Fliegen in Afrika - Praktische Hinweise

Wenn wir hier vor dem Hintergrund zweier Flüge durch Afrika - dem Vorbereitungsflug und der Leserreise schließlich - Tipps geben wollen und auch Meinungen formulieren, dann ist das natürlich nicht repräsentativ: Wir sind zweimal rund 9.200 NM durch den afrikanischen Kontinent geflogen, haben das Wetter im September/Oktober gesehen und im Februar/März.

Wir sind gelandet in diesen Staaten:

  • Flugwetter am Ende der Regenzeit: Querab von Johannesburg ...Ägypten
  • Sudan
  • Kenia
  • Tanzania
  • Zimbabwe
  • Namibia
  • Republic of South Africa 
  • Mozambique
  • Malawi

und haben weiter überflogen die Staaten

  • Zambia und
  • Botswana.

Ein Blick auf die Karte zeigt, dass wir also den derzeit politisch hochexplosiven westlichen Teil Afrikas vermieden haben, Äthiopien ebenfalls.

Reisezeit und Wetter 

Zunächst zum Wetter. Wer Afrika großräumig befliegt, ist mit Nord-Südkursen unterwegs. Das bedeutet: Er fliegt durch die Jahreszeiten, er fliegt zunächst in die Subtropen, dann in die Tropen, aus diesen heraus, wieder in die Subtropen und aus jenen heraus.

Wer Afrika von Nord bis Süd quert, lernt praktisch alle Jahreszeiten kennen. Schon vor diesem Hintergrund ist es schwierig, eine ideale Reisezeit zu nennen. September/Oktober ist mit Sicherheit sehr gut geeignet für alle genannten Länder.

Reise durch alle Jahreszeiten: Pinguine in Kapstadt ...Februar/März ist etwas schwieriger, liegt mancherorts am Ende der Regenzeit, wobei während unserer Reise meteorologische Anomalien auftraten (Mozambique, Südafrika) mit ungewohnt starken Regenfällen. Gleichwohl hat die Gruppe praktisch überall gutes Wetter, gutes Flugwetter vorgefunden.

Trafen wir im Oktober über dem Süden Sudans hohe Quellungen an, so war die Luft dort im Februar/März absolut trocken, keine Bewölkung nördlich des Äquators, also über Ägypten, Sudan und dem Norden Kenias. 

Die Temperaturen im Februar/März waren durchweg angenehm: Europäisch-sommerlich in Namibia und Kapstadt, etwas wärmer an den Victoria Falls, schon recht warm in Mombasa und natürlich heiß mit 36° C und mehr in Khartoum, frühlingshaft in Luxor. Man kann, reist man durch Afrika, klimatisch nicht alles haben. Wir meinen aber: Entweder im März. Oder im Oktober.

Flugstrecke

Wer nach Südafrika will, wer den Kilimanjaro, die Victoria Falls sehen will, wer das traumhaft schöne Namibia entdecken will, dem bleibt wenig mehr als die Route, die wir ausgesucht haben und geflogen sind. Diese Route, das sei deutlich gesagt, ist problemlos. Zumal dann, wenn man allein unterwegs ist, eine Flotte von 18 bis 20 Flugzeugen generiert natürlich örtlich Probleme für die vorhandene Infrastruktur, die ein einzelner Flieger nicht verursacht.

Fliegerisch hält die Strecke zwei Herausforderungen vor: 

1. Von Khartoum aus muss sehr lange geflogen werden, bis in Kenia der erste passende Flugplatz auftaucht - es sind 749 NM bis nach Lokichogio, dazwischen so gut wie nichts als Wüste, jedenfalls keine Flugplätze, die AVGAS zu haben scheinen (im Sudan).

2. Kenia hat eine sehr anspruchsvolle Topographie, die in einer sehr hohen MORA ihren Niederschlag findet: IFR-Piloten müssen auf 15.000 ft und höher klettern.

Treibstoff (AVGAS)

Anders als in arabischen Ländern ist AVGAS in Afrika grundsätzlich kein Problem, dort werden sehr viele Flugzeuge mit Kolbentriebwerken genutzt. Problematisch dagegen ist vielerorts die Versorgung mit Motorenöl. Es empfiehlt sich dringend, eine ausreichende Menge Öl mitzuführen und den Vorrat dort aufzufüllen, wo Öl verfügbar ist, also z.B. in 

  • Victoria Falls
  • Swakopmund/Walvis Bay
  • Cape Town.

AVGAS ist meist preiswert. Wir haben aktuell bezahlt in US-Dollar pro Liter: 

  • Lilongwe $ 0,79 
  • Kapstadt $ 0,54 
  • Swakopmund $ 0,44
  • Luxor $ 0,71 
  • Mombasa $ 0,85 
  • Victoria Falls $ 0,57 
  • Khartoum $ 1,04 
  • Kilimanjaro $ 0,63 
  • Straubing $ 1,37

Das AVGAS kostet quer durch Afrika meist etwas weniger als die Hälfte als hier in Deutschland. 

Sonstige Gebühren

Genussvoll und preiswert: Fliegen in Südafrika ...Fliegen in Afrika ist nicht grundsätzlich preiswert zu nennen, man muss es sehr differenziert betrachten. Landegebühren sind grundsätzlich niedrig, allerdings fallen oft sofort Navigationsgebühren an, auch für Flugzeuge unter 2 Tonnen.

Das bedeutet: Twinflieger, die Eurocontrolgebühren zähneknirschend zahlen, lächeln über 34,- Dollar Nav Fee in Mombasa. Die Piloten von Einmotorigen aber sind natürlich konsterniert, wenn sie in Luxor 78,- Dollar Navigation Fee bezahlen müssen. In Lilongwe etwa zahlten wir 10,- Dollar Landegebühr, 2,- Dollar für das Parken und 60,- Dollar Navigationsgebühren.

Lanseria dagegen verlangte 18,- Mark (55,- Rand) Landegebühr und weitere 6,- Mark (18,- Rand) Approach Gebühr. Teuer ist Khartoum mit 338,- Dollar für Handling, Landung und Navigation - leider unvermeidbar. Kilimanjaro in Tanzania sammelte 105,- Dollar ein: 20,- Landegebühr, 60,- für "ANC" und 20,- für "ADM" - was immer das ist! - sowie 5,- Dollar Parkgebühr.

Also: Auf den Flugplätzen wird man Geld los, vorbildlich allerdings sind Namibia und Südafrika, Landegebühren im 10,- Mark Bereich lassen die Luftfahrer lächeln: Swakopmund kassierte 30,- Namib-Dollar, knapp 10,- Mark, Kapstadt 96,33 Rand, gute 30,- Mark.

Gezielte Hinweise 

Problemländer auf der Reise durch Afrika gibt es deren zwei: Ägypten und Kenia.

Ägypten ist ein durch und durch korruptes Land, in dem Polizisten den Besucher genauso um Geld angehen, wie Handling-Agenten. Ägypten ist bürokratisiert bis in die infantile Stufe hinab: Wer in Luxor in den Flugplatz hinein will, wird daran gehindert. Wer drin ist und raus will, wird daran gehindert. Und trotzdem bleibt Luxor der Flugplatz für den Reisenden, zumal für jenen, der AVGAS benötigt, denn Asswan behauptet zwar, AVGAS vorzuhalten, tut das aber nicht.

Kairo ist die Hölle mit Abfertigungszeiten von rund einem Tag. In Luxor muss man Ruhe bewahren, den Blick auf Unendlich stellen, die Formulare ausstellen, irgendwann begreift dort auch der letzte, dass es weitergehen muss. Meiden Sie die AN-Aviation, jenen Handling-Agenten, der meint, Chocks vor dem Bugrad und 100 m-Transportation sind 500 US-Dollar wert.

Hoffnung, dass es in Ägypten besser wird, gibt es - mindestens bei mir - nicht: Zuerst muss die Korruption vom Tisch, damit wohl auch Herr Mubarak, bevor dieses abgewirtschaftete Land etwas Positives hervor bringt. Allein gegenüber den hunderttausenden Touristen, die jährlich Luxor besuchen, ist diese Flugplatzruine eine Zumutung.

Das zweite Problemland ist Kenia. Kenia, ehemals Touristenland Nr. 1 für den Afrikareisenden, ist auf einer rasanten Entwicklung nach unten. In Kenia wird auf den Flugplätzen nicht nur gebettelt, es wird mit mafiosen Mitteln erpresst und vor allem massiv betrogen. Wer eine kenianische Zeitung aufschlägt, findet korrespondierend dazu auf den ersten vier Seiten nur und ausschließlich Mord und Totschlag.

Die erstaunlich frechen und mutigen Zeitungen machen dem Staatspräsidenten Moi schwerste Korruptionsvorwürfe und beschweren ihn mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit, mit Mord, Verschleppung und Folter. Zufällig habe ich einen Beitrag gelesen, verfasst von einem Parlamentsmitglied: Kenia hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahre 2020 ein Industriestaat zu werden. Erreicht wird das, so der Autor des Beitrages, aber nur, wenn Kenia sich von seinen beiden größten Übeln löst: Korruption und Aids. Deutlicher kann man es nicht ausdrücken.

Wobei der aufmerksame Besucher kaum glaubt, dass Kenia es schaffen wird. Kleinigkeiten am Rande: Das Mombasa Serena Beach Hotel wird noch in der Liste der besten Hotels der Welt geführt, tatsächlich gehört es dort nicht mehr hin: Betrügereien auch hier: Gebuchte und vorausbezahlte Zimmer einer bestimmten Kategorie werden nicht geliefert, die Gäste zunächst "downgegraded", erst stundenlanges Palaver überzeugt das Hotelmanagement, den geschlossenen Vertrag einzuhalten. Kenia ist kein gastfreundliches Land mehr. Kenia ist ein gefährliches Land, in dem die Kriminalität blüht. 

Die wahren Fliegerländer heißen Namibia und Südafrika: Traumhafte Natur, faire, freundliche Menschen, problemlose, preiswerte Fliegerei - das findet man in diesen beiden Staaten. Problemlose Fliegerei hatten wir auch sonst eigentlich überall. In Zambia und Zimbabwe, in Malawi und Tanzania, über Botswana und Mozambique. Unsere klare Empfehlung: Besuchen Sie Afrika, fliegen Sie in Afrika, es ist ein Erlebnis.

Unsere Route erwies sich als eigentlich sehr gut, sie bot einen wunderschönen "Afrika-Cocktail". Kenia und Ägypten sind Staaten, um die man dabei nicht herum kommt. Bereiten Sie sich gut darauf vor und minimieren Sie den Aufenthalt dort. Ansonsten werden Sie in Afrika wohl nur positive Erlebnisse haben.

Heiko Teegen


© Text/Bilder 2000 Heiko Teegen, Pilot und Flugzeug 05/00-06/00


Nachtrag, September ´04: Wer nicht nur nach Südafrika fliegen, sondern dort auch noch eine aufregende Flugausbildung erleben will, kann dies ebenfalls tun: Er sollte sich dazu einmal unseren Beitrag anschauen über die