Doppelstockbett, Familienzimmern bis hin zur separaten Wohnung mit Küche, Bad und Nebenräumen war alles im Angebot.

Nach dem überaus reichhaltigen Abendessen spendierte unser Gastgeber Martins Bier und hauseigenen Zedernschnaps. Trotzdem war schließlich jeder froh, entspannt ins Bett zu fallen ...

Es geht los ...

Der Start ins Offroad-Abenteuer erfolgte sanft aber bestimmt: Nach einer Aufwärmrunde auf der hauseigenen Teststrecke, bei der wir einige Hindernisse erst einmal lieber umfuhren, ging es in lockerer Konvoifahrt in ein benachbartes riesiges Truppenübungsgelände, vorbei an alten Militärstellungen und Grabfeldern aus dem Zweiten Weltkrieg.

Wir erfuhren, dass hier die berüchtigten Schlachten um den Kurlandbogen getobt hatten. Zu Sowjetzeiten war das Territorium dann schließlich Abwurfgebiet der Luftwaffe. Unzählige Bombentrichter und Ruinen waren stille Zeugen der Vergangenheit ...

Unzählige Zeugen ... ... der Vergangenheit ... ... am Wegesrand ...

Direkt neben den Militärpolygonen wurden während der kommunistischen Herrschaft Bauern angesiedelt, die aber nach dem Weggang der Russen dieses Gebiet verließen, um in die Städte zu ziehen. Von den etwa 2,5 Millionen Letten wohnen 1,5 Mill. in der Hauptstadt Riga.

Rechnet  man die Einwohner der 10 größeren Städte wie Saldus, Liepaja, Jelgava, Ventspils und Kuldiga noch ab, wird die überaus geringe Bevölkerungsdichte auf dem Lande mehr als deutlich.

Landbevölkerung ...Übrigens waren wir gespannt auf den Ort Kuldiga: Dieser hatte in zahlreichen sowjetischen Filme als Kulisse gedient und stellte dabei stets deutsche Ortschaften dar. Auch nach intensiven Betrachtungen im Ort stellte sich aber bei uns keinerlei Heimatgefühl ein - nicht umsonst spricht man ja von potemkinschen Dörfern ...  

Sehenswert waren jedoch die alte Backsteinbrücke und der breite, wenn auch nicht sehr tiefe Wasserfall der Venta.

Doch zurück zur Eingewöhnungsfahrt am ersten Tag: Schon hierbei kamen schließlich Bergegurte, Winde und Sandbleche zum Einsatz. Die Sandbleche allerdings wurden ehrlich gesagt nur Dank unseres ungestümen Trophygeistes nötig, da wir unbedingt ein Sumpfgebiet bezwingen wollten, um das eigentlich eine weniger aufwändige Umfahrung möglich gewesen wäre.

Letztendlich hing ein Auto zwischen den Sandblechen und ein zweites auf dem Umgehungsweg fest: Gemeinsam angepackt waren die Fahrzeuge schnell wieder frei und die Tour ging durch dichtes Buschwerk weiter, im Slalom um tiefe schwarze Bombentrichter und Sumpflöcher.

Die von uns bestellte und am kommenden Tag zur Verfügung stehende Lackschutzfolie wollte nach diesem ersten Tag keiner mehr haben: Da war eine gründliche Politur in der Heimat fällig!

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© 2002 Silvio Roßberg