Online "unterwegs" ...


Vorbemerkung der Red.: Lange ist es her, dass wir uns zuletzt mit der Kommunikation "unterwegs" beschäftigt haben: Mehrere Jahre sind in der Zwischenzeit ins Land gegangen, seitdem wir unsere mittlerweile schon "historischen" Artikel zu Kommunikation und Schreiben "on Tour" oder auch zum Abenteuer Mobile-Computing online gestellt haben und seitdem hat sich wirklich viel verändert ins diesem Bereich. Und deshalb wird es höchste Zeit, sich wieder einmal diesem Thema zu widmen, denn heutzutage will ja jeder möglichst von seinem Camper aus "online" gehen - also Anlass genug, die Situation am Ende dieses Jahrzehnts zu betrachten!


Internetzugang im Eck ...Alle Jahre wieder stellt sich bei der Reiseplanung die Frage: Wie schaffe ich es, auch unterwegs online zu sein und wie schaffe ich das, ohne dabei die Reisekasse vollkommen zu plündern?

Immerhin, seit der EU-Preisregulierung am 01.07.2009 kann man in Europa zu überschaubaren Tarifen mobil telefonieren und SMS verschicken. Aber reicht das? NEIN! Wir wollen natürlich auch unsere E-Mails lesen und im Internet surfen, z.B. um aktuelle Wetterberichte abzurufen oder mal zu schauen, was so alles los ist in der Welt.

Vielleicht wollen wir aber auch die Daheimgebliebenen mit aktuellen Urlaubsfotos und Berichten erfreuen oder gar mit Google Streetview unser nächstes Reiseziel anschauen.

Doch welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, Kontakt mit dem Internet aufzunehmen und was brauchen wir dazu:

1. Internetcafe

Mitnehmen muss man nichts. Man benötigt Informationen, wo sich solche Einrichtungen befinden. Unsere Beobachtung zeigt, dass der anfängliche Boom (an jeder Straßenecke, Rezeption, Touristoffice ein Internetterminal) seinen Zenit überschritten hat und dieser Service rückläufig ist. Nicht selten findet man geschlossene Internetcafés, obwohl sie noch im Internet als Anlaufpunkt in zahlreichen Linklisten registriert sind.

Findet man ein solches Terminal, kann man zwar surfen und seine E-Mails bearbeiten, aber Bilder hochladen, verschicken usw. ist in der Regel nicht möglich.

2. Mobilfunk

Bei Mobilfunk muss man sich zunächst ein bisschen mit der Technik beschäftigen, um sich in dem Dschungel der Möglichkeiten zurecht zu finden:

  • Bei GPRS (General Packet Radio Service) ist eine Datenrate von ca. 170 KBits/Sek möglich, die Netzbetreiber reduzieren dies jedoch in der Regel auf eine Transferrate von ca. 50 KBits/Sek.
  • Bei EDGE (Enhanced Data-Rates for GSM Evolution), das auf der GPRS-Technologie basiert, sind Datenraten von ca. 470 KBits/Sek möglich. Erfahrungen, wie viel davon die Netzbetreiber ihren Kunden zur Verfügung stellen, liegen uns noch nicht vor.
  • Bei UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), das weltweit unterstützt werden soll, sind Datenraten zwischen ca. 380 kBits/Sek - 2 MBits/Sek möglich. Die Netzbetreiber bieten in der Regel ihren Kunden 384 kBits/Sek für das Surfen und Abholen von E-Mails an (Downstream) und 64 kBits/Sek für den Versand von E-Mails oder das Hochladen von Bildern. Dennoch ist damit ein komfortabler Internetzugriff ohne Unterdrückung von Bildern, Tönen oder ähnliches möglich.
  • Bei HSDPA (high speed downlink packet access) und HSUPA ((high speed uplink packet access)) sind Datenraten weit über dem UMTS möglich, ca. 7 MBits/Sek für Downstream und 2 MBits/Sek für Upstream. Die derzeitige Entwicklung der Technologie geht bereits in den zweistelligen MBits/Sek-Bereich.

Welche dieser Technologien genutzt werden kann, ist abhängig von 3 Faktoren:

  • Was kann mein Gerät (Handy/PDA oder ähnliches), das ich mitnehmen will?
  • Was bietet mein Netzbetreiber?
  • Was gibt es an meinem Standort?

Wenn die 3 Fragen geklärt sind, kann man sich den Tarifen nähern. Innerhalb von Deutschland gibt es zahlreiche Anbieter mit den unterschiedlichsten Datentarifen.

  • Flatrates: Hierbei kann man surfen, so viel man will und zahlt eine Pauschale.
  • Volumentarife: Man kann zu einem günstigen Preis eine bestimmte Menge an Daten pro Monat transferieren, dafür zahlt man ein Pauschale. Darüber wird es in der Regel teuer.
  • Zeittarife: Man kann z.B. eine bestimmte Zeitdauer pro Monat Daten transferieren, dafür zahlt man ein Pauschale, darüber wird es in der Regel teuer. Oder aber Modelle wie der Vodafone WebSessions-Tarif: Man zahlt 14,95 EUR (Stand 2010) und kann dann 24 Stunden auch außerhalb Deutschlands grenzenlos surfen. Ein teurer Spaß, wie wir finden.

Das Ganze gibt es dann auch kombiniert, Flatrates mit Obergrenzen im Kleingedruckten, Zeit / Volumenkombinationen usw. Die Angebote gibt es als Vertrag mit vorgegebenen Laufzeiten oder auch als Prepaid oder mit Limit, damit die Kosten nicht ganz aus dem Ruder laufen.

Als ob dies nicht schon ausreichend kompliziert wäre - die Anbieter setzen noch einen drauf.

Für den Datenaustausch bekommt man von den Anbietern eine SIM-Karte: Diese Karte kann man in sein Handy oder seinen PDA stecken, man kann sie aber auch in einen Stick setzen und diesen dann ins Notebook. Bei vielen Anbietern gibt es den Stick kostenpflichtig dazu, der dann auch noch "gelockt" ist. Das hat zur Folge, dass der Stick nur mit den SIM-Karten des Anbieters funktioniert, von dem man ihn erworben hat, es sei denn, man "unlocked" ihn gemäß Anleitung aus dem Internet ...

Schaut man sich die Tarife an, errechnet man schnell, dass Surfen per Handy nur einen Bruchteil kostet vom Surfen mit dem Stick im Notebook.

UMTS-Stick am USB ...Was spricht also dagegen, sich eine SIM-Karte mit günstigem Handy-Datentarif zuzulegen und diese in einen "neutralen" Stick für das Notebook einzulegen? Zunächst - es ist Betrug, denn wenn man die Vertragsbedingungen zum Handydatentarif durchliest, steht dort häufig explizit "Der Tarif ist nur für Handys zulässig". Selbst Blackberries werden oft ausgeschlossen (Klar, wer sich ein Blackberry leisten kann, kann wohl ruhig ein paar Euros mehr berappen … ).

Aber könnten die Anbieter überhaupt erkennen, dass die SIM-Karte im Stick am Notebook hängt und nicht im Handy steckt? Ja, sie können, denn das Surfverhalten eines Handys weicht von dem eines Notebooks mit Stick erheblich ab. Aber nicht alle Anbieter prüfen das zur Zeit.

Eine andere Idee ist, die SIM-Karte im Handy zu lassen und das Handy dann als Modem ans Notebook anzuschließen. Je nach Handy funktioniert dies durchaus. Je nach Tarif ist die rechtliche Beurteilung dieser Nutzung jedoch nicht immer klar zu erkennen ...

Hinweis der Redaktion: T-Mobile hat diese Form der Nutzung - genannt Tethering - ausdrücklich in den neuen iPhone Tarifen untersagt.

Wenn man sich dann also durch den deutschen Tarifdschungel geschlagen hat, erkennt man, dass man bei einem deutschen Vertrag für die Nutzung im Ausland (z.B. Europa) kräftig zur Kasse gebeten wird, insbesondere, wenn man mit dem Notebook einen komfortablen Internetzugang wünscht.

Alle Varianten, die wir hier für Deutschland kurz betrachtet haben, gibt es natürlich auch im Ausland. Und da gibt es eine Chance für diejenigen Reisenden, die sich überwiegend in einem einzigen Land aufhalten. In den Telefonshops kann man sich häufig zu günstigen Konditionen für eine begrenze Zeit (z.B. einen Monat) mit einer lokalen SIM-Karte inkl. Stick ausstatten. Häufig kann man sich schon vorher im Internet über die Tarife informieren und den Shop seiner Wahl suchen, so dass man vor Ort nicht allzu viel Zeit mit der Suche und dem Vergleichen zubringt. Zu beachten ist lediglich, dass man keinen Tarif wählt, der nur für im Land ansässige Bürger gilt. Das kann unangenehme Überraschungen geben, wenn man mit deutschem Personalausweis antritt.

Für Reisende, die in ihrem Urlaub oft die Länder wechseln und nicht einen Teil des Urlaubs in den diversen Telefonshops zubringen wollen, bleibt noch folgende Alternative:

3. WIFI

Kleine Infozettel mit WIFI-Zugangsdaten ...Wer über ein WIFI-fähiges Gerät verfügt, kann vor Ort WIFI-Hotspots nutzen. Hotspots schießen zur Zeit wie Unkraut in die Höhe. Man sollte sich aber unbedingt im Internet vorab informieren, wo WIFI zur Verfügung steht (In einigen Ländern wird WIFI/Wi-Fi als Synonym für WLAN benutzt).

So bieten dies schon viele Campingplätze an und werben damit auf ihrer Webseite.  Auch innerhalb der Reiseländer kann das Angebot stark abweichen. Z.B. hat die Provence in Frankreich ein sehr dichtes WIFI-Netz, während man Korsika derzeit noch als WIFI-arm bezeichnen kann.

Es gibt kostenlose Zugänge und auch kostenpflichtige über WIFI: Bei den kostenpflichtigen gibt es diejenigen, die wie eine Parkuhr funktionieren. Man zahlt einen Betrag x für z.B. 60 Minuten. Ab dem Login laufen die 60 Minuten, egal ob man sich zwischendrin abmeldet oder nicht. In den 60 Minuten muss man alles erledigen, was man vor hatte. Dann gibt es noch die Tarife, bei denen man auch für z.B. 60 Minuten einen Betrag X zahlt, aber es werden nur die 60 Minuten gezählt, die man online ist. Da kann man sich also morgens anmelden, 10 Minuten E-Mails schauen, sich abmelden, am Abend wieder 10 Minuten surfen und z.B. am nächsten Tag den Rest aufbrauchen.

Vorsicht ist geboten, da die Hotspots in der Regel nicht gesichert sind und die transferierten Daten mitgelesen werden können. Wer also auf sensible Bereiche zugreifen will, sollte sicherstellen, dass dies nur über eine verschlüsselte Seite möglich ist. Versiertere Internetnutzer können auch die Nutzung eines VPN-Zugangs erwägen. 

Also wie geht man nun vor, um seine optimale Lösung für das "Online-Problem" zu finden? Ein Einstieg hierzu sind folgende Fragen.

  1. Prüfen, was können meine Geräte?
  2. Was finde ich vor Ort vor?
  3. Wie mobil / stationär bin ich?
  4. Was bietet mein  Mobilfunkanbieter an bzw. seine Konkurrenten und was kostet das Ganze?
  5. Was bieten die Mobilfunkanbieter im Zielgebiet einem Nichtansässigen an, was kostet das und wo finde ich sie?

© 2010 Sixta Zerlauth