Warum eine Explorer-Kabine einen Nachfolger bekam

oder: Weniger ist manchmal mehr ...


Vorbemerkung der Red.: Anfang 2014 trafen wir in unserem Bazar auf ein mittlerweile bekanntes Fahrzeug, dass uns als "Fast-Doppelgänger" schon früher aufgefallen war: Der Tojota Hilux von Stefan Knurr mitsamt seiner grünen Explorer Kabine ähnelte unserem Fahrzeug auf den ersten Blick - auch wenn Stefans Hilux im Gegensatz zu einem "veridiangrünen" Ford Ranger tatsächlich "richtig" grün war und auch blieb, selbst bei Sonnenlicht ..!

Mit Explorer-Kabine in Irland, Juli 2014Der Verkauf der Kabine wurde schließlich erfolgreich beendet, wie die entsprechende Anzeige auf einer unserer "Karriere-Seiten" zeigt: "Die Kabine ist heute vom Hof gerollt und wird die nächste Zeit auf einem neuen Ford Ranger zwei lieben Menschen sicher viele schöne Reisen bereiten ..." mailte uns Stefan später und damit war seine "Explorer Zeit" beendet.

Nicht aber seine Zeit als Fahrer einer Wohnkabine: Nach der Explorer sollte etwas anderes und natürlich auch leichteres her, denn wie wir wissen, ist die Kabine aus den "Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts" () nicht gerade ein Leichtgewicht, auch wenn sie oft - im Vergleich mit vielen Riesenkisten des Wohnkabinenmarktes - als solches gilt.

Was er vorhatte und warum stellt uns Stefan Knurr nun in seinem Beitrag vor - wir lernen auch hier wieder einmal, das wie so oft weniger für den einen oder anderen durchaus auch mehr sein kann ...


Schwierig war es im Jahr 2009, eine gute und "unverbastelte" Explorer-Kabine zu finden. In den Niederlanden wurde ich schließlich fündig: Da mein Pickup zwar bestellt, aber noch nicht geliefert war, holte ich die Kabine per PKW und Anhänger nach Deutschland ...

Ganze fünf Jahre sammelte ich so Erfahrungen mit der Kabine. Doch abgesetzt hatte ich diese eigentlich nie!

In den fünf Jahren - also nach zahlreichen Urlauben und vielen Wochenendfahrten - kam ich zu folgendem Ergebnis:

Testfahrt: Flachpritsche ohne Kabine - aber mit 525 kg Buchenholz ...Fehlende Außenklappen sind doof - Gummistiefel, Auffahrkeile oder sonstiges Geraffel muss immer durch den Innenraum getragen werden. Toter Raum aufgrund der Originalpritsche ist bei Absetzkabinen konstruktionsbedingt immer vorhanden und irgendwie schade bei solch "kleinen" Kabinen.

Ein Alkoven lässt jede Absetzkabine nicken: Da reicht schon eine Betonautobahn, von Pisten ganz zu schweigen. Wer jetzt behauptet, dass seine Kabine dies nicht tut, der sollte es für sich behalten, sich freuen und diese Konstruktion möglichst bis bis zum Lebensende behalten ...

Fazit für mich: Die Originalpritsche muss weg und eine Kabine ohne Alkoven muss her!

So ganz konnte ich mich dann doch nicht damit anfreunden, die neue Kabine nie wieder abnehmen zu können und das Fahrzeug anderweitig zu nutzen: Also fertigte ich für meinen Toyota Hilux ein sogenanntes "flatbed" an, was man in Deutschland auch als "Flachpritsche" bezeichnen könnte.

Modellbau vorher ...Noch ein paar andere Punkte waren mir allerdings ebenfalls wichtig für die "neue" Kabine:

  • bequemes Sitzen, auch bei nicht geöffnetem Klappdach
  • nicht breiter als das Basisfahrzeug
  • kein langer Überhang, somit voll anhängertauglich
  • ein immer fertiges Bett für den Mittagsschlaf zwischendurch
  • Seiteneinstieg von links - kurze Wege und ein freies Heck für ein Fahrrad etc.

Somit ging es dann an das Planen und - Papier falten ...

Die Überlegung ging zunächst dahin, den Kabinenbau selbst in die Hand zu nehmen. Beruflich stark eingespannt kam dann allerdings der Entschluss, lediglich den Innenausbau zu machen.

Einen kompetenten Partner für den Kabinenbau fand ich schließlich in Polen mit der Firma Belina. Das Gute daran war, es wurde deutsch gesprochen. Zumindest Alicja sprach dort deutsch, die dann auch übersetzte ...

So wurde nach meiner Idee und Zeichnung eine CAD Zeichnung erstellt und aufgrund der die Kabine gefertigt.

Bau nach CAD-Zeichnung ... Hochzeit - alles passte perfekt!

Ideen für den Innenausbau hatte ich natürlich auch - man muss dabei wissen, dass erst einmal ganz egoistisch für nur eine Person geplant wurde (wobei das Bett allerdings in der Breite erweiterbar ist ).

Zeichnung muss sein ...Ein Freund von Regalen (Alu-Stecksystem) und grauen Transportboxen bin ich nicht, es sollte eine Wohnkabine sein, kein Werkstattwagen. Helle Töne sollten dominieren, die machen eine kleine Kabine ja auch viel größer ...

Ganz viel an Technik sollte ebenfalls nicht verbaut werden, im Großen und Ganzen gab es nur

  • eine Kompressor-Schubladenkühlbox (Waeco)
  • einen Zweiflammen Gaskocher samt Spüle und Glasabdeckungen (CAN)
  • Dieselheizung (Webasto)
  • Wasserfilteranlage samt 70 Liter Frischwassertank (seagull/fiamma)
  • Tankanzeige (Philippi)
  • Beleuchtung
  • Sinus Wechselrichter (Waeco).
Helle Töne machen die Kabine größer ... ;-)) Probekochen ...

Fertig!

Testfahrt in Nord-Norwegen, Februar 2015 ...Vielleicht noch ein paar Daten und Fakten zur Kabine:

  • Länge x Breite x Höhe: 210 x 176 x 140 cm
  • Außenwände und Dach, GFK Sandwich 30 mm
  • Bodenplatte Sandwich 40 mm mit Verstärkungen für Befestigung am Fahrzeug
  • Klappdach mit Mehler airtex Zeltbalg
  • Gewicht Leerkabine inkl. Klappdach, Tür, Klappen, Zeltbalg und Lack: 145 kg.

Fazit:

Den Alkoven habe ich bisher nicht vermisst, selbst bei drei Wochen Skandinavien im Winter ("nur" bis -19°C) lässt es sich auch bei geschlossenem Dach prima wohnen, Außenklappen sind dabei echt praktisch ...


© 2015 Stefan Knurr