Kurzer Abriss zur Geschichte


Der Ursprung der Drachen liegt in Asien, insbesondere in China und Japan, und liegt etwa 3000 Jahre zurück.

Die ersten Drachen werden in Kriegsberichten erwähnt, denn die Entwicklung der Drachen wurde bis in unser Jahrhundert wesentlich von der Kriegskunst vorangetrieben. So dienten die Drachen zur Einschüchterung der Feinde, indem sie laute surrende bis knatternde Geräusche erzeugten, oder auch zur Messung von Entfernungen.

Man war damals schon in der Lage, sehr leistungsfähige Drachen zu bauen. Sie konnten sehr hoch fliegen, waren stabil gebaut (z.B. gegen Böen) und konnten große Lasten tragen. So wurden bei den Chinesen bereits sogar Menschen mit Drachen transportiert. Teilweise erfolgten Experimente mit Gefangenen, später wurden Kundschafter mit Drachen hoch hinaus geschickt, damit die Kriegsherren mit ausreichenden Informationen aus der Luft über Lage und Größe der feindlichen Heere versorgt werden konnten.

Von China aus breiteten sich die Drachen in ganz Asien aus, wobei ihre zeremonielle und religiöse Bedeutung immer mehr zunahm. Zum Beispiel schrieb man Namen der Söhne auf Drachen mit der Hoffnung, dass beim Steigenlassen auch die bösen Geister mit hinwegfliegen würden.

Man entdeckte jedoch noch weitere Einsatzgebiete für Drachen, so werden sie bis heute in Malaysia auch für den Fischfang eingesetzt. Die Drachen werden dabei mit Schnur, Haken und Köder versehen und über dem Wasser hinausgelassen. Diese Methode hat den Vorteil, dass keine Schatten auf das Wasser fallen und die Fische somit nicht gewarnt werden.

Auf Samoa ließ man die Boote von der Zugkraft der Drachen hinaus aufs Meer ziehen.

Doch neben kriegerischem, religiös-zeremoniellem und handwerklichem Einsatz der Drachen entwickelte sich auch ein Drachensport. Hierzu wurden sehr wendige, leicht zu manövrierende Drachen gebaut (Einleiner!) und deren Leine mit Glassplittern beklebt. Zwei Mannschaften lassen auch heute noch solche Drachen steigen mit dem Ziel, möglichst viele Drachenschnüre des Gegners durchzuschneiden.

Eines haben jedoch die asiatischen Drachen gemeinsam, sie gehören alle zur Gruppe der Flachdrachen, das bedeutet, die Drachen haben nur eine Fläche in einer Ebene (wie z.B. der allseits beliebte Diamant oder auch das Rechteck). Es wurde höchstens noch ein stabilisierender Kiel ergänzt wie beim Delta.

Drachenmodelle

An den Materialien der traditionellen Drachen hat sich bis heute nichts geändert:

  • Seide,
  • Bambus und
  • Papier.

Die ersten verlässlichen Berichte über Drachenbau in Europa beginnen im 15. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert waren sie bereits recht verbreitet als Freizeitspielzeug. Erst im 18. Jahrhundert begannen wissenschaftliche Experimente im Bereich der Meteorologie. So wurden Drachen dabei bis zu 900 m hochgelassen, um Temperaturunterschiede zu messen.

Berühmt wurden die elektrischen Drachen von Benjamin Franklin (US-Politiker und Erfinder), der 1752 nachwies, dass Blitze "elektrische Materie" sind (Die Experimente sind nicht zur Nachahmung empfohlen!). Auch ließ sich der Mann von Drachen auf dem Rücken liegend durch einen See ziehen.

Um 1800 begann Caley sich als erster um die aeronautischen Theorien der Drachen zu kümmern und damit wurde sicherlich der Grundstein für unseren heutigen Flugzeugbau gelegt.

1826 wurde ein Fahrzeug patentiert, das mit 2 hintereinander montierten Drachen vier Passagiere schneller als jede Pferdekutsche mit über 30 km/h befördern konnte. Gelenkt wurde das Fahrzeug mit vier(!) Drachenschnüren.

Im 19. Jahrhundert wurden Drachen zur Signalgebung und auch zur Seenotrettung benutzt, indem die Schiffsbesatzung mit Hilfe der Drachen an Land gehoben wurde.

Auch die erste Brücke über den Niagara wurde mit Hilfe von Drachen gebaut. Die Schlucht wurde mit einer Drachenleine überspannt. Damit zog man etwas schwerere Schnüre hinüber und steigerte es solange, bis man dicke Taue für den Hängebrückenbau transportieren konnte.

Allmählich wurden die anfangs recht primitiven Flächendrachen weiterentwickelt und es entstanden die ersten überaus leistungsfähigen Kastendrachen.

Otto Lilienthal unternahm seine ersten Flugversuche mit einer Art Flugdrachen und auch die Gebilde der Gebrüder Wright können ihren Ursprung nicht verleugnen.

1901 wurden Drachen von Marconi für Versuche im Funk eingesetzt. Beim ersten Versuch wurde eine Empfangsantenne auf 122 m hinaufgetragen, doch der kräftige Wind führte zum Verlust des Drachens. Weitere Versuche glückten, doch mussten an der Empfangsvorrichtung erhebliche Umbauten vorgenommen werden, um die heftigen Flugbewegungen des Drachens zu kompensieren.

Auch in Europa erkannte man bald die kriegstechnische Nutzbarkeit der Drachen. 1855 unternahm ein englischer Admiral im Russlandkrieg erfolgreiche Versuche mit drachengezogenen Torpedos.

Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten die ersten Luftaufnahmen unter Verwendung von Drachen. Neben umfassenden meteorologischen Experimenten wurde auch an der Tragkraft der Drachen gearbeitet. Z.B. entstand der französische Mitlitärkastendrachen, der zum Transport von Lasten eingesetzt wurde.

Militärische Kundschafter versahen ihren Dienst als "Drachenpassagiere" mit Teleskop, Telefon, Kamera und Schusswaffe ausgerüstet. Anstelle eines Telefons wurden Briefe verwendet, die als Fähren zum Kundschafter hochgeschickt wurden, und mit Ballast versehen kehrte die Antwort zum "Bodenteam" zurück.

Die Deutschen verwendeten die Methode im 1. Weltkrieg zur Luftbeobachtung von U-Booten aus. Dabei wurde ein riesiger Kastendrachen hinter dem U-Boot hergezogen, womit man man eine relative Unabhängigkeit vom Wind erreichte. Über die psychische Verfassung solcher Kundschafter nach ihrem Einsatz ist leider nichts bekannt.

In Großbritannien wurden chiffrierte Spionagefunksprüche mittels Drachen, die dünne Antennen in die Luft hoben, an die Nazis übermittelt.

Die Amerikaner entwickelten im 2. Weltkrieg eine wirkungsvolle Flugabwehr zum Schutz von Geleitzügen. Sie ließen Drachen 600 m nebeneinander an Drahtseilen hinaufsteigen und von den Drachen hingen wiederum mehrere Drahtseile herab. Damit war es möglich, feindliche Flugzeuge erheblich an Tragflächen und Propellern zu beschädigen.

Die Briten entwickelten ebenfalls eine solche Flugabwehr, nur erheblich raffinierter. An dem Drachen wurde eine Bombe installiert. Durchflog ein Flugzeug die herabhängenden Drähte des Drachens, legte sich das Seil um die Tragfläche, die Bombe löste sich vom Drachen und wurde durch das Seil auf die Tragfläche des Flugzeugs gezogen.

Doch mittlerweile beschränkt sich der Einsatz der Drachen wieder auf den Freizeitbereich und dort sind die Varianten so umfangreich, dass sicher jeder, der Spaß am Spiel mit dem Wind hat, seinen Favoriten finden wird.

Habt ihr Spaß gehabt an der Lektüre dieses kurzen geschichtlichen Überblicks, findet ihr mehr Informationen in

  • David Pelham
  • DuMont's Bastelbuch der Drachen 1977 DuMont Buchverlag ISBN 3-7701-0946-5

© Text/Bilder 1997 Sixta Zerlauth