Prototyp Offroad Anhänger:

 World of Nanook 2013 - Nanook TL 300

von Alexander Steinkohl


Seit 2011 fahren wir einen 110er Land Rover Defender. Dieser wurde nach einiger Zeit bereits zum Foto- und Reisemobil leicht umgebaut.

Die hinteren Sitze wurden dabei entfernt und eine teilbare Liegefläche mit Stauräumen darunter eingebaut. Das Mittelteil kann als Tisch verwendet werden, so ist im Landy unterwegs das Arbeiten am PC - z.B. für die Bildbearbeitung möglich. Die nutze ich hauptsächlich bei Events und Hochzeiten. Ein Spannungswandler sorgt für die Stromversorgung.

Von Anfang an hatten mir die Klappdächer für den Defender schon immer sehr gut gefallen. Dies sollte auch in nächster Zeit umgesetzt werden. Jedoch war das nur eine anfängliche Wunschvorstellung, wie sich bald herausstellte ...

World of Nanook 2013 ...Das Klappdach war eigentlich geplant, um das ständige Umräumen im Auto auf Reisen oder Fotostrecken zu reduzieren, um Stehhöhe zu erzielen und den Komfort sowie die Bewegungsfreiheit im Landy insgesamt zu erhöhen. Nach dem Besuch zahlreicher Messen, Globetrotter- und Landy Treffen kam ich jedoch zu dem Entschluss: Es wird ein Anhänger werden.

Die Variante mit dem Dachzelt schied aus, da die Freundin nicht in so "schwindelnde" Höhen steigen wollte. Die nächste Idee wäre ein Zeltanhänger gewesen: Ich hatte die Möglichkeit, einen namhaften Hänger für mehrere Tage bzw. Trips zu testen. Das Platzangebot und auch der zusätzliche Stauraum unter dem Bett des Zeltanhängers sagten mir sehr zu. Jedoch war es nicht möglich, diese Variante des Zeltanhängers von oben her zu beladen. Die Zeltplattform war nicht klappbar. So krabbelte man durch die hintere Luke des Hängers zum Beladen in die Tiefe ...

Gut, auch das hätte man noch hingenommen. Jedoch wenn der Hänger im "Bauch" beladen war, kam man auf einer Tour nie mehr wieder an die Teile, die als erste in den Anhänger geladen worden waren. Diese Dinge sind in einer Tiefe von 2 Metern von hinten durch die schmale Luke nicht mehr zu erreichen.

Außerdem hatten wir festgestellt, dass es in dem Stauraum des Zeltanhängers in kürzester Zeit ausgesehen hatte, als wäre alles nur ohne irgend ein System in den Anhänger geworfen worden. Sprich - man fand einfach nichts mehr! Aus dieser Praxiserfahrung entwickelte sich langsam aber sicher ein kompakter Offroad-Anhänger mit festen Seitenwänden. Ein Anhänger, der jederzeit reisebereit gepackt ist und nur angehängt werden muss: Denn wir hatten festgestellt, dass das Einräumen des Autos für ein Wochenende genauso viel Zeit in Anspruch nahm, als wenn wir für 3 oder 4 Wochen packen würden ...

Nach einigen schlaflosen Nächten und vielen Spekulationen war das Grundkonzept für mich gefunden. Ich wollte mit dem Auto nach wie vor flexibel und beweglich sein. Somit schieden Klappdach und Dachzelt aus, da ich das Auto nicht mit einem Dachzelt an einem bestimmten Platz "festnageln" wollte. Ich wollte auch nicht das ganze Jahr mit einem bepackten Auto durch die Gegend fahren.

Durch meine "Standardgarage" schied der Aufbau eines Klappdaches letztendlich ebenfalls aus, da der Landy ansonsten Winter wie Sommer im Freien hätte verbringen müssen.

Das Zeichnen und Konstruieren begann. Die Aufbaugröße ergab sich fast von selbst durch die gestellten Anforderungen. Eigentlich erst im Nachhinein stellte ich fest, dass eine gewisse Ähnlichkeit von meinem nun "Nanook TL 300" genannten Gefährt mit dem Takla Makan von Aero-Plast nicht zu leugnen ist. Zumindest von der Grundidee her: Das TL steht für Top Lifter, die 300 für die Aufbaulänge von 3 Metern. Das Dach beim "Nanook TL 300" ist zum Aufklappen, besser gesagt zum Hochkurbeln.

Unterwegs schlafen wie im siebten Himmel ... ... und die ersten 1.000 Test-Kilometer absolviert ... Nanook läuft zufriedenstellend hinter dem Landy her ...

Eine der Bedingungen war es, im Hänger auch bei geschlossenem Dach sitzen und schlafen zu können. Unsere Reisen und Fototouren gehen meist in nördliche Gefilde - somit ist die Regenwahrscheinlichkeit wesentlich höher als bei Reisen in den Süden. Gleiches gilt für die Stürme in Island oder in der Bretagne. Das Dach ist wie oben schon erwähnt zum Hochkurbeln. Auf die seitlichen Dämpfer haben wir vorerst noch aus verschiedenen konstruktiven Gründen verzichtet. Das Hochkurbeln hat den Vorteil, dass man das Dach auch leichter wieder schließen kann - ohne eine zweite Person zu benötigen, die sich mit an das Dach hängt, um den Deckel wieder herunter zu bekommen.

Eine weitere Vorgabe war, identische Fahrzeugbereifung von Zugfahrzeug und Hänger. Stauräume mit "Kistensystem" und eine Liege-Sitzfläche im "Erdgeschoss" waren ebenfalls ein Muss. Die Liegefläche hat nun die Größe von 1,40 auf 2,00 Meter. Die Liegefläche kann zur Sitzgruppe umgebaut werden. Und in der nächsten Ausbaustufe ist die Liegefläche für den "1. Stock" fällig - mit identischen Abmessungen. Der Bericht vom Klappdach und dem weiteren Innenausbau folgt in einer Fortsetzung dieses Berichtes.

Der Bau des Offroad Anhängers von World of Nanook

Der Bau eines ersten Prototyps nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und bereits während der Bauphase sind die ersten Änderungen erforderlich. Nach der Auswahl der einzelnen Komponenten für die Leerkabine und das Fahrgestell ging es mit dem Aufbau los. Die Abmessungen des "Häuschens" innen betragen (LxBxH: 3000 x 1600 x 1400 cm).

Eine wasserdichte AL-KO 1.800 kg Achse, eine AL-KO Zugeinheit und die Bereifung (identisch mit der Bereifung des Zugfahrzeuges 265/75 - 16 sowie dem Landy Lochkreis) waren die ersten Bausteine. Anfangs hatte ich eine BPW Zugeinrichtung montiert, die sehr angenehm zu fahren war. Das Bremsen des Anhängers erfolgte ruckfrei und weich. Jedoch trennte der TÜV diese Kombination wieder, da wir mit der Bremsenberechnung nicht auf das vorgeschriebene Ergebnis kamen. Schuld waren Nanooks große Reifen ...

Das Fahrgestell entsteht ... Klappdach muss sein ... Der Prototyp-Bau nimmt viel Zeit in Anspruch ...

Nun verrichtet also eine AL-KO Zugeinrichtung ihren Dienst: Diese bremst besser als die BPW - allerdings leider nur auf dem Papier ... Die AL-KO Einrichtung läuft ruckartiger auf und meiner Meinung nach ist die Bremswirkung nicht mit der von der BPW zu vergleichen. Vielleicht wird dies nochmals geändert - nicht umsonst baut man einen Prototypen!

Das Leergewicht des Anhängers beträgt mit Bodenplatte und Isolierung ohne Innenausbau 680 kg. Auf der Zugdeichsel wurde ein großer Deichselkasten montiert, der sperrige Gegenstände aufnimmt, die man nicht unbedingt im Innenraum haben möchte. Gasflasche, Grill, Stühle, Campingtisch, Werkzeug usw. finden in der geräumigen Box ihren Platz.

Die schwarze Farbe passt zwar optisch gut zum weißen "Nanook TL 300" - jedoch sollte man es unterlassen, mit den blanken Ellenbogen bei Sonnenschein und 30°C beim Be- oder Entladen an diese Kiste zu kommen. Man hält es nämlich kaum für möglich, wie heiß dieses Teil auf einmal werden kann!

Das "Häuschen" vom "Nanook TL 300" besteht aus 25 mm ALU Profilen, welche auf einem ALU Grundrahmen sitzen. Die Bodenplatte ist von außen ebenfalls Aluminium. Innen wurde der Boden mit Armaflex isoliert und darüber kam eine wasserfeste MDF Platte. Im vorderen Drittel wurden Isolierfenster eingebaut, um Licht in das Innere des Anhängers zu bringen. Ein Dachfenster ist im Moment noch nicht eingebaut. Geplant ist, dass im Dachbereich - falls erforderlich - eine Offshore Luke eingesetzt wird. Der Seitenwände wurden im Innenbereich ebenfalls mit Armaflex isoliert. Als Seitenwandverkleidung kommen ALU Dibond Platten zum Einsatz.

Großer Deichselkasten für sperrige Gegenstände ... Lenkeinschlag problemlos ... Kurvenfahrten ohne groß auszuholen ...

Im Moment (Stand Juli 2013) befindet sich unser Prototyp noch in der Testphase. Das bedeutet, unser "Nanook TL 300" ist sicher noch lange Zeit nicht komplett fertig. Allerdings hat der Prototyp seine ersten 1.000 Test-Kilometer problemlos hinter sich gebracht: Landstraßen, Autobahn und leichtes Gelände waren in dem Testprogramm enthalten.

Der Anhänger läuft absolut zufriedenstellend hinter dem Landy her - man spürt den Hänger kaum. Auf engen Landstraßen fährt sich das Gespann ebenfalls problemlos, der Hänger stört dabei in keiner Weise. Man muss beim Abbiegen oder um enge Kurven zu fahren, nicht weiter ausholen als ohne Anhänger. Beim Rangieren haben wir trotz der V-Deichsel einen Einschlagwinkel von fast 90°. Der "Nanook TL 300" lässt sich gut rangieren und ist im Spiegel gut zu sehen.

Das große Bett und die komfortable Matratze sind sehr angenehm und wir schlafen im Bauch unseres "Nanook TL 300" wie im siebten Himmel. Ende August 2013 geht es mit dem Gespann für eine Woche wieder auf Erprobungsfahrt. Eine Woche im Hänger mit zwei Personen werden uns zeigen, wie der Innenausbau in der Praxis am sinnvollsten zu nutzen sein wird. Wir werden darüber natürlich wieder berichten, genauso wollen wir die nächsten Bauabschnitte in weiteren Berichten mit Erfahrungswerten vorstellen:

  • Landstraßen, Autobahn und leichtes Gelände im Testprogramm ... Klappdach
  • Heizung
  • Stauräume und Kästen
  • Stromversorgung im Inneren
  • LED-Beleuchtung innen und außen
  • Einbau einer Kühlbox
  • Kocher
  • Spüle
  • WC
  • PC und Radio
  • und alles was wir noch vergessen haben ...

Bis es so weit ist, wünschen wir allen Lesern dieser kleinen Dokumentation schöne Reisen und angenehme Tage draußen in der freien Natur!

Zusammenfassung - Stand August 2013

Vorteile:

  • Jederzeit reisebereit gepackt ...jederzeit reisebereit, da der Hänger immer mit der Grundausrüstung gepackt bleiben kann und nur Kleidung und Lebensmittel eingeräumt werden müssen.
  • Verwendung als "Basis-Lager", um von einem Platz aus mit dem Auto allein Fototouren, Ausflüge und Einkäufe unternehmen zu können. Im Auto kann zusätzlich noch geschlafen werden, falls der Ausflug einmal größere Ausmaße annimmt. Der Anhänger als Basis kann auf einem Campingplatz stehen bleiben mit Vorzelt usw. und es müssen nicht alle Reisenden mit auf Tour gehen, wenn eine Geländefahrt oder eine Fotostrecke angesagt ist.
  • mehr Beweglichkeit und Freiraum bei schlechtem Wetter.
  • große Zuladungskapazitäten bei beiden Fahrzeugen.
  • geplante feste Seitenwände beim Klappdach.

Nachteile:

  • höhere Kosten bei Mautstrecken und Fährverbindungen.
  • eingeschränkter Bereich im Gelände (ich fahre jedoch nicht nur Hohlwege bei meinen Reisen ... ).
  • etwas schwerer zu rangieren als das Fahrzeug allein.
  • die allgemeinen Nachteile eines Gespann Fahrers ...

Nachtrag, November ´13: Bilder Testfahrt beim Erzbergtreffen (Offroadtrucks-Austria)

Steiermark, August 2013:

Immer wieder wirklich geniale Fahrzeuge vor Ort - noch etwas zur Ansicht, wie ich mit meinem Anhänger die ersten "Buckel" im Gelände geprobt habe. Das Gespann fährt sich sehr gut und angenehm. Und ich finde, mehr braucht kein Mensch - deswegen reicht für meine Zwecke die Kugelkopf-Kupplung absolut aus, eine NATO Kupplung benötige ich nicht ...


© 2013 World-of-Nanook Offroad- and Traveling equipment, Alexander Steinkohl, Passau


Anm. der Red.: Alex "Nanook" Steinkohl ist auch Veranstalter des Landy- und Weltenbummler Treffens auf Gut Aichet / Thyrnau bei Passau. Hier sein Bericht zum 2. Treffen im Oktober 2013!