Der Turm zu Babel ...

Wer zur Aussichtsplattform vom Burj Khalifa will, muss sich in die Dubai Mall begeben: Diese Mall ist, wie bereits erwähnt, das weltgrößte (wird ja schon fast langweilig!) Einkaufscenter der Welt mit über 1.400 Geschäften.

Auffällig sind hierbei an die 30 Schokoladen-, Eis- und Pralinengeschäfte, alle renommierten westlichen Hersteller sind hier vertreten. Die Geschäfte sind dank Eid gut besucht, denn die Naschereien sind bei Arabern überaus beliebt.

Da Weihnachten nicht weit ist - noch ca. 7 Wochen - gibt es bereits vereinzelt Weihnachtsdekoration und Zubehör, mit dem man seine Wohnung weihnachtlich gestalten kann.

Dubai Mall und Umgebung: Shoppen bis der Arzt kommt .... ... Kitsch as Kitsch can ...
... Traditionelles und Verruchtes .... ... Märchen aus 1001 Nacht ...

Zwischen den Geschäften kann man sich in zahlreichen Cafés und Restaurants vom Powershopping erholen: Überwiegend alkoholfrei, jedoch bieten einige Restaurants auch Wein zum Essen an. Auch jede Variante von Fastfood  ist hier erhältlich und so erstaunt der Stand von Nordsee mit Matjesbrötchen, Bremer (Fischbuletten), Backfisch usw. kaum noch.

Empfehlenswert ist der Inder, der nur wenige Schritte daneben seine Schmorgerichte und Suppen anbietet. Auch hier geht es nicht ohne Hightech: Man bestellt am Tresen sein Essen und bekommt daraufhin ein  kleines elektronisches Bauteil mit einer Nummer. Dieses Teil nimmt man mit zu seinem Tisch. Sobald das bestellte Essen fertig ist, klingelt und blinkt das Bauteil und man bekommt das Essen im Tausch gegen das Teil am Tresen ...

Wer aber Fastfood Junkie ist, muss in die oberste Etage steigen: Eine ganze Etage, dort fast nur ein Fast-Food Stand neben dem anderen. Neben zahlreichen asiatischen Schnellküchen finden sich hier Fat Burger, Mc Donalds, Subway, Texas Chicken, Pizza Hut usw. in trauter Gemeinschaft. Offensichtlich ist diese Art Essen auch recht beliebt, denn die Etage ist komplett überfüllt. Und wer sich fragt, wie wird die Araberin im Shador mit einem Burger fertig, sieht wie  plötzlich der Schleier vom Gesicht entfernt wird, um mit Genuss in den Burger beißen. Mit einem Burger vor dem Gesicht erträgt man offenbar das Nacktsein, obwohl man von ebenfalls mampfenden fremden Männern umringt wird. Einige traditionsbewusste Damen verstehen jedoch die Kunst, den Burger von unten durch den Schleier an den Mund zu führen, ohne dass dabei eine erkennbare Sauerei entsteht. Hier besteht offensichtlich kein Widerspruch darin, XXL Pommes mit Ketchup zu genießen und daneben seine Gucci-, Prada- oder Louis Vuitton-Handtasche abzustellen.

Überhaupt die Handtaschen! Eine Araberin im Shador hat nur wenige Möglichkeiten, ihren Reichtum und Style zu zeigen. Deshalb ist die Handtasche sehr wichtig, denn sie zeigt, was man sich leisten kann. Manche verzieren dann zusätzlich den Shador mit Strasssteinchen und gar nicht so selten sieht man unten äußerst modische und teure Highheels  herausragen.  Oft sind die Damen in Begleitung von Herren in der Galabiya  (weißes nachthemdartiges Gewand) in offenen Sandalen mit Kopftuch oder einer kleinen Häkelmütze auf dem Kopf. Auch zahlreiche Kinder sind traditionell gekleidet in offensichtlich neuen Gewändern, die sie zu Eid bekommen haben.

Neben den Luxusgeschäften der Nobelmarken für Kleidung, Schuhe und bis hin zu Dessous, gibt es innerhalb der Dubai Mall einen traditionellen Bereich mit Geschäften, die Regionales anbieten. Wer Nüsse, Trockenfrüchte und Mandeln liebt, sollte unbedingt die süßen Köstlichkeiten probieren.

Ein riesiges Aquarium, ein Wasserfallkunstwerk, ein Kino, ein Kinderparadies - extra für Eid aufgebaut - und die Eislaufbahn Dubai Ice Rink vervollständigen den Palast des Konsums. Wer denkt, hier an einem öffentlichen Ort kann man unbeschränkt fotografieren, wird eines Besseren belehrt: Z.B. wurde uns untersagt, vor dem Lokal More Fotos zu machen, dabei interessierte es überhaupt nicht, dass gar keine Menschen anvisiert wurden ...

... your meal is ready .... Beliebtes Fotomotiv: Der Wasserfall in der Mall ...
Übungsstunde für Eisläufer und Fische ... Gold, Gold, Gold: Nicht alles ist echt ...

Hier in diesen Hallen ist auch der Eingang für den "normalen" Touristen zum Burj Khalifa (einst Burj Dubai), dem höchsten Gebäude der Welt, das nach dem Kalifen von Abu Dhabi umbenannt wurde, nachdem er Dubai mit einer Milliarde Dollar aus den Schulden geholfen hatte.  In 2004 begannen die Bauarbeiten, in 2010 wurde das Gebäude eingeweiht. 828 Meter hoch erstreckt sich der moderne Turmbau zu Babel in den Himmel. Die Aussichtsplattform befindet sich in 124. Stock in 452 Metern Höhe.

Mit Personalausweis kann man die Tickets aus dem Internet in "echte" Eintrittskarten umwandeln. Die Wartezeit bis zur vorgeschriebenen Auffahrt vertreibt man sich im Andenkenladen von At the Top und kann dabei die Souvenirs zum Burj Khalifa in Glas, Metall, Plastik usw. in beliebigen Größen anschauen. Wenn man genau hinschaut, stellt man fest, dass viele Modelle überwiegend nur aus aneinander geklebten Gewindestangen bestehen, die teils vergoldet sind. Auch Lego hat hier einen Coup gelandet, denn der Turm ist als Lego Bausatz erhältlich (natürlich haben wir nicht nur hierbei zugeschlagen, mehr dazu in unserem Modellbaukeller). Schnäppchen darf man hier nicht erwarten ...

Zum Burj Khalifa geht es zuerst durch einen Sicherheitscheck wie am Flughafen und dann durch einen Gang zu den Aufzügen (zum Glück wurde hier diesmal das zweite Schweizer Messer nicht beanstandet ). Zwei Aufzüge sind den Touristen vorbehalten, die mit 10 m/Sek. hoch zur Plattform rasen.  Es ist müßig zu erwähnen, dass diese Fahrstühle zu den schnellsten der Welt gehören.

Man muss zwar beim Buchen des Tickets angeben, um wieviel Uhr man zur Plattform will, oben hat man dann aber alle Zeit, die Aufenthaltsdauer scheint nicht limitiert zu sein. Man kann einmal rund um den Turm gehen und die anderen Wolkenkratzer sehen, die von hier oben wie Modelle aussehen. In der Ferne erkennt man selbst im Dunst das Burj al Arab, einen weiteren berühmten Prunkbau, vor dem die Palminseln liegen ...

Blick vom Turm: Alles wie ein Diorama ... ... ohne Worte ...
Blick auf die Kamelrennbahn - unverkennbar: Die Silhouette des Burj al Arab .... Modelle und Wirklichkeit ...

Unweit vom Turm erkennt man im Gelände die Kamelrennbahn, in der regelmäßig Rennen stattfinden, wobei auf den Kamelen keine Jockeys mehr reiten. Dafür gibt es auf den Kamelen kleine Roboter, die die Peitsche ersetzen. Die Roboter werden von den Besitzern aus ihren Geländewagen ferngesteuert. Die Geländewagen rasen neben der Kamelrennbahn her, so dass für Außenstehende oft unklar ist, wo das eigentliche Rennen stattfindet.

Auf der Plattform steht natürlich auch ein Automat, an dem man Gold kaufen kann, Barren oder Münzen oder Anhänger in Form des Turms. Genau so hat man sich doch den Turm zu Babel immer vorgestellt ... Und würde ich im Turm zu Babel Goldbarren kaufen wollen? Eher wohl nicht. Ein seriöser Händler in Deutschland ist vielleicht etwas teurer, aber dafür bekommt man auch tatsächlich echtes Gold.

Bei der Fahrt nach unten kommen wir ins Grübeln: Warum muss der Turm durch einen Tunnel betreten und verlassen werden? Warum kann man nicht einfach zum Turm gehen dort ein Ticket kaufen und hochfahren?

Das Stichwort hierzu lautet Sicherheit!

So allmählich fügen sich die Puzzleteile zusammen: Der Turm ist von einer Mauer umgeben. Nicht zu hoch, denn man kann über die Mauer hinweg mit dem Personal reden. Das "Personal" sind Sicherheitskräfte - Anzug, weißes Hemd, Sturzhelm, Segway, die den ganzen Tage und die ganze Nacht rund um den Turm patrouillieren. Bewohner des Turms, also auch Gäste des Armani-Hotels, gelangen entweder über die Zufahrt oder über einen kleinen Weg zum Burj Khalifa: Am Ende des kleinen Wegs ist wieder ein Wachposten, der einem die Tür öffnet und teilweise sehr diskret fragt, wo man hin will. Kommt man zu Fuß die Auffahrt hoch, muss man gleich mehrere Posten passieren, die eher smalltalk-artig prüfen, ob man denn auch hierher gehört.

In den Boden der Auffahrt sind mehrere Panzersperren versenkt, die im Ernstfall hochgeklappt werden können. Als häufiger DDR-Transitfahrer erkennt man diese sofort. Im Hotel dann kann man nur mit seiner Zimmerkarte den Fahrstuhl benutzen und fast immer sind rings um den Fahrstuhl freundliche Mitarbeiter, die ein Auge darauf haben, wer so ein- und aussteigt. Man bemüht sich sehr die Sicherheit zu gewährleisten, ohne die Gäste und Bewohner zu sehr zu belästigen. Nun erklärt sich auch, warum man rings um den Turm und auch im Hotel keine Touristen sieht, die nur zum "Mal Schauen" gekommen sind. Wer hier nicht wohnt oder in den Restaurants reserviert hat, bleibt außen vor. Wir haben abends bei Rückkehr die menschlichen Schleusen gezählt: Fünfmal (!) wurden wir von jemanden angesprochen, bis wir schließlich am Fahrstuhl standen. Alles in allem ein Hochsicherheitstrakt!

Nicht nur am Turm jede Menge Sicherheit ... Keine wirkliche Bieroase ...

Kommt man abends müde von den Erkundungen des Emirats nach dem erfolgreichen Passieren aller Sicherheitssperren ins Hotel zurück, sollte man keinen großen Durst auf Bier verspüren:

  • Erstens, die (fast) gute Nachricht: Es gibt wohl Bier, natürlich nur an der Hotelbar.
  • Zweitens aber, die Auswahl ist nur mäßig: Es gibt Heineken (niederländische Biersorte) und Perroni (römische Biersorte, wir sind ja im Armani).
  • Drittens, die schlechte Nachricht: Es gibt kein gezapftes Bier, das Bier wird in Fläschchen mit 0,33 l Inhalt abgegeben.
  • Viertens, und das ist gut: Die Biergläser werden dem Froster entnommen und auch das Bier ist wirklich eiskalt. Der Kellner gießt mit theatralischer Geste ein. Da beide Biersorten nicht zu unseren Favoriten gehören, müssen sie schnell getrunken werden, denn kalt sind sie noch genießbar, doch mit jedem zusätzlichen °C verringert sich der "Genuss".
  • Fünftens, das ist die schlechteste Nachricht: Ein solches Fläschchen kostet 8,00 Euro ...

Bademantel, Badetuch und MiniMag: Fertig ist der Scheich!Immerhin, im Zimmer warten auf uns Pantoffel vor dem Bett, Wasserflaschen neben dem Bett und einige Betthupferl, die Vorhänge sind zugezogen. Man sorgt sich um den Gast. Auch ein Bademantel liegt bereit und mit diesem, einem Badetuch und einer MiniMag samt verstellbarem Kopfgurt kann man sich im Hotelzimmer problemlos recht einheimisch und herrschaftlich gewanden ...

Morgens hängt dann die neueste Ausgabe der Tageszeitung The National an der Zimmertüre, mit der man sich über Lokales und das Weltgeschehen informieren kann. So beklagt sich die Zeitung z.B. darüber, dass an Eid in manchen Bezirken die Ziegen- und Schafspreise immens gestiegen sind, dass man für eine Million Dollar auch nicht mehr das bekommt, was man noch 2008 bekam, und auf ganzseitigen Anzeigen wünschen die Führer des Emirats einen schönen Eid ...

Gut informiert kann anschließend das Frühstücksbuffet gestürmt werden: Bis auf die kleine Auswahl gewöhnungsbedürftiger Kochwurst (Schweinefleisch gibt es hier nicht!), bekommt man alles, was das Herz begehrt: Mindestens 3 Sorten Eier, "Ersatzspeck" aus Pute oder Rind, einige Gemüsegerichte, Suppen, Obst, Säfte, Käsetheke, Joghurttheke, Fisch, Oliven, Paprika, Hummus und verwandte Pürres, frisch gebackene Brötchen, Vollkornbrot, dänisches Süßgebäck, und, und, und. Jede Nationalität soll hier ihr Frühstück finden.

Nur den Service, ja den muss man aushalten können, er agiert hart an der Belästigungsgrenze: Kaum steht man etwas sinnierend vor einer Theke, weil man sich morgens nicht so schnell zwischen Brie und Pecorino entscheiden kann, stürmt eine hilfreiche Kraft herbei, um behilflich zu sein. Sobald der Teller sich leert, wird er einem entrissen, wobei leer für den Service auch ein Teller ist, auf dem noch einige Trauben liegen, der Gast aber eine kurze Pause (10 Sekunden) macht, um zu entscheiden, wie es nun weitergeht.

Nie sollte man seinen halbvollen Teller verlassen, weil man z.B. noch ein Brötchen vom Buffet  holen will: Kommt man zurück, ist der Teller garantiert entsorgt. Zum Glück gibt es ja genug Teller, so dass man sich immer wieder komplett neu eindecken kann. Ansonsten wird man gut versorgt mit hervorragendem italienischen Cappuccino und einem Morningdrink, der aus verschiedenen Früchten frisch gepresst wird. Das Kännchen Kaffee gibt es hier nicht, jede Tasse wird frisch gebrüht vom Barista, das ist das Hotel seinen italienischen Wurzeln schuldig. Mit jedem weiteren Frühstück wächst der Ehrgeiz und das Geschick, seinen Teller bis zum Schluss gegen den Service zu verteidigen.

Gestärkt mit solch einem Frühstück kann nun getrost die Besichtigung der Stadt Dubai beginnen ...


© 2012 Sixta Zerlauth