Zum Mont Blanc - ein "echter" Knaller!

Heute brechen wir auf Richtung Mont Blanc, um dann weiter am Lac d'Annecy in Frankreich unser nächstes Ziel zu erreichen. Schon aus der Ferne konnten wir ihn vom Aletsch aus sehen: den berühmten "weißen Berg", der auch der höchste der Alpen und der EU ist.

Die nervigen Fahrten über Oberalppass und Furka sind schnell vergessen, zurück bleibt der Eindruck von herrlichem Bergpanorama. Die Wettergötter sind uns wieder wohlgesonnen und deshalb wird nicht die empfohlene Route mit Autobahn und um den Genfer See genommen, sondern  der Kurs geht quer durch die Alpen über Chamonix.

Am heutigen Morgen funktioniert der Brötchenservice am Campingplatz perfekt und frisch gestärkt kann nach Aufbruch die Suche nach einer Tankstelle beginnen. Aber alles nicht so einfach, denn die Tankstellen sind selten und dann auch nur als "Automat" vorhanden. Obwohl wir den Automaten misstrauen, müssen wir schließlich doch einen nutzen (zumindest glauben wir das hier und jetzt), denn auch der Ranger muss gestärkt werden und schon zeigt sich das Problem: Nachdem man anhand der Bedienungsanleitung die verschiedenen Knöpfe gedrückt hat, die Kreditkarte willig gelesen wurde und der Sprit tatsächlich den Weg in den Tank findet, wartet man vergeblich auf einen Beleg. Tanken auf Vertrauensbasis? Kein Problem - wir sind doch in der Schweiz!

Der Weg führt vorbei an den Weinbergen des Wallis. Das Stückchen Autobahn bis Martigny wird vermieden, denn für so ein paar Kilometer lohnt sich der Kauf der Schweizer Jahresplakette wirklich nicht und extrem kurvenreich und befahren ist die Strecke nach Martigny auch nicht, so dass sich dies lohnen würde. Von dort an geht es allerdings hinauf, Kurve um Kurve zum Col des Montets (1.461 m), den immer näher rückenden Mont Blanc hat man dabei fest im Blick. Motorradfahrer mögen diesen Pass natürlich auch und kommen einem fast horizontal  in den Kurven entgegen - offenbar immer hoffend, dass der Gegenverkehr sich nicht an der Mittellinie orientiert ...

Die Weinberge des Wallis ... Der König der Alpen ...
Col des Montets mit Informationszentrum ... Merde ...

Der Zwischenstopp auf der Passhöhe lohnt sich: Man hat einen herrlichen Blick auf den über 4.800 Meter hohen Berg, um dessen Anteile sich die Franzosen und die Italiener immer noch streiten. Von hier aus kann man tolle Bilder machen von einer Seite, die man viel seltener im Internet oder in Büchern findet. Kaum zu verstehen, denn diese Seite zeigt sich genauso beeindruckend wie die Anblicke des Berges, die sich von Chamonix aus bieten. Die Fotopause wird genutzt für einen kurzen Spaziergang am Pass: Schilder am botanischen Lehrpfad geben umfangreiche Informationen zu den Pflanzen, die hier zahlreich blühen. Wer mag, kann an dieser Stelle noch das Informationszentrum der Aiguilles Rouges besuchen, wie die hiesige Alpenregion heißt.

Nur noch ein kurzes Stück und man ist in Frankreich: Durch den Ort Le Chatelard mit der steilsten Bergbahn der Welt (87%), für die wir aber heute keine Zeit haben, geht es weiter nach Chamonix, diesen berühmten Bergsteigerort, von dem alljährlich Heerscharen zum benachbarten Mont Blanc aufbrechen.

Man spürt, dass man in einem Touristenzentrum ist, überall sieht man Hinweise zur Touri-Info und hat jede Menge Verkehr und Touristen vor Augen - mal sind sie wie zünftige Bergsteiger gekleidet mit Helm und Rucksack, mal wie Bustouristen mit Jogginganzug und Adiletten. Mitten im Verkehrsgetümmel auch sehr eilige Busse und LKWs, denen 50 km/h deutlich zu langsam ist. Dann plötzlich ein unglaublicher Knall: Wir fassen es kaum - ein rasender Kieslaster verliert in der Kurve Steine und einer davon knallt voll auf die Windschutzscheibe. Bis man das realisiert hat, ist der LKW natürlich längst durch alle Kurven davon. Da kann man nur noch "sale con" oder ähnlich schmeichelhaftes und nicht für jeden verständliches hinterher brüllen ...

Nun, das Ergebnis dieses "glücklichen" Volltreffers ist ein ungefähr Euro-großer Einschlag in der Windschutzscheibe, zum Glück auf der Beifahrerseite. Der erste Gedanke: Ein Auftrag für Carglass. Aber gibt es Carglass in Chamonix? Eher nein. Wir machen nach ausführlicher Besichtigung des Schadens dann doch keinen Versuch nach dieser Firma zu suchen, sondern beschließen unterwegs Ausschau zu halten nach einer Carglass-Filiale oder ähnlichem, wohl wissend, dass die Wahrscheinlichkeit vermutlich äußerst gering sein wird.

 Platz mit Kind, Kegel und Kitsch ...Um die Spannung nicht ins Unerträgliche zu ziehen :  Es wurde auf der weiteren Reise keine Carglass-Filiale entdeckt, wir ließen uns nach Rückkehr von der Reise schließlich zu Hause den Service kommen, der das Loch so flickte, dass die Scheibe nicht weiter riss. Sehen kann man den Schaden auch heute noch immer sehr gut - ein nachhaltiges Andenken vom Mont Blanc!

Das Fahren macht hier und heute in dieser Umgebung nicht mehr wirklich viel Spaß, denn wir befinden uns auf einer der touristischen Hauptrouten und dementsprechend fahren hier viele Busse, Motorräder, Womos - auch überladen - und nicht zuletzt Radfahrergruppen. Wäre die Autobahn rund um den Genfer See vielleicht doch eine prima Alternative gewesen ..?

Am späten Nachmittag wird Sévrier am Lac d'Annecy im Haute-Savoie erreicht, eine berühmte Weißweinregion in Frankreich. Der Campingplatz Au Coeur du Lac ist brechend voll, dennoch finden wir in einem Eckchen einen Stellplatz, umkreist von Unmengen an Holländern. Deutsche sind hier echt in der Minderheit. Der riesige See liegt malerisch vor den Bergen und soll einer der saubersten in Europa sein.

Der Strand hat heute geöffnet (er ist eingezäunt!) und so nutzen wir die Chance, einen unglaublich schönen Sonnenuntergang zu genießen mit einem direkt danach aufgehenden Mond. Mehr Kitsch geht nicht - ein wirklich schöner Auftakt für Frankreich ..! 


© 2011 Text/Bilder Sixta Zerlauth