Donnerstag, 08.09.16: Ein besonderes Sofa, Hundefunk und fast eine Kollision ...

05:30 Uhr, klar, Wind SE 3, 1014 hPa, 15°C: Die Sonne ist da, Lotte wird wach - und nimmt sofort "ihr" Sofa auf der pacifico in Beschlag. Wir wollen heute nach Norderney segeln. Die Insel Juist müssen wir ausfallen lassen, der Hafen dort hat bei den herrschenden östlichen Winden einfach zu wenig Wasser für unseren Segler. Schnell können wir dort bei weiterem Ostwind längere Zeit hängenbleiben, denn östliche Winde lassen die Flut nicht so hoch kommen wie im Normalfall.

Um 07:15 Uhr geht es los, nach Segelwind sieht das bisher nicht aus. Nur die leichte Infinite Loop kann einigermaßen in Fahrt kommen. Die hat nur ein Viertel des Gewichts der pacifico und natürlich einen Seglerrumpf: Da kommt der Verdrängerrumpf der pacifico nicht mit. Dafür gibt es bei uns das von den Hunden geliebte lange Sofa, sogar mehrere!

Lotte auf "ihrem" pcifico-Sofa ... ... und später: Sehnsüchtiger Blick nach drüben?

In der Emsmündung an der Nordseite des Hohen Riffs nordwestlich von Borkum verabschiedet sich die Infinite Loop. Christoph und Lotte wollen dichter unter Land bleiben und dadurch etwas abkürzen. Wir bleiben nördlich der 5 m-Linie vor der Küste. Im Laufe des Tages ist er uns etwas mehr als eine Stunde voraus, wir sehen ihn noch lange kreuzen. Östliche Winde sind eben nicht so ideal, wenn man nach Osten segeln will ...

Wir halten regelmäßig Funkkontakt auf Kanal 77, dann heißt es "Loona ruft Lotte" oder "Lotte ruft Loona". Wieder ein herrlicher warmer Sommertag, leider eben schwachwindig. Der Wind schläft immer mehr ein, was nun auch die Infinite Loop spürt: Sie kommt wieder näher.

Loona gibt Kursanweisungen ... ... und später: Sonnen mit Simone ...

Loona ist - wie immer - komplett aufgeregt, pausenlos. Immerhin entwickelt sie Interesse an ihrer Umgebung: So wird nun auch einmal über den Steuerstand geschaut, um zu sehen, was da so passiert. Dann geht es ab und zu mal an Deck auf einen Spaziergang oder einfach nur, um die warme Sonne zu genießen. Etwa 3 Stunden vor Erreichen der Norderney-Ansteuerungstonne gesellt sich ein großer Katamaran zu uns. Leider hält es der Schiffsführer mit dem Abstand nicht so genau: Immer wieder fährt er in unseren Nahbereich hinein, so können wir nicht in Ruhe gleichmäßig fahren. Inzwischen sind auch Christoph und Lotte wieder bei uns und fotografieren ...

Gegen 13:00 Uhr kommt die Insel Norderney und ihre Hauptstadt in Sicht. Wir selbst sind noch auf See am Ostende der Insel Juist unterwegs. Inzwischen ist leichter Dunst aufgekommen und der Wind so gut wie eingeschlafen. Die Insel und die Stadt Norderney sehen dadurch ganz verschwommen aus.

Um 13:45 Uhr - wir brauchen noch etwa eine halbe Stunde bis zum Erreichen des Dovetiefs - fährt uns der Katamaran so dicht vor den Bug, dass wir einen Vollkreis fahren müssen, um das Ding nicht zu rammen. Dort an Bord beginnt man nun seelenruhig mit Segel- und Motormanövern. Wahrscheinlich wieder welche von den "modernen Seefahrern", die meinen, auf Seemannschaft und Funk verzichten zu können ...

Als wir dann um 14:15 Uhr das Dovetief erreichen, verschwindet der Katamaran weiter nach Nordosten, ohne die Einfahrt nach Norderney zu nutzen. Er hat uns also völlig grund- und hirnlos behindert ...

Das Dovetief ist die nördliche Einfahrt nach Norderney. Im Westen gibt es noch eine Einfahrt über die sogenannte Schluchtertonne. Doch das Fahrwasser dort ist mehr starken Änderungen unterworfen und so nehmen wir das Dovetief. Dort soll bei Niedrigwasserstand die flachste Stelle zwei Meter Wassertiefe haben. Wir laufen mit fast hoher Flut ein, die Infinite Loop ist nahezu schon im Hafen angekommen.

Vor Norderney ...
Einlaufen durch das nördliche Fahrwasser ... Fast angekommen ...

Durch die dumme Aktion mit dem Katamaran haben wir 20 Minuten Zeit verloren. In Tidengewässern kann das wichtig werden. Jetzt können wir die Stadt Norderney schon besser in der Nachmittagssonne an Backbord liegen sehen, eine der Fahrwassertonnen ebenfalls. Wir müssen erst in südlicher Richtung ins Watt einlaufen, dann geht das Fahrwasser in südwestlicher Richtung weiter, um bald wieder in südliche Richtung zu führen. Nun fährt man zwischen den Inseln Juist und Norderney. Bald muss man dann nach Osten in Richtung der Norderneyer Hafeneinfahrt abbiegen.

Kurz vor der Einfahrt kommen uns Christoph und Lotte mit dem Schlauchboot entgegen und machen ein Foto der einlaufenden pacifico. Sie haben schon einen Liegeplatz für uns: Wir folgen ihnen einfach durch den bereits gut besuchten Hafen ...

Yachthafen Norderney: Blick in nordwestlicher Richtung Der Hafen ist gut besucht ...

Von der Ansteuerungstonne Dovetief aus bis in den Hafen waren wir mit ruhiger Fahrtstufe und auflaufendem Wasser etwa 90 Minuten unterwegs. Dabei fiel uns auf, dass einige Fahrwassertonnen nicht an den gezeigten Orten der elektronischen Seekarte lagen, was aufgrund der Änderungen im Watt sehr schnell gehen kann. Bis diese dann in den Karten veröffentlicht werden, hat sich alles schon wieder geändert. Am besten ist deshalb, die Einfahrt von See nur am Tage und bei möglichst guten Sichtverhältnissen durchzuführen.

Wir bekommen einen Platz direkt am Kopfende des Stegs am nördlichen Ende der Marina. Um 15:50 Uhr sind wir, nach fast 34 sm, endlich angekommen. Kaum sind wir fest, unterbricht Loona ihren "Hungerstreik".

Wir gehen bald mit ihr an Land, die erste Wiese ist ihre und die lange Fahrt vergessen. Der klobige Oldie pacifico fällt sofort auf: Die Flagge der internationalen Meeresschutzorganisation Sea Shepherd bleibt am Mast, so etwas gibt es hier auf Norderney sonst nicht zu sehen ...

Wir wollen bis zum kommenden Montag bleiben. Das Liegegeld beträgt für pacifico und Besatzung 25,50 EUR pro Tag. Dazu kommen noch Kosten für die Dusche an Land und für Strom (0,50 EUR pro 1.000 Watt). 23:45 Uhr klar, Wiindstille, 1017 hPa, 18°C.

Freitag, 09.09.16: Am Strand und Eis zum Backen ...

07:45 Uhr, 1/8 Bedeckung, Wind SW 3, 1016 hPa, 16°C: Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Christoph und Lotte gehen die beiden mit Freunden surfen und segeln mit einem Minikatamaran.

Wir nehmen uns den Westteil der Insel mit der Stadt vor. Unser Bild unten links zeigt den Blick in den Yachthafen von Nord nach Süd, ganz im Hintergrund am linken Bildrand befindet sich die Anmeldung und der Service aller Art für den Hafen. Alles hat eine freundliche Atmosphäre. Der Anleger links gehört zu einer guten Segelschule. Mit kleinen und praktischen Kajütsegelbooten geht es dort täglich raus zum Segeln, de Teilnehmer der Kurse sind immer gut gelaunt. Selbst ein Hausboot liegt hier im Hafen ...

"pacifico" im Yachthafen von Norderney Die Hafenmauer von Norderney ...

Loona kann endlich wieder rennen!

Auf unserem Weg in die Stadt laufen wir erst einmal den ganzen Hafen entlang: Ein Künstler hat einen großen Teil der Hafenmauer mit den Bildern der Schiffe bemalt, die einst oder auch jetzt noch den Norderneyer Hafen anlaufen. Ähnlich, wie es in den internationalen Yachthäfen von den Besucheryachten aus der ganzen Welt praktiziert wird. Nur die gezeigten Leuchttürme gibt es hier nicht, denn das sind Türme, die nur an den Küsten zu finden sind.

Der Wind legt erst einmal wieder zu. Mit Loona gehen wir zuerst an den Weststrand der Insel, der als Hundestrand ausgewiesen ist. Das verspricht gute Unterhaltung für die von der Seefahrt gebeutelte Hündin. So kommt es dann auch, Loona weiß erst einmal gar nicht, wohin sie als erstes rennen soll. Es gibt natürlich auch den einen oder anderen Hundekumpel kennen zu lernen. Jürgen will sie schließlich auch ins Wasser locken. Doch es herrscht Seegang und Loona geht nur soweit ins Wasser, bis ihr dieses an den Bauch reicht. Bei ihren kurzen Beinen ist das nicht weit und die Wellen sind ihr dann schon bald zu hoch. Simone bleibt etwas weiter an Land und Loona stellt die Verbindung zwischen ihr und Jürgen her. Das möglichst schnell, denn Rennen in der frischen Brise macht heute sehr viel Spaß ..!  

Das große Backen!? ... sogar mit Eis ...

Während unseres Spaziergangs durch die Stadt Norderney begegnen wir auf einem Platz einer Waffel-Bäckerei. Das ist an sich nicht ungewöhnlich. Schräg gegenüber finden wir aber eine Eis-Bäckerei!? Wir haben trotzdem weder eine gebackene Waffel noch ein gebackenes Eis probiert - für uns war dann ein gewöhnlicher Eisbecher erst einmal völlig ausreichend ...

Hafen-Sonnenuntergang ...Der Abend bringt uns einen herrlichen Sonnenuntergang. Christoph erhält die Nachricht, dass er mit dem Boot noch Bekannte mit zwei Kindern aus Norddeich abholen soll - die haben die letzte Fähre verpasst.

Der Ebbstrom hat bereits eingesetzt, so fährt er los. Auf dem Rückweg, es ist bereits dunkel, bleibt das Boot im Watt stecken: Das bringt allen eine Nacht im Watt ... 23:45 Uhr klar, Windstille, 1017 hPa, 18°C.


© 2016 Jürgen Sattler