Sky Streamer - Schmuck für die Drachenleine


Auch ganz allein beeindruckend: Der Black Opal ...Wie auch 2016 veranstalten wir jedes Jahr unser ganz privates Drachenfest auf Fuerteventura, um neue Modelle auszuprobieren oder alte Kostbarkeiten, wie z.B. den immer wieder beeindruckenden Black Opal, wenigstens ab und zu mal fliegen zu lassen (Bild rechts). Natürlich werden dabei auch jede Menge Fotos geschossen und Videos gedreht.

Dabei gibt es allerdings immer wieder ein Problem, denn will man sämtliche Drachen in ihrer Gesamtheit aufs Bild bannen, wirken diese Bilder oft relativ leer mit viel Himmel, etwas Boden und schließlich winzigen Drachen. Auch wenn man an den Drachenleinen allerlei Leinenschmuck anbringt - es wird nicht viel besser!

Etwas Großes muss also in den Himmel, das die Fiesta optisch unterstützt: Dafür bieten sich so genannte "Sky Streamer" an, also lange Tücher, die man entlang der Drachenleine hochzieht. Fertig zu kaufen gibt es sie aus Spinnaker, aber das überzeugt uns nicht wirklich. Uns schwebt eher etwas Transparenteres vor, vielleicht ein zarter Hauch mit etwas Glanz, trotzdem relativ robust, aber viel wiegen darf das Material auch nicht ...

Inspiriert vom Schwanz des Flame, eines Designs vom Drachenbauer Robert Brasington, wollen wir auch so etwas leicht Schillerndes.

Gesucht, gefunden, wir entscheiden uns für "Crystal Organza" aus Polyester mit ca. 30g/qm. Als Farbe wird rot gewählt. 25m / 1,50m breit sind bei eBay schnell geordert, der Meterpreis von 1,50 EUR - 2,00 EUR (Stand Dezember 2015) ist durchaus akzeptabel. Daraus werden nun zwei Sky Streamer mit knapp 30 m Länge entstehen.

Was braucht man noch:

  • 70 m dünne Drachenleine (10 Kp reichen, da kann man gut die Leinen verwerten, die man bei den Kaufdrachen oft dazu bekommt).
  • 20 cm Gummiband
  • 4 Wirbel oder kleine Karabiner
  • jede Menge Nähgarn aus Polyester.

Für ein zügiges Arbeiten an der Nähmaschine empfiehlt es sich, mehrere Unterfadenspulen vorzubereiten: Bei unsere Pfaff - Tipmatic 6122 waren es 9 Spulen. Zusätzlich ist ein transparenter Nähfuß sinnvoll, und wenn die Nähmaschine über einen Obentransport verfügt, sollte man ihn unbedingt nutzen.

Kleiner Flame neben 30m Schlange, alles ein Frage der Perspektive ...Zunächst muss der Stoff der Länge nach geteilt werden: Wer nun glaubt, er könne in der Mitte eine Linie aufzeichnen, wird enttäuscht sein. Organza nimmt keine Farbe an, die Linien sind eher auf der Unterlage als auf dem Stoff zu erkennen. Wer meint, man könne den Stoff beherzt der Länge nach reißen, wird auch nicht glücklich: Die Reißkante sieht nicht sehr schön aus, da sich die Fäden verschieben ...

Variante 1: Man legt den Stoff mittig zusammen und bügelt ihn auf Stufe 2. Anschließend kann man anhand der Bügellinie zwei Bahnen schneiden.

Variante 2: Man zieht aus der Mitte des Stoffs 1 - 3 Kettfäden (Fäden, die beim Stoff in Längsrichtung verlaufen). Das ist mühsam und man braucht gute Augen, hat aber dann eine exakte Mittellinie, an der man entlang schneiden kann.

Als Ergebnis erhält man zwei Stoffteile à 25 m mit einer Breite von 75 cm.

Nun muss man sie noch so zuschneiden, dass sie spitz zulaufen: Das macht man aber nicht über die gesamte Länge, sondern ca. 7 m reichen vollkommen aus für eine gefällige Optik. Dazu legt man eine der beiden Stoffbahnen aus und steckt pro Meter eine Nadel ein mit jeweils 10 cm Versatz, oder alle 50 cm mit 5 cm Versatz. Dann schneidet man entlang der Nadeln einen diagonalen Keil und hat nun aus der einen Stoffbahn eine Bahn mit spitzzulaufendem Ende und einen Keil gewonnen (siehe Zeichnung unten). Diesen Keil näht man jetzt an die andere Stoffbahn.

Als Ergebnis haben wir eine Bahn von 25 m Länge und eine von 32 m Länge. Will man zwei gleich lange Bahnen, näht man beide an den stumpfen Enden zusammen und schneidet sie auf der Hälfte wieder auseinander. Beim Zusammennähen bitte darauf achten, dass die Webkanten aneinander liegen. Die Nähte stören hinterher nicht in der Optik.

Gerissener Organza ... Organza mit gezogenen Fäden ...

Anschließend näht man entlang der angeschrägten Kante den Saum mit engem Zickzackstich, dazu muss man den Stoff nicht umschlagen. Der Zickzackstich nahe der Stoffkante dient nur dazu, den Stoff am Ausfransen zu hindern. Auch wenn Organza aus Polyester recht empfindlich wirkt, so ist der Stoff doch verdammt robust und reißfest. Auf der geraden Kante - da haben wir die Webkante - näht man - ebenfalls mit engem Zickzackstich die Drachenleine fest und lässt sie an beiden Enden gut 20 cm herausragen.

Die Spitze ist beim Sky Streamer oben, die stumpfe Kante oben. An dem oberen Drachenleinenstück befestigen wir einen Wirbel, den man später in einen Ring weit oben an der Leine des Drachens einhängen kann, den man schmücken will.

Am unteren Leinenstück bringt man ein Gummiband mit Karabiner oder Wirbel an zur Befestigung am unteren Ende der Leine des Drachens. Das Gummiband hat die Funktion, diejenigen Kräfte zu dämpfen, die auf den Sky Streamer durch die Drachenbewegungen wirken.

Zuschnitt ...
Leine mit Zickzack festnähen ... Alles gut verstaut mit Ringen für die Befestigung

Für die Sky Streamer gibt es noch einen Sack aus einem Rest Tyvek oder Spinnaker. Wir haben an dessen Kante für jeden Sky Streamer einen Schlüsselring angenäht, um die Wirbel einzuhängen. Das hat den Vorteil, dass man in dem ganzen Stoffwust nie danach suchen muss und das Anbringen am Drachen zügig erledigt werden kann.

Es gibt auch die Variante, eine festere Drachenleine einzunähen und den Drachen direkt am Sky Streamer zu befestigen, auf diese Art und Weise also beides zu einer Einheit zu verschmelzen. Uns erscheint das allerdings nicht praktisch, denn beim Dracheneinholen muss man sich dann gleichzeitig um den Stoffwust kümmern. Bei der getrennten Methode kann man zuerst in aller Ruhe die Sky Streamer verstauen und dann den Drachen.

Bei der Farbwahl sollte man berücksichtigen, dass Organza ziemlich transparent ist, also sind kräftige Farben zu bevorzugen. Nach zwei Tagen Dauereinsatz haben wir den Eindruck, dass die Sky Streamer immer mehr glänzen. Das ist tatsächlich keine Einbildung, denn in dem Organzagewebe lagern sich die Salzkristalle aus der feuchten Meeresluft ein.

Das Ergebnis scheint uns insgesamt gelungen, der Himmel bekommt Struktur, wie man unschwer an unseren neuen Himmelverbindungen (2) erkennen kann ...

... und dann ist der Streamer schnell am Drachen festgemacht ...


© 2016 Sixta Zerlauth , Bild unten: Pedro Lara Bisch