Über die Entstehung des "Curioso"

Und noch ein Eigenbau ...


Zufriedene Eigenbaucamper unterwegs ...Die Vorgeschichte

Nach mehreren "VW-Bus-Ausbauten" hatte ich die Nase voll: Gemeinsam mit meiner Frau beschloss ich 1995, einen Pickup zu kaufen und endlich selbst eine Kabine dafür zu bauen.

Die Wahl fiel auf einen Pickup Mitsubishi L200 Doppelkabiner. Jetzt, nach rund acht Jahren praktischer Erfahrung, würde ich wieder einen Doppelkabiner wählen, allein schon wegen des Stauraumes im Font (bei ausgebauter Rückbank) für sperrige Sachen, die sich in der Kabine zumeist nicht unterbringen lassen (Tisch, Stühle, Schlauchboot, Außenbordmotor usw. ... ). 

Der Nachteil, den ich inzwischen aber weitgehend in den Griff bekommen habe, ist die kürzere Pritsche: Das bedeutet für die Kabinenbefestigung ebenfalls näher zusammenliegende Befestigungspunkte in der Längsachse, was wiederum ein stärkeres "Arbeiten" der Kabine auf schlechter Straße verursacht. 

Günstige Lage: Der Tankeinfüllstutzen ... Diese Eigenbewegungen konnte ich durch Schaumstoffunterlagen zwischen Fahrerkabine und Aufbau, insbesondere im Bereich "Alkovenwinkel", weitgehend abstellen. Extreme Expeditionsfahrten waren auch nie geplant, wir schätzen hauptsächlich Sonne, Meer, gutes Essen und die Freiheit zu bleiben, wo es uns gefällt ...

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Lage des Tankeinfüllstutzens: Beim Mitsubishi L200 ist er erfreulicherweise in den rückwärtigen Türholm und nicht in die Pritschenwand eingebaut, denn die Pritsche wollte ich - da sonst der Stauraum doch sehr eingeschränkt ist und auch aus Gewichtsgründen - abmontieren.

Bauarbeiten ...

Die 6 Schrauben waren zwar schnell gelöst, aber am Chassis-Rahmen hinten eine 13-polige Steckdose zu montieren, bedeuteten noch viel Arbeit - und für mich als "elektrisches Genie" eine erhebliche Konzentrationsübung. An diese Steckdose sollten dann, je nach Verwendung, die Elektroleitung der Pritsche oder des Aufbaus mittels entsprechendem Stecker angeschlossen werden.

In der Garage montierte ich einen elektrischen Flaschenzug, mit dem ich die Pritsche abheben und auf Balken in der Höhe lagern kann.

Um den Leiterrahmen des L200 zu verstärken (durch den gebrochenen Rahmen eines Pickups mit Kabine, den ich kurz zuvor gesehen hatte, war ich sehr sensibilisiert worden), stellte ich Schablonen her, wonach dann aus 10 mm Stahlblech Verstärkungsbleche gefertigt und am Rahmen im hinteren Bereich angeschweißt wurden.

Bei abgenommener Pritsche passte ich anschließend den Hilfsrahmen an, der mit 4x M12-Schrauben am Leiterrahmen befestigt wurde. Die Kabine selbst ist mit 5x M14 Schrauben am Hilfsrahmen und mit 2x M10 Schrauben am Kfz-Rahmen befestigt. Durch die V-Form der Profile zentriert sich die Kabine beim Aufsetzen selbstständig.

Das Pritschenlager ... Nützlich: Der Hilfsrahmen ...

Der Kabinenboden besteht aus einem geschweißten Stahlprofilrahmen, der oben und unten mit wasserfesten Sperrholzplatten beplankt wurde. In der Mitte befindet sich eine Zwischenlage Styrodur. Am Stahlprofilrahmen der Bodenplatte wurden die Gegenprofile für den Hilfsrahmen befestigt.

Der Wandaufbau der Kabine besteht aus 25 mm GFK-Sandwichplatten, die mit Alu-Winkelprofilen innen und außen mit Sikaflex aufwändig verklebt wurden. Die Platten lassen sich mit der Stichsäge (längeres Sägeblatt für Glasfasern) gut schneiden.

Für den Innenausbau wurden lackiertes Pappelsperrholz (Küche und Staukästchen oben) und verleimte Holzplatten (Sitzstaukästen) verwendet. Alle Befestigungen an den GFK-Wänden erfolgten mit Sikaflex. Das Haftvermögen dieses Klebers ist exzellent.

Kabinenplattform ... ... und Seitenwände ...
Eingangstür ... Wassertank ...

Die Liegefläche ist im Alkoven in Längsrichtung angeordnet: Die Länge von 160 cm wird durch eine Ausziehvorrichtung mit Aluschienen auf 190 cm verlängert. Mit einer Breite von 170 cm ergibt sich somit eine großzügige Liegefläche. Die hochwertigen Schaumstoffmatratzen liegen auf einem Lattenrost aus Pappelsperrholz. Wichtig war auch eine möglichst große Höhe im Alkoven zu erreichen, um einem "Sarggefühl" vorzubeugen ...

Ein 60 l Frischwassertank befindet sich unter dem erhöhten Fußboden im Sitzbereich. Links neben der Küche, beim Eingang, gibt es einen raumhohen Staukasten für Kleider und Schuhe. Rechts von der Küche befindet sich ein Waschraum mit kleinem Waschbecken und chemischem WC, der mit einem Vorhang abtrennbar ist.

Als Abwassertank gibt es mit einem quer montiertem Abwasserrohr (Durchmesser 20 cm) eine sehr preisgünstige Lösung.

Bei Ebay haben wir eine Gasheizung Truma 1800e günstig ersteigert, wobei wir allerdings bei der Firma Truma in München für Überprüfung, Schlauchanschlüsse und Kleinteile nochmals erheblich zur Kasse gebeten wurden - doch dafür haben wir es jetzt bei Bedarf schön warm ...

Sitzecke ... ... und Küche ...

In den zwei großen Staukästen (Sitzbänke) ist viel Platz und sie liegen von der Gewichtsverteilung her günstig. Als Notbett können noch die beiden Sitzbänke durch den Tisch überbrückt und damit in ein Querbett verwandelt werden (Länge 170 cm).

Gelungene Kombination

Ich benötige rund einen halben Tag, um die Kabine zu montieren (inklusiv Abbau und Lagerung der Pritsche). Wir sind mit dem Aufbau von ca. Ende März bis Oktober unterwegs, in der übrigen Zeit genießen wir die Vorteile des Pickups als Arbeitstier, das durch den Allradantrieb im Winter bei Schnee auch durch Tiroler Verhältnisse nicht in Verlegenheit zu bringen ist ...

Abgesattelt ... ... und fast eingefädelt ...

Wir sind mit der Wahl Pickup und Wechselkabine sehr zufrieden. Was wir besonders genießen: Wir haben jetzt mehr Platz als in unseren früheren Fahrzeugen, einen kleinen Waschraum, eine große Liegefläche und durch die Höhe schaut niemand mehr neugierig zum Fenster herein.

Was wir vermissen: einen Durchgang von der Fahrerkabine in den Aufbau für eventuelle Blitzstarts bei nächtlicher Ruhestörung (wir übernachten eher selten auf Campingplätzen).

P.S.: Der Name "Curioso" wurde übrigens von einem interessierten Italiener erfunden. Es kam immer wieder vor, dass nach mehrmaligem Vorbeischlendern jemand plötzlich Mut fasste und wissen wollte, ob man die "Cabina" abmontieren könne.

Endlich fertig: Auf geht´s!Inwieweit nun unsere Erklärung verständlich war, wissen wir nicht wirklich, aber das gemurmelte "curioso" von einem derartig Interessierten lässt mehrere Deutungen zu: Meinte er nun unser Fahrzeug oder die Verständlichkeit unserer Erklärung? 

Unsere Italienischkenntnisse lassen allerdings eher Letzteres vermuten ...


Und noch etwas Wichtiges zum Abschluss: Wir fragten Gerhart nach Daten wie Gewicht, Achslasten usw. Seine Antwort:

Der L200 wurde zwar mit Kabine beim TÜV überprüft, aber Achslasten werden bei uns in Österreich nicht erhoben - erfreulicherweise haben wir hier noch mehr Freiheiten ...  

Mit Kabine (leer, ohne Wasser und Gasflaschen 2 x 5kg) wiegt das Fahrzeug 2.280 kg. Zulässiges Gesamtgewicht: 2.625 kg, also 345 kg Zuladung möglich. Zulassung für 3 Sitzplätze.

Da die Pritsche bei der Kabinenmontage abmontiert wird und ich das Gewicht der Pritsche nicht kenne, kann ich auch zum Gewicht der Kabine keine genaue Angabe machen: Es dürfte bei etwa 450 kg liegen ...


© 2005 Text/Fotos: Gerhart Fabiani, Tirol