Eine "Travelbox" zum Reisen 

Selbstbau ist kein Hexenwerk ...


Im Oktober 2011 waren wir zum Entschluss gekommen, einen Aufbau für unseren Pickup selbst zu bauen. Erste Schritte zum Ziel waren Pläne und Zeichnungen, basierend auf den Abmessungen unseres Fahrzeugs, einem Toyota Pickup. Was die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten für einen derartigen Selbstbau anging, waren wir optimistisch: Nebenberufliche Mitarbeit bei einem Spezialbetrieb für Kunststoffverarbeitung sowie eine umfassende Lehrlingsausbildung bei der Telekom Austria in den Bereichen Holzbearbeitung, Feinmechanik und Elektronik sollten für unser Vorhaben von Nutzen sein.

Bild 1: Der Plan ...Was uns vorschwebte: Eine Kabine mit Hubdach und ausstellbaren Seitenteilen (so dass jeder ein 80 cm breites Bett bekommen kann), geringes Gewicht, Platz für Toilette, Tisch, Kühlbox und eine Gesamthöhe von Fahrzeug und Kabine im zusammengeklappten Zustand von nur zwei Metern (siehe rechts, Bild  1).

Entstehung auf dem Montagegestell

Zunächst bauten wir zur Realisierung unserer Pläne ein Gestell, das sozusagen die Ladefläche des Pickups darstellte. Auf diesem wurde dann der Unterbau der Travelbox errichtet. Verwendetes Material: Holzstaffel, 4x8 cm.

Darauf wurde anschließend der Unterbau der Travelbox platziert, bestehend aus beschichteten 15 mm Schalungsplatten, die teilweise genietet und geschraubt sowie mit Aluwinkeln verbunden bzw. verstärkt sind.

Unter dem linken Bett befinden sich zwei Staukästen (Bild 2, siehe Bildreihe unten von links nach rechts). Unter dem rechten Bett ist ein weiterer Staukasten untergebracht, daneben ist Platz für die Toilette (Bild 3). Nach vorne zur Fahrerkabine hin wurde ein Schubladenblock eingesetzt (Bild 4). Somit gibt es 4 Schubladen vorne sowie links und rechts je zwei Ablagefächer. Darunter ist noch genügend Platz für die Stromversorgung samt Akkus (Bild 5) und für Kühltasche, Gaskocher, Wasserkanister sowie viele andere brauchbare Dinge (Bild 6). Aus dem Schubladenblock kann man einen dort untergebrachten Tisch herausziehen.

Der Oberbau der Travelbox wurde aus Kunststoff und Alu gefertigt. Die Frontplatte besteht aus einer geschäumten  1 cm PVC-Platte mit glatter Oberfläche in einem Alurahmen, ebenso die beiden hinteren Teile und der Ausstieg. Das Vorderteil ist mit den beiden Hinterteilen an der Oberkante durch ein Alu-Z-Profil verbunden, an dem die Seitenklappen (mit Nieten) montiert sind.

Bild 2: Staukästen Bild 3: Raum für die Porta Potti Bild 4: Schubladenblock Bild 5: Stromversorgung samt Akkus Bild 6: Raum für Sonstiges ...

An den 4 Eckstehern wurden Flügel zum Ausstellen der Seitenklappen (Bild 7, siehe Bildreihe unten von links nach rechts) montiert, die auch die Bettverbreiterung von 30 cm stützen. Durch das Ausklappen ergibt sich beiderseits eine Liegefläche von 200 x 80 cm.

Die Seitenteile werden mit je 5 Riegeln (2 vorne, 2 hinten, 1 in der Mitte) (Bild 8) unter der aufgeklappten Liegefläche verriegelt (Bild 11) und zusätzlich von außen mit weiteren Riegeln gesichert. Alle Kunststoffteile der Verriegelung wurden selbst gefräst. Das Oberteil der Klappen überlappt das Unterteil sowie die Seitenflügel, sodass ein Ausklappen auch bei Regen möglich ist, ohne dass dabei Wasser ins Innere gelangen kann. Die zweigeteilten Seitenklappen haben keine Fenster zum Öffnen, da die Schräge dem Regen ausgesetzt ist (Bild 9).

Belüftungsklappe und Ausstellfenster dienen als zusätzliche Stütze des Dachs. Mit dem Zusammenklappen des Hubdachs werden sowohl die Belüftungsklappe als auch das Ausstellfenster mit eingeklappt (Bild 10).

Der Einstieg besteht aus einer geschäumten 20 mm PVC-Platte und befindet sich in der Mitte am Heck mit einer ausziehbaren Treppe. An deren Unterseite ist das Autokennzeichen montiert, sichtbar im fahrbereiten Zustand. Im Treppenbereich ist Stauraum für Stromkabel und Vorzeltteppich, rechts daneben Stauraum für die Keile, links befindet sich der Motor des Hubdachs.

Bild 7: Flügel zum Ausstellen der Seitenklappen Bild 8: Seitenteile Bild 9: Seitenklappen ohne Fenster Bild 10: Belüftungsklappe und Ausstellfenster mit eingeklappt Bild 11: Seitenteile werden unter der Liegefläche verriegelt

Das Dach besteht aus einem Alurahmen mit zweiteiliger Platte und wird durch 4 Teleskopstangen mittels eines elektrisch betriebenen Seilzugs gehoben bzw. gesenkt. Zwei Teleskope befinden sich im Innenraum im Schubladenblock, zwei links und rechts des Einstiegs. Die Innenbeleuchtung besteht aus 2 LED-Leisten und einem LED-Strahler. Der Motor der Seilwinde ist ein Scheibenwischermotor mit Untersetzung und Seilrolle sowie mit Endabschaltung oben und Seilspannungsüberwachung (Bild 12/13, siehe Bildreihe unten von links nach rechts).

An der Decke vorne (links und rechts neben dem Schubladenblock) wurden Schienen mit Haken befestigt, um Kleidung oder andere Gegenstände platzsparend aufhängen zu können (Bild 14).

Die Matratzen sind geteilt (50/30 cm), um sie im Fahrbetrieb bei eingeklappten Seitenteilen verstauen zu können. Stauraum gibt es zusätzlich auch am Fuß- und Kopfende der Liegeflächen (Bild 15). An der linken hinteren Wand befindet sich eine ausklappbare Konsole für den Gaskocher mit Spritzschutz (Bild 16).

Bild 12: Scheibenwischermotor als Seilwindenmotor Bild 13: Untersetzung, Seilrolle, Endabschaltung, Seilspannungsüberwachung Bild 14: Schienen mit Haken für platzsparende Aufhängung Bild 15: Stauraum am Fuß- und Kopfende der Liegeflächen Bild 16: Konsole für Gaskocher mit Spritzschutz

Die Travelbox auf dem Fahrzeug

Nach der Fertigstellung auf dem Gestell musste wieder alles zerlegt werden, um es am Fahrzeug wieder zusammenzubauen.

Nach Montage des Unterbaus (Bild 17, siehe Bildreihe unten von links nach rechts) sieht man bereits die Frontplatte und ein Seitenteil mit Ausstellflügel (Bild 18).An dem Alu-Z-Profil wurde die Zeltplane mittels Aluleiste und Nieten befestigt (Bild 19), ebenso am Dachrand. Und fertig (Bild 20)!

Bild 17: Montage Unterbau Bild 18: Frontplatte und Seitenteil mit Ausstellflügel Bild 19: Befestigung Zeltplane Bild 20: Fertig!
Bild 21: Abnahme der Kabine Bild 22: Die Travelbox kann überwintern ...

Zwei Wagenheber können in der Stoßstange des Fahrzeugs verankert werden, um es so in die Waagerechte zu bringen und zu stabilisieren. Anschließend erfolgte der Bau des Gestells zum Überwintern der Travelbox (siehe oben, Bild 21/22).

Weitere Arbeiten wie z.B. die Innenisolierung werden folgen, geplant ist auch ein Solar-Element am Dach sowie die Heizung. Das Fahrzeug soll hauptsächlich für Urlaube in südlichen Gebieten genutzt werden.

Im Fahrgastraum wird die hintere Sitzbank ausgebaut und in einem Sicherungsrahmen stehen Kisten mit Wäsche usw. sowie eine weitere Kühltasche.

Alle Teile wurden von uns selbst gebaut, seien es die Rollen der Seilwinde, die Außen- und Innenverriegelung der Seitenklappen, die "Möbel", Vorhänge, Luftklappen, Matratzenbezüge und die Stromversorgung.

Kabinen-Eckdaten

Im Fahrbetrieb: Länge 2,10 m, Breite 1,80 m (= Fahrzeugbreite), Höhe 2,00 m, Überhang hinten 40 cm. Im Standbetrieb: Länge 2,10 m, Breite 2,40 m, Höhe ca. 2, 80 m bei aufgeklapptem Hubdach mit zwei Schlafplätzen. Imprägnierter Zeltstoff, atmungsaktiv, verschließbares Moskitofenster im Heck, Gewicht 250 kg.

Unterwegs in Le Castella/Italien ... Campen in Vieste/Gargano ...

Der Spritverbrauch ist bei Fahrbetrieb mit Kabine unmerklich höher, die Fahrweise ist sehr ähnlich einem Fahrbetrieb mit normalem Hardtop. Die Autobahngebühr beträgt in Italien die der Klasse A = PKW. Die Seitenwindanfälligkeit hält sich in Grenzen, insgesamt wurden im Jahr 2013 ca. 9.000 km gefahren (Italien, 2x Kroatien, Kärnten). Insgesamt hat der komplette Aufbau ca. 5.500 Euro gekostet, gearbeitet wurde an ihm (mit Unterbrechungen) vom Oktober 2011 bis zum April 2013.

Und zum guten Schluss noch unsere Travelbox "on tour": Unterwegs in Le Castella/Italien (Bild oben links) und beim Campen in Vieste/Gargano (oben rechts) ...


© 2014 Ernst & Uschi Wagner