Viele Wege führen nach Toulon ...

Wie kommt man mit dem Explorer eigentlich nach Toulon zur Fähre nach Korsika?

Viele komfortable Wege bieten sich da an: Autobahnen durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich. Aber immer nur Autobahn, Autobahn, Autobahn und immer nur geradeaus, geradeaus?

Das geht doch vielleicht auch anders, denkt sich der nicht unbedingt Autobahn-Begeisterte und so entsteht schließlich ein Roadbook mit einer Route über Österreich, Liechtenstein und die Schweiz. Und diese Route kann man auch dann fahren, wenn man kein Schwarzgeld schmuggeln will ...

Früh am Morgen des 18. September geht es Richtung Lindau, das ist zwar überwiegend noch Autobahn, aber Deutschland müssen wir wirklich nicht mehr auf Landstraßen erkunden. Ein Zwischenstopp ist eingeplant am Rastplatz Winterberg bei Leutkirch, einigen vielleicht deshalb bekannt, weil dieser Rastplatz nicht nur sanitäre Einrichtungen, sondern auch eine Kapelle hat. Aber der Tag geht schon gut los, der Rastplatz ist eine riesige Baustelle und gesperrt.

Da diese Autobahn kaum über sonstige nette Rastplätze verfügt, fahren wir in einem Rutsch bis an den Bodensee und über die österreichische Grenze. Von der merkt man nicht viel, außer dass an der Tankstelle dahinter Warteschlangen mit deutschen Autos zu sehen sind, die billigen Sprit tanken wollen. Wie schlängeln uns durch Bregenz, es ist Samstag gegen Mittag und das scheint hier und heute die Hauptverkehrszeit zu sein. Aber es ist ja nicht mehr weit nach bis nach Liechtenstein, das bisschen Stadtverkehr ist schon nicht so schlimm. Aber es kommt schlimmer ...

In Lustenau und Götzis finden Märkte statt, natürlich mitten auf der Hauptdurchgangsstraße, die man kurzerhand sperrt. Da sich jeder Einheimische hier auskennt und der Markt ja eh immer nur einen Tag dauert, spart man natürlich an Umleitungsschildern. An Einbahnstraßen dagegen hat man nicht gespart. Das führt an Bord bei unserer bewährten elektronischen Navigatorin TomTom-Lisa zur heillosen Verwirrung und beim Fahrer zusätzlich noch zu einem Wutausbruch: Wäre Autobahn-Geradeaus-Fahren nicht doch eine prima Alternative gewesen ..?

30 km vor dem Ziel Triesen in Liechtenstein zeigt Lisa an: Entfernung 30 km, Fahrdauer 46 Minuten - und sie behält recht. Man kommt nur langsam vorwärts entlang des Rheins und hat ausreichend Zeit, sich in Vaduz im Schritttempo die Fürstenburg anzuschauen. Kurz dahinter liegt Triesen. Ein kleiner Ort mit einem Campingplatz, von denen es in diesem winzigen Land nicht viele gibt und der hat auch noch ganzjährig geöffnet - ein guter Ort also für unsere erste Euro-"Extratour" hierzulande. Es ist übrigens auch der erste Campingplatz, den wir je kennen gelernt haben, der offenbar einen Tarif für Funker vorsieht - mit und ohne Antenne. Was sich dahinter allerdings tatsächlich verbirgt, erschließt sich uns heute aber nicht ...

Als Begrüßungskomitee wartet auf dem Platz mit dem Namen Mittagsspitze ein großer verschmuster Kater auf die zunächst einzigen Gäste, die nicht Dauercamper sind ...

Hier thront der Fürst, hoch über Vaduz ... ... aber auf dem Campingplatz ist er der Fürst

Den Ort Triesen gibt es schon seit dem 11. Jahrhundert und er steht auf den Schuttkegeln eines nach-eiszeitlichen Bergsturzes. Darunter sollen sich einer Sage nach die Reste der prächtigen Stadt Trisona befinden, in der die Menschen gottlos in Reichtum und Sattheit lebten, sodass Gott schließlich einen Engel entsandte, der die Stadt durch den Bergsturz verschüttete und fast alle Bewohner tötete ...

Na, ja heute geht das einfacher: Es werden keine Engel mehr entsandt, die Berge dürfen stehen bleiben - heute lässt man ganz einfach den Bankern freie Hand ...

Der Campingplatz ist bepflanzt mit unterschiedlichsten alten Sorten von Apfelbäumen. Wir haben Glück und die Äpfel sind reif. Die Apfelverkostung lohnt sich, da die kleinen Äpfel so unterschiedlich schmecken, wie sie aussehen. Unweit vom Platz befindet sich der Sortengarten Triesen, der zum Projekt Öpfl und Bera gehört und nur seltene Lokalsorten vermehrt.

Ein Streifzug rings um den Campingplatz lohnt sich: Ein kleiner Zauberwald mit Bach, Holzskulpturen, Bänken und allerlei Holzkonstruktionen lädt nicht nur die Kinder ein zum Spielen. Plötzlich erklingt vielfaches Glockengebimmel in der Ferne: Wo kommt das her? Was ist der Grund? Immer weiter geht es in Richtung des Gebimmels und schon ist die Hauptstraße nach Vaduz erreicht. Almabtrieb! Die Straße ist voll von  Rindern, der Verkehr muss warten. Die Rinder werden nicht nur von Menschen, sondern ganz zeitgemäß auch von Geländewagen getrieben, was einige Kühe nicht davon abhält, abseits der Straße die Flucht zu probieren. Weit kommen sie allerdings nicht ...

Funkerparadies unter seltenen Apfelbäumen? Almabtrieb!

Wenn man schon mal in Liechtenstein ist, dann sollte man daran denken, dass auch hier Wein angebaut wird, der im Restaurant am Campingplatz probiert werden kann. Nun, wegen des Weines allein muss man nicht hierher fahren, aber als guter Schoppen zum leckeren Abendessen kommt uns der Blauburgunder St. Mamerten Tropfen (Barrique!) grad recht.

Der Auftakt unserer Tour hatte sich also schon mal sehr angenehm gestaltet (auch wenn Autobahn-Geradeaus-Fahren vielleicht doch eine ganz prima Alternative gewesen wäre ...)  


© 2011 Text/Bilder Sixta Zerlauth