Mit der Kurzwelle unterwegs - allein in der Wüste?


"In der einen Hand eine Tasse Kaffee, in der anderen die Morgenzigarette. Vor einem die endlose Wüste. Der treue Land Rover, an den man sich lehnt, war schon bei so manchem Trip dabei ..."

Die Kurzwelle ist immer dabei ...Über den Weltempfänger tönt der BBC World Service an das Ohr des einsamen Wüstenfahrers - ganz entscheidend trägt dieses kleine Gerät zur Reisequalität bei!

Daheim behauptet man zwar immer, dass einem wirklich ganz egal ist, was passiert, wenn man im Urlaub ist. Aber eigentlich ist man dann doch ganz froh, einen kleinen Kontakt zur Zivilisation zu haben. Oder wie soll sonst der Börsenmensch, der sich selbst in die Wüste geschickt hat, an die aktuellen Kurse kommen ..? 

Oder war es nicht auch in Südamerika interessant zu wissen, wie sich die Friedensverhandlungen in Nordirland entwickelten? Und wie wird morgen überhaupt das Wetter? In unserer Gesellschaft will kaum jemand auf die wichtigsten Informationen verzichten - vielleicht ist ja auch mal eine Nachricht dabei, die einen persönlich trifft. Was z.B., wenn daheim (im Reihenmittelhaus?) oder im Nachbarland völlig überraschend ein Krieg ausbricht ...!?

Nur über Kurzwelle ist es möglich, mit einem Sender flächendeckend über die ganze Welt zu senden. Einfach gesagt, werden die Kurzwellen von der Ionosphäre reflektiert und vom Boden wieder erneut. So gelangen die Wellen im "Zickzackkurs" rund um den Erdball. Ganz verlässlich ist diese Methode allerdings nicht. Es kann durchaus vorkommen, dass man den Wunschsender aus dem Heimatland mal einige Tage nicht zu Gehör bekommt. In diesem Fall sollte man auf große Auslandsdienste setzen. Diese haben zur besseren Versorgung der Hörerschaft an vielen Stellen der Erde Relais aufgestellt. Dadurch ist eine recht sichere Versorgung gewährleistet. Zu den "Großen" zählen z.B. diejenigen, die ihre Frequenzen auch im Internet veröffentlichen.

Wichtig ist es natürlich, auch die Frequenzen der anderen Sender zu kennen. Diese erfährt man, wenn man den Sender anschreibt und um Zusendung des Sendeplans bittet (oder bei bei uns im Magazin auf Anfrage). Übrigens freuen sich die Sender durchaus über Resonanz aus der Hörerschaft. Ein netter Brief, der die Programmgestaltung bestätigt oder freundlich Verbesserungsvorschläge unterbreitet, ist immer gern gesehen.

Auch kleinere Staaten betreiben zumeist einen Auslandsdienst. Darüber werden in vielen Fällen auch Weltnachrichten ausgestrahlt. Bei manchen sogar in Deutsch, meistens aber in Englisch, was für einen Globetrotter ja keine sprachliche Barriere darstellt. Falls einen die Großen "verlassen" sollten, ein "Kleiner" wird sich immer finden. Ob die Qualität der Sendungen der kleinen Sender mit denen größerer Stationen konkurrieren kann, ist allerdings fraglich. Oft sind die Nachrichten dann doch mehr auf das eigene Land bezogen. In den meisten Fällen erhält man jedoch ausreichende Informationen über das Weltgeschehen.

Natürlich ist die Kurzwelle nicht die einzige Möglichkeit, Rundfunksendungen in der Einsamkeit zu hören. Da wären natürlich noch die "Satelliten". Über diese ist es möglich, Rundfunksendungen in bester Qualität zu hören. Nur sollte man bedenken, dass auch Satelliten nur eine begrenzte "Ausleuchtzone" haben und auch nicht unendlich viele Sendungen gleichzeitig ausstrahlen können. Außerdem ist der Platzbedarf einer Satellitenempfangsanlage deutlich größer als der eines Weltempfängers. Für den Camper, der in seinem Wohnmobil endlos viel Platz hat, gibt es dieses Problem natürlich nicht, und er ist auch meist in der "Ausleuchtzone" eines Satelliten, der deutsches Programm sendet. Wer aber mit dem Motorrad durch Indien fährt, wird wohl kaum auf die Idee kommen, sich eine Schüssel auf seine Enduro zu packen ...

Was einem selbst die Kurzwelle nutzt, sollte letztlich jeder am besten selbst herausfinden: Für den Kurzwellenempfang unterwegs gibt es die sogenannten Weltempfänger. Das sind kleine Taschenradios mit Kurzwellenteil, wobei es jedoch große Unterschiede gibt. Spätestens ab Mitte Mai eines Jahres hat jede Kaffeeröster-Bäckerei für kleines Geld einen Weltempfänger im Angebot. Am besten, man beachtet solche Billigangebote gar nicht, denn nach dem ersten Einsatz wird solch ein Empfänger die Wüste zieren. Deutlich mehr sollte man schon ausgeben, wenn man eine halbwegs gute Bedienung und ausreichend gute Empfangseigenschaften verlangt. Bei Autoradios mit Kurzwellenteil ist dieser in der Regel stark eingeschränkt (zu Autoradios siehe auch den Kurzwellen-Überblick). Meist ist nur das 49m-Band vorhanden, auf dem überwiegend große europäische Stationen senden.

In manchen Fällen wird einem das 49m-Band (5900-6200 kHz) nicht mehr ausreichen, weshalb zu empfehlen ist, sich genau über die Frequenzen der gewünschten Stationen zu informieren und eventuell einen speziellen Kurzwellenempfänger anzuschaffen.

Als guter Hersteller von Weltempfängern gilt die Firma Sony. Aber auch andere Hersteller bieten gute Empfänger an. Wer sich die Arbeit machen möchte, kann sich im "Weltempfänger-Testbuch" vom Siebel Verlag einen Überblick verschaffen.

An gute Empfänger kann eine externe (Langdraht-) Antenne angeschlossen werden. Bei billigeren Empfängern ist davon eher abzuraten, da hier leicht Großsignalstörungen auftreten können, d.h. das ein Signal das andere überlagert.

Der Empfänger sollte vor seinem ersten Einsatz auf Reisen zunächst einmal zuhause ausreichend getestet werden. So lernt man seine Bedienung kennen und kann einen Fehlkauf rechtzeitig erkennen.

Abschließend lässt sich sagen: Die Kurzwelle ist für Leute interessant, die in der Wildnis nicht auf wichtige Informationen verzichten wollen. Die Empfänger kosten nicht die Welt und werden wie alle elektronischen Geräte immer kleiner. Im Vergleich zu anderen (wenn auch weniger realistischen Alternativen) muss man jedoch dann und wann eine etwas schlechtere Empfangsqualität in Kauf nehmen.

Für diejenigen, die sich genauer informieren wollen, sollen u.a. folgende Veröffentlichungen erwähnt werden:

  • "Kurzwelle hören" von Mario Gongolsky, erschienen bei vth.
  • "Kurzwelle unterwegs" von Dr. Michael Wendt / Martina Drefahl-Wendt, ebenfalls bei vth

Weitere Beiträge zur Kurzwelle:


© 1998 Karsten Franke (XYLON), Foto: Fr. Milantzkis


1. Nachtrag, März ´05: Fortschritte der Technik ...

Viele Jahre sind mittlerweile vergangen seit unserer "historischen" Einführung in das Kurzwellenthema - und lange Zeit veränderte sich hier auch so gut wie nichts. Doch auch das ist inzwischen anders: Mit dem DRM System bahnen sich wohl revolutionäre Veränderungen in der Rundfunklandschaft unter 30 MHz an durch Digitalisierung der Lang-, Mittel- und Kurzwelle.

DRM steht für "Digital Radio Mondiale", worunter ein weltweites Digitalradio zu verstehen ist. Digitalisiert erreicht die Kurzwelle damit nahezu UKW-Qualität. Weiterhin werden Empfangsgeräte mit höchstem Bedienkomfort möglich sowie multimediale Zusatzdienste.

Nach ersten Seriengeräten im Praxiseinsatz sollen zur IFA 2005 weitere Prototypen von Endverbrauchergeräten vorgestellt werden, die voraussichtlich zum Weihnachtsgeschäft 2005 auf den Markt kommen. Darunter auch portable Geräte sowie Autoradios.


2. Nachtrag, Oktober ´11 - Und Aus ...

Nachdem die Deutsche Welle im Oktober 2011 ihren Kurzwellensendebetrieb weitgehend eingestellt hat, ist die Rubrik "Kurzwelle" wohl nun im Wesentlichen Historie. Ab sofort gilt wohl nur noch: Es lebe das Internetradio ...