Fuerteventura, Winter 2012, oder:

Der mit dem Generator schläft ...


"Das ist der Unterschied zwischen Schiiten und Sunniten, den versteht eh keiner!" ertönt die Stimme des grau-langhaarig verwitterten Residenten oder Langzeit-Touris, der beim französischen Bäcker in El Cotillo in der ersten Reihe am Tresen sitzt und dort wie nahezu täglich ebenfalls unverständliche Volksreden für seine Tischnachbarn hält. Während er handschriftliche Einträge in eine Art großes Schulheft kritzelt, reißen seine Worte einen aus den Gedanken, die in der Warteschlange vor dem Tresen gekommen sind.

Gleich wird es wieder einmal heißen "una Amapola" und "una Sesamo" und vielleicht auch ein "baguette pequena" und schon kann man mit seinen Frühstücksschätzen wieder in den Chevy Captiva springen und zum "Oceanico" zurückbrausen: Wieder mal gilt es natürlich (und selbstverständlich im Rahmen bestehender Höchstgeschwindigkeitsregeln! ) samt Mohn-, Sesam- und kleinen "Normalbaguettes" den bisher bestehenden Tagesrekord bei der Rückkehrzeit zu brechen, während man gegen die wie immer leeren und völlig sinnfreien Einbahnstraßen am Rande des "Neubaugebietes" von El Cotillo dahin brettert ...

Apartamentos-Tempel des Nordens: Das Oceanico ...Tja, ins "Oceanico"?! Wie das passieren konnte? Nun, die gewohnte Buchung im "Maravilla" wurde diesmal liegen gelassen und als sie schließlich stattfinden sollte, hatte "Peta" nur noch ein paar Studios an unterschiedlichen Tagen im Angebot - keine Alternative diesmal also! Und da Fuerte Anfang 2012 offenbar so gut bebucht ist wie selten, bleibt schließlich das "Oceanico" übrig: Offenbar vor Jahren als ein Reservat von "Naturisten" gestartet, wurde das von den Eigentümern wohl später geändert, wie alte Foreneinträge aus dem Jahr 2010 wissen wollen.

Aber selbst wenn man unvermutet vor Ort echten und unverhüllten "Naturschönheiten" begegnen sollte, wäre das doch wohl auch nur eine weitere Bereicherung der Reise, oder?

Im Internet findet man vielversprechendes zum "Oceanico": Da es von Briten vermietet wird, geben wir den englischen Text natürlich mal schnell ein bei "Google übersetzen Sie!".

"... diese Apartments mit einem Schlafzimmer befinden sich gegenüber der schönen Salzwasser-Lagune Stränden von Los Lagos Strand in El Cotillo. Sie sind bestens geeignet für Paare, die weg von der geschäftigen stressigen Leben auf der Überholspur wollen. Am Rande des verschlafenen Fischerdorf von El Cotillo auf dem Weg zum Leuchtturm und ganz in der beliebten Restaurant Azzuro und Strand-Bar "Torino ist direkt vor Ort wie beschrieben" Paradies" zu schließen.

Der Komplex besteht aus zwölf Wohnungen im eigenen 'eingemauert' Grundstück und verfügt über eine große Sonnenterrasse und eigenem Pool. Jede Wohnung besteht aus Wohnzimmer / Wohnküche, Schlafzimmer zwei Einzelbetten, Badezimmer und Balkon. Die Küche ist mit zwei Kochplatten, halbe Größe Kühlschrank, Mikrowelle, Wasserkocher und Toaster. Besteck und Geschirr für vier, zusammen mit Töpfen und Pfannen, die Sie auf einem Selbstversorger-Urlaub erwarten werden ebenfalls mitgeliefert. Warmwasser wird durch Elektroboiler und geliefert. Der Wohnbereich hat einen zweisitzigen Sofa, Couchtisch, TV (nur für DVDs) / Hallo Fi Schrank. Der Balkon ist mit Patio Tisch und vier Stühlen, zwei Liegen und ein Sonnenschirm sind ebenfalls geliefert. Ein Auto ist empfehlenswert aber nicht unbedingt erforderlich, wenn Sie gerne laufen.

Bitte beachten Sie, dass der Komplex Leitungswasser verbunden ist und durch einen rauscharmen Generator, der während der wesentlichen Tageszeiten bereitgestellt. Im Laufe ihrer Tätigkeit wieder auf Batterien geladen geben Beleuchtung und Kühlung während der Nacht."

Wir sind begeistert: Ein Paradies direkt neben unserem Lieblingslokal "Azurro"! Weg vom geschäftigen stressigen Leben auf der Überholspur! Am Rande des verschlafenen (!!) Fischerdorfs El Cotillo! Der rauscharme Generator fällt uns zwar auf, stört aber nicht wirklich, schließlich lädt er ja wohl Batterien auf, die während der Nacht für Beleuchtung und Kühlung sorgen. Und das "eingemauerte" Grundstück ist uns ebenfalls bestens bekannt: Wir geben zu, dass wir im Jahr 2004 in unserem Beitrag damals dazu geschrieben hatten:

"Ein Schlag ins Gesicht der heutige Anblick eines von uns vor über 10 Jahren wegen seiner idyllischen Lage fotografierten Gebäudes aus unserer Rubrik "Fotografie" - inzwischen umstellt von scheußlichen Kästen ..."

Und einer der "scheußlichen Kästen", nämlich der in der Mitte unten, direkt vor dem "idyllischen Bau": Das "Oceanico", in das es uns nun im Jahr 2012 tatsächlich verschlagen sollte - so rächt sich die Geschichte!

Originaltext 2004: Hässliche Kästen um ein einst idyllisch gelegenes Gebäude ...

1993

... und die selbe Stelle vor vielen Jahren ...

Die Engländerin "Liz", ihres Zeichens Vermieterin im "Oceanico", die äußerst freundlich schon am Telefon alles bespricht, verweist auf "Carol" und "Steve", die uns am Ankunftstag erwarten werden. Sowohl die Anzahlung als auch der Rest sind mittlerweile auf ein Konto in England bezahlt und der Preis ist deutlich günstiger als im "Maravilla": Die gesparten 30,- EUR Unterschied pro Tag sollten wir also problemlos im Azurro und an anderen Stellen der Insel lassen können ...


Es ist tatsächlich Winter auf der Insel, als wir Anfang Februar 2012 eintreffen: Schon seit Tagen gibt es Temperaturen teilweise um die 15°C und auch ein heftiger Wind, der tagein wie tagaus weht und für heftigen Windchill sorgt, macht den wolkenverhangenen Himmel nicht gerade einladender. Zeiten, in denen manche Residenten mehrere Pullover übereinander und Winterstiefel tragen und die Ureinwohner wieder mal (wie jedes Jahr in diesen Zeiten) sagen: "Der kälteste Winter, den sie je erlebt haben ..."

Es ist Mittag und wir stehen mit unserem Chevy vor dem Gebäude, das kalt und verlassen wie eine Tempelanlage wirkt: Heftige Windböen erlauben es kaum, die Autotüren zu öffnen und von Steve oder Carol ist weit und breit nichts zu sehen. Der Chevy wird umgesetzt in die Gegenrichtung: Nun kann man wenigstens wagen, die Türen zu öffnen, ohne dass diese einem aus der Hand gerissen werden und ein schneller Gang um den verlassenen Oceanico-Tempel soll zeigen, ob hier wirklich Menschen leben (können). Oder handelt es sich etwa nur um eine Internet-Abzocke mit Hilfe einer alten Bauruine? Eine Viertelstunde vergeht, 20 Minuten - was könnte man machen, wenn hier nie jemand auftaucht und das Ganze wohl ein Fake war? Man könnte z.B. im "idyllischen Bau" gegenüber nachfragen, der sich als wahres Apartamentos-Reihenhaus zu entpuppen scheint bei näherem Hinsehen. Nun ja, auch das "Maravilla" ist nahe und vielleicht hat man dort auch gegen eine kleine Vorkasse Mitleid mit ehemaligen Stammgästen und bringt diese tageweise in diversen Studios unter ..?

Eine halbe Stunde vergeht und plötzlich biegt ein Fahrzeug um die Ecke, das eines Hausmeisters würdig ist: Steve und Carol sind da! Und die Gedanken ans "Maravilla" erstmal vergessen ...

Man ist überrascht, dass wir ins Erdgeschoss wollen: Irgendwie muss uns "Liz" missverstanden haben, die uns wohl (wegen des Meerblicks?) im ersten Stock unterbringen will, wo wir aber wegen unseres umfangreichen Drachengepäcks auf gar keinen Fall hin wollen ...

Sind schon Priester im Sonnentempel ..? Keine Naturisten weit und breit ..? ... Die "Idylle" gegenüber: Apartamentos-Reihenhaus ...
Zentraler Punkt: Batterie-Alarmanlage ... Stromversorgung auch von hinten beeindruckend ...

So stellt uns also Carol einen Wischmob ins Bad unten, nicht ohne darauf hinzuweisen, das "Liz" am kommenden Mittwoch anreisen würde und wir auch neue Handtücher in der nächsten Woche bekämen. Steve erklärt in einem Englisch, das - wie man weiß - auch "Lena" fließend spricht ("anoser dai"), alles Wissenswerte zu den Apartamentos, und das ist nicht gerade wenig:

Kernpunkte des Apartamentos-Aufenthaltes betreffen die Beachtung wichtiger Regeln zu Generator, Elektrik, Batterie, Steckdosen, Dusche, Mikrowelle und Warmwasserboiler, die alle in mehr oder weniger geheimnisvollem Zusammenhang stehen. Der Dieselgenerator (Huch, die Preise sind so stark gestiegen in letzter Zeit!) soll angabegemäß laufen von 8:00 bis 10:30 Uhr, von 12:00 bis 13:30 Uhr und schließlich noch von 18:00 bis 22:30 Uhr. Nur in dieser Zeit, so wird betont, könne man natürlich kochen, denn dafür braucht man schließlich viel Strom. In dieser Zeit wird auch die Batterie geladen - Steve zeigt auf den Küchenschrank, wo ein schwarzes Gerät mit diversen Zu- und Ableitungen liegt, das in der generatorlosen Zeit dann die Stromversorgung des Apartamentos übernimmt. Also ist wohl auch Duschen nur während der Generatorlaufzeit angesagt und auch dann nicht allzu lange: Steve macht Andeutungen in Hinblick auf die Boilerkapazität. Wir bekommen die Telefonnummern von Steve und Carol für Notfälle ausgehändigt: Steve erwähnt im Gehen noch Batteriealarme, die Touris schon ausgelöst hätten, als sie die Apartamentos bei voller Beleuchtung verließen ...

Kernelektrik: Batterie, Boiler, Deckenbeleuchtung ... Stromsparen? Badbeleuchtung als Heizstrahler ...
Viel Elektrik auch rund um die Mikrowelle ... Garantie für keinen Nachtalarm: Schalter Kühlschrank auf "off"

Wir beruhigen Steve damit, dass wir ihm erklären, wir wären normalerweise Camper, die gut mit (nicht vorhandenem) Strom umgehen können - er entspannt sichtlich und freut sich auf vermutlich ruhige Tage. Dann steigt er in eine Art Schutzanzug aus leichtem papierähnlichem Stoff, um damit in den benachbarten Generatorkasten zu steigen und diesen für uns anzulassen. Nachdenklich schauen wir ihm nach: Angeblich verursacht der Dieselgenerator derzeit 50,- EUR pro Tag an Betriebskosten - wie viele Gäste sollten eigentlich noch das "Oceanico" bewohnen in den nächsten Tagen, dass sich der Betrieb hier rechnet?

Nachdem uns die beiden verlassen haben, kann man sich Gedanken zum weiteren Ablauf machen: In die ehemalige Torino-Bar zu gehen, die jetzt von Spaniern betrieben wird und heißt wie der Strand, nämlich "La Concha", macht keinen Sinn: Der Wind würde einen glatt von der Terrasse blasen. Also heißt es sich umsehen im Apartamentos: Tür und Fenster zur Poolseite sind mit seltsamen Drehschrauben gesichert, die man erst einmal lösen muss. Zwei Plastikstühle samt Plastiktisch müssen in die kleine Wohnküche geholt werden, wenn man am Tisch sitzen will, da sich hier nur ein Sofa und ein schmaler Stehtisch befindet. Danach ist Spülen angesagt, denn wir wissen anhand des Geschirrs nun genug über die Vorbewohner: Sie mochten Rührei mit Brötchen und Tomatensauce und haben mit fettigen Fingern gern Wein getrunken ...

Draußen fällt der Pool auf: Das im starken Wind und Wellengang lautstark nervende Dauerklappern des Poolabflusses lässt sich durch Verschieben des Filters und Arretieren mit einem Handbesen abstellen - erste Erfolge deutscher Ingenieurskunst im echt britischen Umfeld! Was sich dagegen nicht abstellen lässt: Die Entlüftung der Abwasseranlage, die beim starken Wind ein Parfum verbreitet mit Basisnote Jauche, Herznote Pissoir und Kopfnote Schwefel.

Das Apartamentos ist für einen Batteriebetrieb denkbar ungünstig ausgestattet: Nirgendwo Energiesparbirnen, dafür aber Halogen- und Deckenlampen, mit denen man sich im Bad sogar wärmen kann - wie lange mag es hier bis zum Alarm dauern in der generatorlosen Zeit? Es gibt nur eine Rolle Klopapier, natürlich kein TV oder Radio, und für jeden nur ein Handtuch. Es heißt also später einen billigen Radiowecker zu kaufen, um ein Minimum an Informationen hier zu bekommen und dieses Gerät sollte sehr vorsichtig angeschlossen werden: Sicher nicht ohne Grund hatte Steve bei seinen Erläuterungen auf eine bestimmte Steckdose gezeigt, die bei Betrieb des vorhandenen Wasserkochers (!) manchmal merkwürdige Effekte zeigen soll - wen wundert das heute ..?

Schnell ist der Radiowecker beschafft, wobei der "rauscharme Generator" aber wohl umso mehr Rauschen im Radio erzeugt - und eine Zeit, die verfliegt wie im Fluge. Bereits kurz nachdem wir festgestellt haben, dass hier eine Stunde nur 20 Minuten dauert, kommt uns eine Erklärungsidee: Der Strom hier ist einfach höher getaktet als der "normale" und sorgt auch für dahinrasende Zeit - als ob Urlaub nicht schon so kurz genug wäre ...

Gemütliche Plastik-Wohnküchenidylle ... Deutsche Ingenieurskunst: Bürste gegen Klappern ...
Abgang zur Unterwelt: Hier werkelt der Generator ... Dieselgenerator - 50,- EUR Betriebskosten pro Tag ..?

Der Begrüßungsabend im tatsächlich nur 100 m entfernten "Azurro" vergeht ebenfalls wie im Fluge und nach Tempranillo und Magno glaubt man gegen 3:30 Uhr in der Frühe zuerst gar nicht, was man da tatsächlich hört: Das erste alarmmäßige Wecken auf der Insel findet statt - gut, wenn man hierfür über ausreichende militärische Vorbildung verfügt! Dank dieser ist es möglich, in kürzester Zeit die Batterie im Nachbarraum zu erreichen und auf einem Stuhl stehend den Alarm und damit auch die Batterie abzuschalten: Steve hatte offensichtlich vergessen uns darüber zu informieren, dass man nachts besser den Kühlschrank abstellt (der noch auf der untersten Stufe 1 steht), wenn man eine alarmfreie Nacht plant ...

Nun ist zwar der Alarm abgestellt, aber man muss sich jetzt arrangieren: Ab 3:30 Uhr in dieser ersten Nacht gibt es nun auch keinen Strom mehr, kein Licht auf dem Klo, kein Radio und erst recht natürlich keinen Tee - was lässt man schließlich in der Nacht auch seinen Kühlschrank laufen!

Der stromlose Morgen vergeht irgendwie und endlich wird es 8:00 Uhr in der Frühe: Nun sollte eigentlich der Generator anspringen, was er jedoch nicht tut. Als er gegen 8:15 Uhr dann doch überraschend anläuft (war das 40 Hz-Zeit?), wird sicherheitshalber noch eine halbe Stunde gewartet mit dem Aufstehen - ist jetzt das erste Boilerwasser wirklich gewärmt zum Duschen?

Für eine Person reicht es leicht und die zweite Person hat es sowieso im Leben immer schwerer, also auch beim Duschen morgens mit zumindest ein wenig lauwarmem Wasser. Aber abhärten ist ja auch nicht schlecht! Trotzdem sollte man nun seinen Tagesablauf genauer planen, was wir sofort auch tun: Von nun an gelten strenge Regeln. Mikrowelle benutzen könnte sich als grob fahrlässig entpuppen und wird somit vorsorglich gestrichen. Nachts vor dem Zubettgehen wird der Kühlschrank abgeschaltet (Stufe 0), Tee und Duschen nur zu den korrigierten (!) Generatorzeiten, bei denen der Kühlschrank trotzig auf Stufe 6 (!) gestellt wird.

Dafür vor Verlassen des Apartamentos am Vormittag den Kühlschrank wieder unbedingt auf Stufe 1 schalten, dann kommt er vermutlich ohne Alarm bis zur mittäglichen Generatorphase - genial! Nachts bitte nur so wenig Strom wie möglich verbrauchen, Radio ausschalten und maximal einen der Halogen-Heizstrahler (Lampen) beim Klobesuch einschalten, wenn wirklich erforderlich. Warum trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen an einem der Folgetage gegen 17:00 Uhr dennoch wieder Alarm angesagt ist, kann jetzt nicht mehr mit Bestimmtheit gesagt werden - lag es vielleicht doch an der heißen Tasse Tee, dem falschen Getränk zur falschen Zeit? Tröstlich da zu wissen, dass vermutlich auch ein zu stark gekühltes eiskaltes Tropical-Bier möglicherweise den selben Effekt gehabt hätte ...

Entlüftung: Parfum mit Basisnote Jauche  ... Ab 18:15 Uhr gibt´s Diesel-Außenbeleuchtung ...

So vergehen die nächsten Tag unter scharfer Einhaltung militärisch geregelter Abläufe und Nutzung aller Camper-Erfahrungen. Deshalb trifft es uns kein bisschen, dass der Generator in der Regel erst eine Viertelstunde später anläuft als angekündigt, dafür aber eine halbe Stunde früher aufhört. Jedoch in dieser Zeit herrscht dann wahrer Energieüberfluss: Nicht nur dass unsere "Heizstrahllampen" verwendet werden können, nein, draußen werden auch von irgend einer Automatik bereits bei hellichtem Tag ab 18:15 Uhr sämtliche Außenbeleuchtungen des Oceanico-Tempels angeschaltet - so kann wenigstens jeder sehen, dass wir Strom ohne Ende haben. Und das ist natürlich ein verdammt gutes Gefühl, wenn man so vom "Azurro" aus herüber blickt und seinen Kühlschrank in bester Umgebung weiß!

Am Mittwoch schließlich trifft offenbar "Liz" ein: Steve werkelt wieder im Schutzanzug herum, ein neuer Payless-Mietwagen steht vor der Tür und der Generator läuft deutlich länger als je zuvor: Das muss "Liz" sein! Die geheimnisvolle Dame selbst bekommen wir allerdings nicht zu sehen, wir wissen nur, dass mit ihr dort offenbar noch eine weitere Dame wohnt und der Seitenflügel am Palastende belebt ist - dort muss sie herrschen!

Wir genießen die ausgiebigen Generatorzeiten und sehen natürlich großzügig darüber hinweg, dass wir in 10 Tagen kein einziges weiteres Handtuch und auch keine einzige weitere Klorolle spendiert bekommen, kurz, dass uns einfach niemand im Apartamentos stört, auch kein lästiger Service. Sowas hatten wir schließlich im Armani-Hotel zu Dubai gerade erst mehr als genug und außerdem ist der Supermarkt mit ausreichend Klopapier nicht weit entfernt: Dort kann man dann gleich auch eine billige Pfanne für sein Apartamentos kaufen, die da leider genau so wenig wie ein TV zu finden ist. Und keine Störungen durch einen Service genießt man schließlich deutlich mehr als fehlende Pfannen, wenn man eingefleischter Camper ist ..!

Gekaufter Radiowecker mit 60 Hz Taktung ... Für 3,- EUR Inventarergänzung: Pfanne für´s Frühstück ...

Auch dass die Klospülung, die offensichtlich (nur zu bestimmten Zeiten?) durch Wasserpumpen sichergestellt wird, die den Wasserkasten füllen, schließlich nach einer Woche ausfällt, stört nicht wirklich: Nach kurzem Eingriff in die Installation und letztlich entschlossenem Hämmern an den Wasserkasten springt die Technik wieder an: Hier ergänzt nun deutsche Ingenieurskunst die britische in ausreichendem Maße! Dies bewährt sich auch vor allem dann, als festzustellen ist, dass ein nur leichtes Antippen der Klospülung zum Gegenteil einer Sparschaltung wird: In diesem Fall läuft das Wasser zwar nur schwach, dafür aber von da an unaufhörlich ...

Muss noch erwähnt werden, dass auch das angekündigte WiFi, das nach letzter Auskunft spätestens mit dem Erscheinen von "Liz" funktionieren sollte, in der ganzen Zeit unseres Aufenthaltes nicht zu entdecken war? Nun, macht nichts, schließlich tut es auch ein Smart-Handy mit UMTS und die paar zig Euros, die das kostet, hat man doch leicht wieder reingeholt, wenn man hier ein paar Tage länger kostengünstig wohnt. Außerdem kann man zu Hause schließlich wieder genug im Netz abhängen, oder?

Wenn beim Oceanico die Sonne im Meer versinkt ...Und unser Fazit: Das "Oceanico" ist wirklich ein interessantes Apartamentos-Haus, das Abwechslung verspricht und niemals Langeweile, man genießt das einfache Leben und die Aufmerksamkeit der Vorbeifahrenden, wenn man auf dem Balkon sitzt, wo vielleicht "Naturisten" erwartet werden. Und vor allem: Man kann sich handwerklich betätigen und braucht kaum länger zu den Wrackresten der American Star als vom "Maravilla" aus! Außerdem hat man dort natürlich einen tollen Blick auf den abendlichen Sonnenuntergang ins Meer: "Wenn bei Capri die Sonne im Meer versinkt" muss jedoch nicht unbedingt dazu auf dem Balkon gesungen werden ...

Dass wir beim nächsten Mal dennoch wieder im "Maravilla" buchen werden, nun, das liegt vermutlich daran, dass man im Laufe der Zeit nicht nur immer mehr zum Schattenparker geworden ist, sondern langsam aber sicher auch zum ausgemachten Weichei, das einfach keine militärischen Übungen und Nachtalarme mehr durchsteht, oder ..!?


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