Nervensache: Mit dem Pkw unterwegs ...


Mit dem Pkw unterwegs - geht das überhaupt ..? :-)Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren mit dem Pkw unterwegs auf der Insel - geht das überhaupt? Sicher, eine solche Fragestellung wäre nicht als normal anzusehen, aber in Anbetracht der verschiedenen Vorhaben, die regelmäßig mit einem Aufenthalt des Explorer Teams auf der Insel verbunden sind, ist ein Pkw einfach unzureichend: Wir fahren im Normalfall eben keine Autos mit Geburtsfehler ... 

So müssen wir einige Pläne ganz einfach von der Liste streichen - zu manchen Zielen auf der Insel gibt es eben kein Durchkommen mit unserem Opel Astra. Aber sich in das Unvermeidbare fügen, ist auch eine Tugend - und wer je schon nach gescheiterter Mietwagenreservierung an einem Ankunftssamstag am Flughafen von Puerto del Rosario in der "Hochsaison" versucht hat, bei irgend einer der vielen Autovermietungen kurzfristig einen Geländewagen zu mieten, der weiß, wovon wir sprechen.

Also ist Pkw-Fahren angesagt: Und man staunt, auch so etwas ist möglich!

Andere Länder, andere Sitten ..?

Eines ändert sich für den Fahrer zunächst einmal nicht: Die Verkehrsführung, die wir bereits 1999 in unserem Beitrag von der Mystik des Linksabbiegens geschildert haben - sie ist noch an vielen Stellen unverändert. Und auch etwas anderes aus diesem Beitrag ist nicht anders heute, eher noch verschärft: Die Problematik der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h für freiheitsliebende Einheimische ...

Aber andererseits kann man sie ja fast schon verstehen: Wer einmal den Mietwagen-Daddy erlebt hat, der auf der Insel mit seinem Kleinwagen äußerst vorsichtig und konzentriert mit schlappen 45 km/Std Höchstgeschwindigkeit unterwegs ist und dabei die Landschaft genießt (zu Hause würde er vermutlich durchdrehen hinter einem solchen Fahrer), der ahnt, wie Einheimische darüber denken, die täglich in ihrem Vorankommen von solchen Touristen behindert werden. Und so kommt es dann ganz schnell zu einer Standardsituation: Vor einem blockiert ein Schleicher die Fahrbahn, während im Rückspiegel ein einheimischer Raser angeschossen kommt. Und einmal sind wir dann tatsächlich verblüfft: Während wir schon mit gut 100 km/h unterwegs sind, fliegt ein Fahrzeug mit rund 150-160 km/h an uns vorbei - die nationale Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h gilt für diesen Fahrer sicher nicht!

Touri in Not: Es geht nicht mehr weiter ... Vor einem der Schleicher, im Nacken der Raser - unterwegs auf der Passstraße ...

Dass auch haarsträubende Überholmanöver vor Kuppen stattfinden, die nicht den geringsten Ausblick auf den Gegenverkehr gewähren, versteht sich dabei schon fast von selbst: Die Verkehrsdichte hierzulande scheint ein Überleben unter diesen Bedingungen noch zu ermöglichen. Nahezu niemand fährt hier angeschnallt, ganz klar, warum auch, in den Autowracks am Straßenrand sind ja immer nur andere ... 

Und wenn dann noch ein verrückter Tourist daher kommt, der bei Zwielicht am hellichten kanarischen Tag aus Sicherheitsgründen die Scheinwerfer einschaltet, dann kann er tolle Szenen erleben, ganz so wie vor vielen Jahren auch in Deutschland.

Warten grundsätzlich mit laufendem Motor: Ein Karnevalsumzug ...Wir kommen bei einer unserer Fahrten in einen Ort, durch den der unvermeidliche Karnevalsumzug im Februar geht. Ein Polizist steht am Ortseingang: Er erkennt in uns sofort Touristen in ihrem Mietwagen, und mit denen kann man sich in der Regel nicht unterhalten, wie er wohl weiß. 

Er greift deshalb durch das Fenster auf der Fahrerseite direkt ins Auto. Um sich eine Diskussion zu sparen, schaltet er erst mal das Licht aus, offenbar hat er das als Unsinn eingestuft. Als der Fahrer nun wegen der Schlange vom Karnevalsumzug auch den Motor abschaltet, wird der gute Mann sofort wieder aktiv: Sofort startet er den Motor wieder und schaltet bei unserem Fahrzeug (es ist das erste in einer Schlange von mittlerweile 5 stehenden Fahrzeugen) die Warnblinkanlage ein. So warten wir also nun mit laufenden Motor und eingeschaltetem Warnblinklicht in einer kurzen Schlange stehender Fahrzeuge. Der Umzug wird noch mindestens eine Viertelstunde dauern - Verkehrsregelung auf kanarisch! 

Touren und etwas Offroaden ...

Asphaltpisten sind nun also bei diesem Aufenthalt für uns so gut wie zwingend, und eine Tour z.B. nach La Oliva zur neuen Verwaltung des Nordens (siehe dazu unsere Eurotour Spanien) kann man sicherlich so auch problemlos abwickeln. Dass dabei ein Glas spanischer Rotwein am Straßenrand und auch ein Besuch historisch wichtiger Gebäude fällig ist, wie etwa der "Casa de los Coroneles", dem derzeit mit EU-Mitteln renovierten Sitz militärischer Befehlsgewalt auf Fuerteventura aus dem 18. Jahrhundert, versteht sich von selbst ...

Umschlagplatz für EU-Millionen: Die Verwaltung von La Oliva ... Wird ebenfalls mit EU-Mitteln renoviert: Die "Casa de los Coroneles" ...

Doch ein paar klitzekleine Ausnahmen von den Asphaltpisten sollten schon sein: So wollen wir unter anderem zur American Star, und die ist nur über eine Piste zu erreichen. Weiterhin wollen wir auch zu unserem Drachenplatz am Leuchtturm von El Cotillo, und auch da muss man durch den Sand.

Und dann schließlich wollen wir wenigstens eine unserer früher beschriebenen Offroad-Touren diesmal auch mit dem Pkw wagen - eine ganz neue Herausforderung!

So versuchen wir uns zunächst in Gegenrichtung an einem Teil unserer damaligen Ost/West-Durchquerung (2) von Fuerte 99 - von Lajares aus folgen wir einer Piste, mit der wir bis zu unserem damaligen Drachenplatz am El Jablito vordringen wollen - vergebens! In Sichtweite unseres alten "Feldherrnhügels" müssen wir aufgeben: Die Sandpassage bergauf beim Rückweg würden wir notfalls mit unserem Opel Astra in keinem Fall meistern, und wie es unten weiter geht, wissen wir nicht. Wer unter diesen Umständen nicht in eine Falle tappen will, muss zähneknirschend eines tun: Im Schritttempo über die dürftige Piste wieder umkehren nach Lajares ...

Ende für den Opel: Die Sandpassage bergauf als K.O.-Kriterium ... Im Schritttempo zum El Jablito? Endstation mit schöner Aussicht ...

Tage später ein weiterer Offroad-Versuch: Warum sollten wir nicht wenigstens von Lajares aus nach Corralejo durchkommen auf unserer damaligen Strecke Offroad -Fortsetzung (2) von Fuerte 2000? Gefragt, getan!

Wir fahren exakt die selbe Strecke wie damals und kommen bereits kurz nach dem Beginn der Piste zu einem Autowrack: Das völlig ausgebrannte Fahrzeug, das hier auf dem Dach neben der Piste liegt, hat sich offenbar überschlagen, bevor es in Flammen aufging. Da das Wrack nicht den Eindruck erweckt, dass es zum Abwracken hierhin gefahren wurde, stellt sich wie schon so oft die Frage, was hier wohl geschehen sein mag. Möglicherweise vertrug zwar die Piste die gefahrene Höchstgeschwindigkeit, nicht aber Fahrzeug und Fahrer ...

Geschmolzene Felgen am Autowrack am Pistenrand ...Wir verlassen die Stätte des unbekannten Geschehens und fragen uns, wo eigentlich der "Medio Ambiente" in Anbetracht solcher Wracks am Wegesrand bleibt? Möglicherweise ist der allerdings noch wie vor Jahren ausgelastet genug mit der Verfolgung von Drachen steigenlassenden Touristen.

Die Piste ist anfangs recht bequem zu fahren, so dass wir recht bald wieder auf dem "Parkplatz" am Fuße des Caldera Rebanada (N28°42,10307´ W013°54,78027´) stehen, von wo aus wir vor 4 Jahren noch den Gipfel bestiegen hatten. Das lassen wir diesmal bleiben, da der Weg hinauf noch genau so rutschig ist wie damals und wir außerdem ganz genau wissen, wie es von oben aussieht. Sehr schön zu erkennen ist dieser offene Krater auf unserem Satellitenbild unten: Der Pfeil weist genau auf den "Parkplatz" (siehe auch mittleres Bild rechts unten), das Satellitenfoto selbst reicht bis nach Corralejo.  

Wir konzentrieren uns auf die Weiterfahrt: Da der Pistenuntergrund nun doch in eine Vielzahl recht unangenehmer scharfkantiger Lavabrocken übergeht, ist die restliche Tour nicht ganz stressfrei. Die Angst um die Reifen des Opel Astra verringert wie schon so oft die Geschwindigkeit auf die eines Fußgängers: Wer je Zweifel daran gehabt hätte, dass man mit einem Pkw auf dieser Insel wirklich schlecht bedient ist, wäre hier sicherlich leicht zu überzeugen - eine solche Panne bei Reservierungen rächt sich selbst bei kleinen Unternehmungen.

Nach endlos wirkenden Kilometern erreichen wir endlich wieder die Einmündung der Piste in den besseren Streckenverlauf vor Corralejo - da es in Kürze wieder zurück geht von der Insel, wollen wir es mit diesem letzten Opel-Astra-Offroad-Versuch bewenden lassen ...   

Das Gebiet der Offroad-Tour auf dem Satellitenfoto ...

© 2004 Text/Fotos J. de Haas, Satellitenbild: NASA