Tag 7, Donnerstag: Barcelona

Warnungen für Geldbörsen, Handtaschen, Kameras und teure Schmuckstücke wie gestern in Europas Kulturhauptstadt 2013 gibt es heute gar nicht, ganz im Gegenteil. Unser neuer Liegeplatz Barcelona wird auch in der Presse bereits als "Europas charmante Kreuzfahrt-Hauptstadt" gefeiert und in der SZ-Jahresendausgabe 2013 wird man darüber berichten, dass sich nirgendwo in Europa mehr Kreuzfahrtpassagiere und größere Schiffe treffen als hier. Im Jahr 2014 soll auch das derzeit größte Kreuzfahrtschiff der Welt, die Oasis of the Seas dabei sein. Aber auch unser Bordblättchen klotzt anstatt zu kleckern:

"Moderne hat Tradition in Barcelona, selbst wenn das wie ein Widerspruch klingt. Deshalb wird in der katalanischen Hauptstadt mit all ihren Bauwerken der Romantik, Gotik und Renaissance ausgerechnet die Architektur der jüngsten Vergangenheit verehrt. Diese Gebäude scheinen nach den Gesetzen der Natur gewachsen zu sein. Besonders, wenn sie den genialen Federstrich von Antonio Gaudi tragen. Dank seiner Entwürfe ist Barcelona heute so unverwechselbar wie seine Bewohner, die weder Spanier noch Katalanen, sondern `Barcistos´ sind. ..."

Schweres Geschütz, das die aktuelle AIDA HEUTE auffährt und das man in etlichen anderen Journalen vom "rabatt-schiff.de" bis zum "reisejournal-on-tour.de" wörtlich genau so vorfindet. Man kann es überfliegen, während wir in den Hafen Barcelonas einlaufen und bereits die ziemlich einmalige Silhouette in der Ferne sehen - aber was in aller Welt mögen diese "Barcistos" sein, die all diese Quellen zwar gleichlautend kennen, zu denen sich aber sonst niemand genau auslassen will? Nicht einmal Wikipedia mag sich dazu äußern und so ist unsere Neugier natürlich geweckt, denn heute wollen wir mal auf eigene Faust durch diesen Ort und haben zu diesem Zweck nur das Bus Shuttle geordert ...

Hafenpanorama: Ankunft in Barcelona ...

Beeindruckende Stadtsilhouette ... Dort also wollen wir hin! Tankschiff - und schon wieder die `MSC Poesia´!

Alle 30 Minuten ist hier ein Pendelverkehr zwischen Schiff und dem Ausstiegspunkt in der Nähe vom Mirador de Colom eingerichtet. Als letzte Abfahrtszeit ist 18:00 Uhr angekündigt, dicht vor dem heutigen "Alle an Bord" um 18:30 Uhr. Gegen 19:00 Uhr will die AIDAmar dann ablegen, um in der Nacht den letzten Streckenabschnitt zu bewältigen: Die verbliebenen gut 250 Kilometer bis nach Palma de Mallorca, dem Start- und Endpunkt unserer kurzen Reise.

Bis auf den einen Tag in Pisa haben wir heute wie auch an allen anderen Tagen wieder Bilderbuchwetter: leicht bewölkt soll es heute werden, bei 23°C - ein sehr angenehmer 7. November also!

Der Bus startet vom heutigen Liegeplatz, dem Adosado Terminal C, wo wir erstmalig während der Reise betankt werden und wo selbstverständlich auch wieder die MSC Poesia in der Nähe liegt. Unsere Bushaltestelle liegt in der Nähe der berühmten "Plaça del Portal de la Pau". Man geht vorbei an der Skulptur "Ones" von Andreu Alfaro, einer gewaltigen, über 40 m hohen Edelstahlrohrkonstruktion aus sieben zusammengesetzten Bögen, die vielleicht an Meereswogen erinnern sollen. Kurz danach steht man am mit 60 m noch höheren Kolumbus Denkmal, von wo aus man in kürzester Zeit die Flaniermeile "La Rambla" erreicht, die wir natürlich entlang gehen wollen.

Es fällt auf, dass trotz einer Menge von Fußgängern und Touristen, die natürlich auch gerade hier unterwegs sind, die Atmosphäre insgesamt eine völlig andere ist als z.B. in Rom, wo man das Gedränge nur als absolut unangenehm empfinden konnte: Hier herrscht trotz aller Fülle eine leichte und entspannte Stimmung, alles ist großzügiger angelegt und man fühlt sich wesentlich wohler als in Italiens Hauptstadt.

Erste Station an der Rambla sind für uns die berühmten Markthallen des "Mercat de la Boqueria", der wir einen eigenen Fotobeitrag gewidmet haben - als begeisterte Besucher aller berühmten Markthallen von Avignon über Porto bis nach Innsbruck ist ein Besuch auch hier natürlich ein Muss. In der nebenan liegenden Tapas Bar, in der wir uns mit Olivenöl und Wein versorgen, gibt es selbstverständlich auch einen kleinen Imbiss, bevor es weiter geht: Stärkung tut not ..!

Vorbei an der Skulptur "Ones" von Andreu Alfaro ... ... und dem alten Hafenverwaltungsgebäude ...
Trubel auf der Flaniermeile ... Die Markthallen warten!
Stärkung muss sein ... ... an der Tapas Bar ...

Barcelona kennen und mögen lernen in wenigen Stunden ist natürlich eine echte Herausforderung, insbesondere für langsam aber sicher wieder gehfähige "Neufußgänger", doch was sein muss, muss sein! Also heißt es als nächstes wieder einige Gebäude von Antoni Gaudi anzuschauen, dem berühmten spanischen Architekten, der heute als herausragender Vertreter des katalanischen Jugendstils gilt.

Wir erreichen die "Plaça de Catalunya", die den Übergang vom alten Stadtkern zum modernen Barcelona markiert und stehen wenig später vor der "Casa Lleó i Morera" des Architekten Lluís Domènech, die man als Laie ebenfalls für ein Werk Gaudis halten könnte. Doch das steht unweit daneben: die "Casa Batlló". Das Anfang des 20. Jahrhunderts von Gaudi völlig umgestaltete Gebäude zählt fraglos zu einem der außergewöhnlichsten Barcelonas. Das hier auch "Haus der Knochen" genannte Bauwerk lohnt einen Besuch und von hier aus muss man dann auch den Weg finden zu Gaudis berühmtesten Bauwerk in Barcelona: der Basilika "Sagrada Familia". Klar, dass wir auch dahin müssen!

Casa Lleó i Morera ...
... und Gaudis berühmte Casa Batlló ...
Grimmige Demo-Absicherung ...

Wir passieren eine von Polizisten bewachte Demo von Weißkitteln: Medikamenten-Poster weisen hier wohl auf eine ganze Ansammlung von Apothekern hin. Vorbei an der Gruppe samt grimmig dreinschauenden Polizisten weist der PDA-TomTom den Weg. Kreuzungspunkt Av. Mallorca und Av. Sicilia war eingegeben und so bringt uns die Fußgänger-Einstellung vorbei an etlichen Kreuzungen und Straßen zu unserem Ziel. Vor uns ragt die berühmte Touristenattraktion empor, das Lebenswerk Gaudis, an dem er mehr als 40 Jahre arbeitete und das er nie vollenden konnte, bis er schließlich im Jahr 1926 nach dem Unfall mit einer Straßenbahn verstarb.

An dem unvollendeten Bauwerk, das die dritte Kathedrale Barcelonas werden sollte, wird seit 1882 gearbeitet und das wahrscheinlich auch noch in den nächsten 10 Jahren. Ob es jemals "richtig" fertig werden wird, darf angezweifelt wird, da die ursprünglichen Baupläne im spanischen Bürgerkrieg verloren gingen und nur mit Hilfe rekonstruierter Modelle weiter gearbeitet werden konnte. Mit dem Bau der vorletzten Fassade wurde erst nach Gaudis Tod begonnen, eine weitere wurde noch gar nicht begonnen. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass aufgrund der langen Bauzeit hier verschiedenste  Architekturstile kombiniert wurden und das Ende nicht wirklich absehbar ist. Aber wie soll Gaudi einst gesagt haben: "Mein Kunde hat keine Eile" ...

Angekommen: An der Basilika `Sagrada Familia´ ... mit Bauaktivitäten an allen Ecken und Enden ... Tempel oder Kathedrale ..? ... in weiteren gut 10 Jahren wirklich fertig? ...
Seifenblasen-Unterhaltung ... Gefragt: Fahrrad-Taxen ...
Kein Parkplatz für PKWs sichtbar ... Hafenseilbahn ...

Wir erholen uns kurz im kleinen Park gegenüber der Basilika und schauen Seifenblasen-Gauklern und viel beschäftigten Fahrrad-Taxen zu, bevor es zu Fuß wieder zurück geht: Nun wird deutlich, wie viele Kilometer wir heute insgesamt zurückgelegt haben werden, bis wir wieder in die Nähe unserer Bushaltestelle kommen. Die Strecke zieht sich merklich, Straße rechts folgt auf Straße links, schließlich wird auch TomTom wieder konsultiert, als die Strecke kein Ende nehmen will.

Irgend wann kommen wir schließlich aber wieder in die Nähe des alten Hafenverwaltungsgebäudes, auch der fast 120 m hohe Mittelturm "Torre Jaume I" der Hafenseilbahn ist nun wieder zu sehen, die schon den ganzen Tag über dem Hafen Touristen baggert. Wir sehen, wie sich von beiden Seiten die Kabinen nähern, um dann im hohen Zentralturm einige Minuten zu halten, damit die Touris an Bord auch den Ausblick auf Barcelona genießen können. Gerne wären wir natürlich auch mit dieser Seilbahn gefahren, aber dafür bleibt heute leider keine Zeit - vielleicht dann das nächste Mal!

Der Bus bringt uns wieder zur Anlegestelle zurück und natürlich warten auch nach so einem Barcelona-Landgang wieder Abendessen und Abendprogramm. In der Kabine liegt auf dem Bett ein zum Abschied liebevoll zusammen gelegter "Handtuchschwan" - man würde das Tierchen sicher gern vor der unbarmherzigen Waschmaschine morgen retten, aber vielleicht gäbe das ja Ärger ..?

Abschied Kabine: Rettung des Handtuchschwans möglich ..? Henkersmahlzeit im Markt Restaurant ...
Auch die AIDAmar hat Markthallen! Abschiedsarrangement ...

Die Erinnerungstorte wartet ...

Während des Abendessens im schon gewohnten Markt Restaurant, wo man sich heute Abend auch sehr viel Mühe gegeben hat mit ansprechender Abschieds-Deko und wo wir einen schönen Platz abgelegen vom Haupttrubel finden, folgt schon bald das letzte "Sail Away" der Reise - ein Augenblick, der schon so etwas wie Sentimentalität fördert. Kapitän Cramer zeigt sich anlässlich des letzten Abends dieser Tour recht gesprächig: Er berichtet von seinem Treffen mit anderen Kapitänen heute. Offenbar lädt man sich in diesen Kreisen schon mal zu Besuchen und Gegenbesuchen auf den jeweiligen Brücken ein - diesmal war es wohl der Kapitän der schon so vertrauten MSC Poesia, der die AIDAmar besuchte. Der Besuch hindert Claas Cramer aber nicht daran, das benachbarte Kreuzfahrtschiff als großen "Toaster" zu bezeichnen, der ja mit seinen rund 3.000 Passagieren deutlich größer ist als unser Aida Schiff. Aber hat er nicht eigentlich recht mit dem "Toaster", so schön ist sie wirklich nicht, oder ..?

Der Kapitän berichtet weiter von seinen Problemen mit Artisten und unruhiger See: Heute wird es endlich so weit sein, dass auch die Artisten wieder schwierige Hochseilaktionen vorführen können, für die wir zwar gestern schon die Proben gesehen hatten, die aber aufgrund entsprechenden Seegangs bisher nicht erfolgen konnten - auf was man nicht alles bei einer Kreuzfahrt achten muss!

Die AIDA HEUTE hat schon alles wichtige erwähnt: Wie bekommt man seinen Reisefilm über "Ihre Unvergesslichen Momente", die DVD mit allen Destinationen und Höhepunkten der Reise, wie begleicht man die Bordrechnung, wie sieht es aus mit Barzahlung, wie mit dem Buchungsschluss auf dem Bordkonto und vieles mehr. Nicht zu vergessen natürlich auch das wichtige Poolhandtuch, das zurückgegeben werden muss, wenn nicht der offenbar hier notwendige Handtuchpfand verfallen soll ...

Abendshow nur bei leichtem Seegang ... Die Mannschaft verabschiedet sich ... Farewell-Sekt gibt es auch ...
... und eine Lasershow ... Letzter Abend, letzte Shows ...

Auch der Check-out soll so entspannt verlaufen wie der bisherige Trip: Wenn die Koffer bis spätestens 2:00 Uhr morgens vor der Kabine stehen, werden sie ebenso wie bei der Anreise vom Personal bearbeitet - man wird sie dann nach dem Check-out nach Decks sortiert im Hafenterminal vorfinden. Um 9:00 Uhr soll die Kabine frei sein, damit sie wieder für die neu anreisenden Gäste vorbereitet werden kann.

Viel zu organisieren heute Abend, aber das soll weder das Abendessen noch die Farewell-Sektparty auf dem Pooldeck oder die Farewell-Show im Anschluss und auch nicht die Farewell-Disco in der Anytime Bar ab 22:00 Uhr trüben - es gibt sicher etliche Gäste heute Abend an Bord, die in dieser Nacht noch viel vorhaben ...

Enya´s "Sail Away" verklingt und wir verlassen den Hafen von Barcelona - die letzte Fahrt mit fast genauem Südkurs folgt. Auch wir finden uns natürlich zum Farewell-Sekt ein und anlässlich der Farewell-Show unter dem Motto "Auf AIDAsehen!" mit anschließender aufregender Lasershow verabschiedet sich auch die Mannschaft, die von den "Unterhaltungs-Offizieren" nochmals vorgestellt wird. Dass man dabei auf Humor nicht ganz verzichten will, zeigt die präsentierte Fragenliste von Passagieren anlässlich von Aida Touren: Auch die Aida Crew verfügt offensichtlich wie das Explorer Magazin über eine echte FAQShitparade!

Aus der Aida Hitparade bringen wir natürlich auch einen Auszug, denn diese Fragen sollten wirklich geklärt werden:

Frage: Macht der Käpt´n den Job eigentlich hauptberuflich?
Antwort: Bis heute noch.

... und natürlich noch die letzte Ansprache vom Käpt´n ...Frage: Ist in den Toiletten Süß- oder Salzwasser?
Antwort: Muss man wohl mal probieren, aber auf das Gebiss aufpassen, bei der Spülung!

Frage: Fahren die Aufzüge vom vorderen zum hinteren Teil des Schiffes?
Antwort: Derzeit nur von unten nach oben.

Frage: Schläft die Crew eigentlich auch an Bord?
Antwort: Nein, sie lässt sich nachts auf eine Luxusyacht übersetzen.

Frage: Isst die Crew die Reste vom Restaurant?
Antwort: Nein, die Crew isst in der Messe, nur für die Paxe nennt man das Restaurant.

Frage: Wie hoch ist die Arbeitslosenquote bei der Crew?
Antwort: Fast alle sind ganztags beschäftigt.

Frage: Wie erkenne ich mein Foto, wenn da die Kabinennummer nicht drauf steht?
Antwort: Hmmh, gute Frage!

Irgend wann ist auch für uns Schluss heute Abend, die letzte Show ist beendet, der letzte Abschiedsdrink genommen, die letzte Nacht an Bord nimmt ihren Lauf. Die Koffer stehen vor der Kabinentür und der morgige Tag wird zeigen, wie so ein entspannter Check-out ablaufen wird, hoffentlich wird er das ..!


© 2014 J. de Haas