Produkte, Hersteller, Aussteller ...


Da könnten wir schwach werden ...

Viele Aussteller besuchten wir auf dem Messegelände, etliche standen gar nicht im offiziellen Ausstellerverzeichnis, da sie bei anderen untergeschlüpft waren.

Klar, dass ein Messerundgang immer von persönlichen Anforderungen geleitet wird - so ist bekannt, dass wir unverändert Ausschau halten nach Alternativen zu unserem Redaktionsfahrzeug. Zwar hatten wir uns anlässlich des Explorer II schon ausführlich Gedanken gemacht, aber ganz so einfach schien das dann doch nicht zu werden ... Also was tun?

Nun, dedizierte Expeditionsfahrzeuge gibt es jede Menge - aber welches ist das Richtige? Eine schwierige Frage der Auswahl, die wir in der Vergangenheit schon häufig gestellt und versucht haben, zu beantworten ...

Sehr interessant sicher: Das Fahrzeug von Action Mobil auf Pinzgauer-Basis, und auch das Buschtaxi von Desert-Tec mit Hubdach könnte uns fast schwach werden lassen - aber da gibt es dennoch jede Menge Pro und Contras, wenn auch beide Fahrzeuge uns als Hubdach-Fans natürlich heftig ansprechen.

Interessante Lösungen: Action Mobil auf Basis Pinzgauer ... ... und das Buschtaxi von Desert-Tec ...

Ebenfalls recht interessant: Der Bremach von Allrad Christ - eine Modifikation ist möglich mit einem Hubdach von Lyndi. Anlässlich Zellerreit 2002 hatten wir ausführlich Gelegenheit, uns ein solches Fahrzeug genauer anzuschauen.

Wir verhehlen nicht, dass es im Zusammenhang mit dieser Kombination etliche Fragen und auch einige Merkwürdigkeiten gab, die wir vielleicht in Zukunft noch genauer verfolgen werden - war doch der stolze Fahrzeugeigner vorher Besitzer eines Explorers und will uns auch weiterhin auf dem Laufenden halten.

Zusätzlich planen wir, nach Beendigung seiner Schottlandtour im Herbst 2002 über dieses Fahrzeug einen Bericht in unserer Rubrik "Expeditionsfahrzeuge" zu bringen (Anm. der Red. von 05/03: Leider gab es bisher noch keinen Bericht und nach unseren Eindrücken von der Messe 2003 wird es auch keinen solchen geben - einfach zu beschäftigt, der Mann! ).

Bremach von Allrad Christ und Lyndi - beobachtenswerte Kombination ... Reutters Doppelachsler ...

Exotische Lösungen für Pickup-Freaks ...

Viele gute und weniger gute Bekannte trafen wir bei unseren diversen Rundgängen auf der Messe. Zu den weniger guten Bekannten zählen wir auch einen Hersteller, der es immerhin bereits in unsere "Merkwürden"-Abteilung gebracht hat: Reutters Doppelachsler war auf dem Gelände nicht zu übersehen.

Bei näherem Hinsehen ist zwischen den Hinterrädern eine Reibrolle erkennbar, die folgende Funktion hat: Hydraulisch abgesenkt wird die Reibrolle durch den Druck der 3,5 Tonnen schweren (!) Kabinenladung und so zwischen die Räder gepresst, dass dies zu einer Kraftübertragung auf die nicht angetriebene Nachlaufachse führt: Eine Art 6x6-Antrieb entsteht auf diese Weise. Bei der Fahrt auf normalen Straßen kann dieser "Zusatzantrieb" dann wieder "abgeschaltet" werden durch Anheben der Reibrolle.

Das alles eine "pfiffige Lösung"? Nun, bereits bei der IOR 2000 hatte Reutter eine Lösung für Kipper- und Sattelschlepper-Fans gezeigt. Derartige Lösungen erinnern uns an Neuerscheinungen des Jahres 1997: Da gab es z.B. die Firma Remmert aus Osnabrück, die hatte die Idee, eine riesige Alkoven-Kabine anzubieten - die Kabine wurde wie gewohnt aufgesattelt, rollte aber zusätzlich auf einer eigenen Achse. Der Vorteil sollte sein: Die gewaltige Wohnkabine trug einen Teil ihres Gewichts selbst. Viele weitere Versionen waren seinerzeit geplant: Für Land Rover Defender, für Mercedes G usw. - gehört hat man später von solchen Lösungen aus nachvollziehbaren Gründen nie mehr ...

Nun, sicherlich kann man einen Pickup auch zur Startrampe für ein Space Shuttle oder zum Kampfpanzer-Ersatz aufrüsten, aber ob es sich dabei tatsächlich um eine "pfiffige Lösung" mit Praxisrelevanz und Alltagstauglichkeit handelt, muss wohl jeder für sich selbst beurteilen. Wir stufen derartige Lösungen eher ein als weitere Varianten für das Raritäten-Kabinett der Pickup-Freaks ...

Interessante Dachzelt-Alternative 

Zur Abwechslung mal eine tatsächlich pfiffige Lösung: Wer hätte nicht gerne die Vorteile eines Dachzeltes mit denen einer Kabine kombiniert?

Bereits bei der CBR 2001 war sie uns aufgefallen, die neue Lösung: Bernhard Finck von der gleichnamigen Firma für Campingsysteme hatte im Winter 1995-1996 die Idee, durch einen teleskopförmigen Wandaufbau eine bequeme und praktische Übernachtungsmöglichkeit zu entwickeln. Mehr Kabine als Dachzelt, sollte sie zwei Personen genügend Platz und einen guten Schutz vor Wind, Regen und Kälte bieten.

Die Finck´sche Dachbox - flexibel einsetzbar auch auf dem Hänger ... Landy und Dachbox: Gelungene Kombination ...

Die Finck´sche Dachbox, die auch auf einem Hänger oder einer Ladefläche zum Einsatz kommen kann und über die wir in einem gesonderten Beitrag ausführlicher berichten, wiegt mit 110 kg mehr als ein Dachzelt und ist auch teurer als ein solches, aber dafür bietet sie auch mehr: Nämlich die Vorteile, die man ansonsten nur mit einer Kabine hat. Die auf der Messe gezeigte Lösung auf einem Landy überzeugte: Damit kann man wirklich nach Island aufbrechen, wie die Landybesitzer dies schon erfolgreich taten ...

TerraCross: Was steckt dahinter?

Keine Steckdosen und keine Wasserentkeimung: Weltreise "Back to the Roots"?Ein innovatives Konzept war seitens der Firma UNICAT angekündigt worden, dahinter der "Wüstenfuchs" Klaus Därr, der inwischen auch in unsere "Merkwürden"-Rubrik eingerückt ist. Laut Prospekt stieß er nach all seinen Reisen auf die zentrale Frage: "Wie kann man Expeditions-Fahrzeuge, die auf die Grundbedürfnisse der Weltreisenden abgestimmt sind, serienmäßig bauen?"

Nun, das TerraCross-Konzept sollte es bringen. Zusätzlich sollte die Lösung unter anderem "außen möglichst klein, innen möglichst groß" sein. Der MAN mit Namen "Tourist", den wir auf dem Messegelände sahen, warf allerdings die Frage auf, wie dann wohl ein außen großes Fahrzeug aussieht, wenn dieses klein sein soll? Vielleicht hatten wir ein derartiges UNICAT-Fahrzeug aber bereits auf der IOR 2000 gesehen: Außen groß und ziemlich minensicher ...

Was ist nun innovativ an TerraCross? Ehrlich gesagt, es wurde uns bis heute nicht klar, auch nachdem das Fahrzeug nochmals anlässlich Zellerreit 2002 zur Besichtigung stand. Was hat es, dass nicht all die Langer & Bock, Extrem, Innovation Campers etc. auch hätten? Wenn es die Serienfertigung ist, kann sich das für den Kunden doch nur im Preis auswirken, aber auch in diesem Fall muss er den Gegenwert eines Reihenhauses auf den Tisch legen - was ist es dann?

Das braucht der Weltreisende: Flasche Wein ... ... und stilvolles Ambiente ...

Nun, einiges stellten wir schon fest, wenn es auch nicht unbedingt positiv auf uns wirkte: So gibt es in diesem Fahrzeug, bei dem Sicherheit doch angabegemäß groß geschrieben wird, keinen Durchstieg von der Kabine ins Fahrerhaus - zieht man im Notfall den Belagerungszustand einer Flucht vor?

Und weiter: Kein Wandbelag (Teppich o.ä.) ist auf den glatten, hygienisch weißen Wänden zu finden - unserer Erfahrung nach der ideale Untergrund für jede Menge rinnendes Kondenswasser - Duschkabinenflair erwünscht?

Etwas, was uns weiter auffiel und wir zunächst kaum glauben konnten, war allerdings etwas anderes: Nicht eine einzige Steckdose entdeckten wir in dem mit Weinflasche und apricotfarbener Bettwäsche ausgestattetem Weltreisemobil - wie will man hier eigentlich Berichte von unterwegs mit seinem Laptop schreiben, mit FUGAWI seine Routen plotten und das GPS mit Waypoints versorgen? Und dann natürlich noch die Besucherfragen nach einem Fernsehanschluss ...

Auf Nachfrage erklärte UNICAT sowohl in Kissingen als auch in Zellerreit, Steckdosen würde man selbstverständlich auf Kundenwunsch einbauen, aber hier seien sie nicht gewünscht worden. Auf die Frage eines Bekannten, ob er sich nur nass rasieren wolle bei seiner Weltreise, erklärte Klaus Därr demgegenüber in Zellerreit, drei (!) Steckdosen würden nachgeliefert - herrschte vielleicht ein der Firma UNICAT unbekannter Engpass an Steckdosen, oder wurde da gar etwas übersehen?

Genauso unglaublich für uns: Dieses Fahrzeug transportiert zwar gut 400 Liter Wasser, aber nur als Brauchwasser für Dusche usw. Über eine Entkeimungsanlage verfügt das Fahrzeug hier nicht, da man die Trinkwasserversorgung angabegemäß über Vittel-Flaschen etc. zu lösen gedenkt - ein Witz oder ernst gemeint? Waren das vielleicht die im Prospekt besonders hervorgehobenen Hygienevoraussetzungen? Nun, sehr nachdenklich geworden bezüglich erfahrener und innovativer Weltreisender verließen wir die Stätten eindrucksvoller Hochglanzprospekte ...


© Text/Bilder 2002 J. de Haas